Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Eisbären fehlen Jagdmöglichkeiten
Klimawandel setzt gefährdete Tiere weiter unter Druck
ANCHORAGE (dpa) - Manche Eisbären werden nicht richtig satt. Die Tiere haben einen höheren Energiebedarf als bisher angenommen und wenig Jagderfolg, berichten US-Forscher im Fachmagazin „Science“. Sie hatten neun Eisbärweibchen im Polarmeer über Tage hinweg beobachtet und deren Stoffwechsel analysiert. Dabei stellten sie fest, dass über die Hälfte der Bären abmagerte. Die ohnehin gefährdeten Eisbären könnten noch mehr unter Druck geraten, wenn sich die Jagdbedingungen weiter verschlechterten.
Der berechnete Energieverbrauch der Eisbären in der Studienzeit war 1,6-mal höher als Forscher bisher angenommen hatten. Mehr als die Hälfte der Bären hatte eine negative Energiebilanz: Die Tiere verbrauchten mehr Energie, als sie durch ihr Futter wieder aufnahmen, und verloren an Körpermasse. Vier Bären verloren mehr als zehn Prozent ihrer Körpermasse. Bislang gingen Experten davon aus, dass Eisbären einen geringeren Energieverbrauch haben, weil sie keine natürlichen Feinde haben und ihre Jagdmethode nicht sehr viel Körpereinsatz fordert: Sie sitzen auf Eisschollen und warten, bis eine Robbe zum Atmen auftaucht.
Die Forscher errechneten, dass ein Eisbärweibchen innerhalb von zwölf Tagen eine ausgewachsene Robbe fressen muss, um den Energieverbrauch zumindest auszugleichen. Im Studienzeitraum gelang dies nur vier Tieren. Die restliche Nahrung bestand aus Kadavern und Jungtieren. Zukünftig werde sich der Energieverbrauch der Tiere noch erhöhen, schreiben die Wissenschaftler. Denn wenn das Eis durch den Klimawandel weiter zurückgeht, müssten die Tiere länger wandern oder schwimmen, um feste Eisschollen zu finden, auf denen sie jagen können.