Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Größte Schule im Kreis wird neu gebaut
Eine Sanierung kommt für die Bertha-Benz-Schule nicht infrage – Standort noch unklar
SIGMARINGEN - Zwei Berufsschulen – ein Campus? Mit dem Kreistagsbeschluss vom Herbst, die BerthaBenz-Schule nicht zu sanieren, sondern neu bauen zu lassen, hat sich in den Augen der Kreisräte eine reizvolle Möglichkeit aufgetan. Nämlich, die Bertha-Benz-Schule in unmittelbarer Nähe zur Ludwig-ErhardSchule und dem Hohenzollern-Gymnasium (HZG) bauen zu lassen. Die Schüler könnten so möglicherweise von Synergieeffekten wie einer gemeinsamen Mensa profitieren, hieß es im Kreistag. Alternativer Standort wäre in Nähe zum Krankenhaus auf dem Areal „Küchenäcker“. Egal wie die Lösung aussehen wird, steht fest, dass der Kreis mit dem Neubau der Berufsschule ein riesiges Millionenprojekt in den kommenden Jahren angehen wird.
Dass das Campus-Konzept auch Nachteile mit sich bringt, wurde sowohl in besagter Kreistagssitzung als auch im Gespräch mit Bertha-BenzSchulleiter Christian Roth deutlich: Hält man sich rein an die Kosten, ist die Campuslösung mit 66,7 Millionen Euro deutlich teurer als ein Neubau auf dem Areal „Küchenäcker“(61,2 Millionen Euro) in Nachbarschaft zum Krankenhaus, allein schon, weil für den ersten Vorschlag die Turnhalle des HZG weichen müsste. Eine Sanierung des Bestands hätte aufgrund der ungünstigen Hanglage rund 94 Millionen Euro gekostet und schied damit aus.
Schulleiter Roth weist im Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“darauf hin, dass das Verkehrschaos, dass drei Schulen, nämlich Ludwig-Erhard-Schule, Hohenzollern-Gymnasium und Bertha-BenzSchule, auf dem Mühlberg verursachen würden, sämtliche Vorteile aufwiegen würde. Zudem wären die Auswirkungen auf den laufenden Schulbetrieb aller Schulen groß, allein schon, was den Baulärm angehe. Schüler der Bertha-Benz-Schule würden dann außerdem über Jahre hinweg an zwei Standorten beschult, was ungünstig sei. Beim Neubau „Küchenäcker“könne man die Schule während des laufenden Betriebs neu bauen, was auch schneller vonstatten ginge, und dann einziehen.
Flexibles Raumkonzept nötig
Für den Neubau wünscht sich Christian Roth ein flexibles Raumkonzept und Platz: „Wir wollen auch individuelle Förderung innerhalb einer Klasse, das bedarf räumlicher Ausweichmöglichkeiten oder Trennwänden, beispielsweise für Gruppenarbeit.“Auf technischer Ebene wünsche er sich eine intelligente Klimatisierung und lichtdurchflutete Räume sowie vorzugsweise einen Gebäudekomplex statt fünf, wie jetzt. „Die Schule soll sich wie eine Gesamteinheit anfühlen und noch stärker zusammenwachsen. Im Moment herrscht manchmal noch das Denken vor: ,Hier sind die Handwerker, dort drüben die Erzieher...’ – ich würde mir einfach wünschen, dass Schüler und Lehrer denken: Wir alle sind ein Teil der Bertha-Benz-Schule“, so Roth im Interview.
Die bestehenden fünf Schulgebäude der Bertha-Benz-Schule in der Talwiese stammen aus den Jahren 1954 bis 1982. 2015 war der Kreistag gezwungen, der Schule teilweise ein neues Dach für 550 000 Euro zu spendieren, wohl wissentlich, dass ein Abriss oder zumindest eine Sanierung drohen würde. Mit etwa 1600 Schülern handelt es sich um die größte Schule im Landkreis.