Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Was alles so auf den Dachböden lagert
Museen haben riesige Depots – und zeigen meist nur einen Teil ihrer Sammlungen
HANNOVER (dpa) - Das Bündnis „Kunst auf Lager“hat an die mehr als 6300 Museen in Deutschland appelliert, sich verstärkt mit den teils unbekannten Schätzen in ihren eigenen Depots zu beschäftigten. In den Sammlungen stecke großes Potenzial, der größte Teil sei wie bei einem Eisberg nicht zu sehen, sagte der Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung, Martin Hoernes, in Hannover.
Dem Anfang 2014 gegründeten Bündnis gehören 14 Partner an. Sie investierten seither rund 23 Millionen Euro in mehr als 230 Förderprojekte. Zudem vergab das Bundesforschungsministerium weitere 18,9 Millionen Euro für langfristige Vorhaben. Gemeinsames Ziel ist es, Museumsbestände vor dem Verfall zu retten, digital zu erfassen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Depots sind Wissensspeicher
Rund 250 Experten diskutierten unlängst in Hannover über Strategien für Kulturgüter in Sammlungen. „Die Depots sind nicht die vergessenen Schmuddelecken oder staubigen Kammern der Museen, sondern Wissensspeicher“, betonte Hoernes. Die Politik müsse ihre Bedeutung erkennen und die Häuser entsprechend finanziell ausstatten. „Die Restauratoren kämpfen um ihre Bestände“, sagte er. Teilweise sei die Arbeit aber nicht zu schaffen. Viele Objekte seien seit dem Zweiten Weltkrieg oder sogar noch länger nicht angefasst worden.
Der Generalsekretär der Volkswagenstiftung, Wilhelm Krull, kritisierte, dass die Event-Kultur die vergangenen 20 Jahre in den Museen geprägt habe. Dabei seien die Depots aus den Augen verloren worden. Die Partner des Bündnisses „Kunst auf Lager“förderten bisher höchst unterschiedliche Projekte, darunter zuletzt die Rettung eines beschädigten Gemäldes von Pieter Breughel dem Jüngeren im Braunschweiger Herzog Anton Ulrich-Museum. Historische Wandteppiche oder Samurai-Rüstungen seien allerdings besonders schwierig zu restaurieren, berichtete Hoernes.
Das Roemer- und Pelizaeus-Museum wird derzeit bei der Errichtung eines neuen Zentraldepots für seine 300 000 Objekte unterstützt. Es beherbergt unter anderem eine international bedeutende Sammlung ägyptischer Kunst, das Depot ist allerdings derzeit auf sechs Standorte verteilt.