Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Der Menschenschlag im Ruhrgebiet fasziniert mich“
Der neue Film von Alex Schaad thematisiert das Ende des Bergbaus – Weltpremiere ist jetzt in Saarbrücken
MENGEN/MÜNCHEN - Ende 2018 gehen mit der Schließung der Zeche Prosper Haniel in Bottrop für den Steinkohlebergbau die Lichter aus. Es ist kein Zufall, dass der in Mengen aufgewachsene Regisseur Alex Schaad und sein Team mit der Premiere ihres neuen Films „Endling“noch rund ein Jahr gewartet haben. In dem 30-minütigen Film steht nämlich ein Bergmann im Fokus, der mit dem Beruf auch seine Existenz zu verlieren droht. In dieser Woche tritt Schaad mit seinem Film beim MaxOphüls-Preis in Saarbrücken an. Dem Festival, bei dem vor zwei Jahren der Siegeszug seines letzten Films begann, für den er am Ende sogar den Studenten-Oscar in Hollywood bekam.
„Der Menschenschlag im Ruhrgebiet ist ein ganz besonderer und hat mich sofort fasziniert“, sagt Alex Schaad. „Mein Bruder Dimitrij und ich haben seit der Zeit, die ich vor ein paar Jahren am Schauspielhaus in Bochum verbracht habe, mit Ideen für Drehbücher herumgespielt, deren Figuren aus der Arbeiterklasse im Ruhrpott kommen. Aber nicht so eine billige Komödie, wie es viele gibt, sondern etwas Würdiges.“
Das bevorstehende Ende des Bergbaus, der das Ruhrgebiet so lange geprägt hat, sei genau das Richtige gewesen. „Wir haben lange an dem Drehbuch geschrieben und viele Gespräche mit ehemaligen und noch aktiven Bergleuten geführt“, sagt Schaad. Gerade für die Szenen, die unter Tage spielen sollten, hätten sie besonders lang gebraucht. „Wir wollten so authentisch wie möglich sein, aber nachdem wir von der RAG eine Absage bekommen hatten, uns dort niemand beraten wollte, waren wir auf uns allein gestellt.“
So sei es auch gekommen, dass nicht nur in Bergbausiedlungen und auf Halden im Ruhrgebiet gedreht worden sei, sondern auch im Saarland. „Wir durften im Erlebnisbergwerk in Velsen drehen, das Team dort war wirklich super“, sagt Schaad.
Für ihn als Regisseur sei nicht nur eine Herausforderung gewesen, an die Erfolge seines letzten Filmes anknüpfen zu können. „Es war insgesamt eine ganz andere Größenordnung“, sagt er. „Mein Team war zeitweise 80 Leute stark, wenn wir Massenszenen gedreht haben und Hallen und Räume gefüllt werden mussten.“Außerdem hätte sich das zur Verfügung stehende Budget verdreißigfacht. „Da entsteht schon ein enormer Druck, wenn du plötzlich für 30 Minuten nicht nur 2000, sondern 60 000 Euro ausgeben darfst“, sagt er. „Das ist etwa das Jahresgehalt meiner Eltern früher und das kann ich jetzt für einen einzigen Film auf den Kopf hauen. Da fragt man sich schon manchmal, ob er das wert ist.“
Der Studenten-Oscar wird ihm wohl die eine oder andere Tür zu Sponsoren geöffnet haben. „Aber auch das Thema Bergbau ist so emotional besetzt, dass viele deshalb dabei sein wollten“, sagt er. So sei etwa die Zusammenarbeit mit der Vereinsstiftung des FC Schalke „Schalke hilft“entstanden. „Bei denen sind wir offene Türen eingerannt, weil Gelsenkirchen als Stadt eng mit dem Bergbau verbunden ist und dem Verein an Ruhrgebietsgeschichten etwas liegt.“So kam es dann auch, dass für eine ausgewählte Gästeschar der Film „Endling“in der Arena Auf Schalke quasi eine Vorpremiere gefeiert hat.
„Dort haben ihn auch erstmals die Bergleute gesehen, die wir vorher über die Arbeit unter Tage ausgefragt haben“, sagt Schaad. „Ich war so aufgeregt, was die sagen würden.“Er habe aber nur positives Feedback bekommen, was ihn sehr erleichtert hätte. „Am meisten hat mich der Moment berührt, als die Frau eines Bergmanns zu mir kam und sagte, dass sie nach dem Film ihren eigenen Mann endlich besser verstehen könne...“