Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Gutenstein verwandelt sich in einen Kurort
In „Bad Gutenstein“steht nicht nur die psychische Gesundheit der Akteure auf dem Prüfstand
GUTENSTEIN - Beim Gutensteiner Bürgerball hat Chefärztin Dr. humoris Heidi Rzepka das närrische Volk im Kurhaus in Bad Gutenstein, der Perle des Donautals, herzlich willkommen geheißen. Wegen des heilsamen Wassers der Schlossbrünnelequelle sei der Sigmaringer Ortsteil zum Bad ernannt worden, erklärte sie.
Sie zeigte auf, was Gutenstein sonst noch ausmache, wie die große Holzskulptur bei der Holzbrücke, das Bibergrillen, die Möglichkeit einer Heukur und der Erwerb von Milch und Schnaps. Humorvoll und unterhaltsam führte sie durch das Programm und erhielt als Überleitung zum nächsten Programmpunkt immer wieder Problem-Notrufe von Gutensteiner Bürgern, die seltsame Erlebnisse verzeichneten. So sollte sie einem Mann Hilfe leisten, der die Stimme des Feuerwehrkommandanten aus dem Rauchmelder hörte.
In einem Sketch wurde zu Beginn bei einer leitenden Angestellten ein „Arschkriechersyndrom“anschaulich diagnostiziert (Rebecca Rzepka, Yvonne Blender). Seine tänzerischen Fähigkeiten zeigte das Zimmerpersonal der Schlosswegklinik beim Zumba-Zimmermädelstanz. In einer öffentlichen psychologischen Sprechstunde erläuterte Dr. Felsenmarie von Pick (Uli Castagna) die Freud’sche Theorie und beschäftigte sich mit fünf verwirrten Patienten, die sich in der Haut von anderen Gutensteinern wähnten und über lustige und auch peinliche Erlebnisse berichteten.
Beeindruckend war der Tanz der Skelette, die im Dunkeln im ultravioletten Licht leuchteten. Ein Volltreffer war der Beitrag darüber, wie sich Sparmaßnahmen in der Klinik auswirken können. Auf Befehl der Krankenschwester mussten fünf Patienten auf die Bettpfanne und sich mit einem gemeinsamen Waschlappen waschen. Mit einer Klobürste wurde ihnen die Zähne geputzt und mit einem Becher Wasser von Mund zu Mund gespült. Je ein Blatt Klopapier musste reichen bevor die Pfannen ins Publikum entleert wurden – es handelte sich dabei glücklicherweise um süße Bonbons. Über ihr Liebesleben unterhielten sich zwei Masseurinnen beim Massieren und Dr. Ruhnau, Arzt für komplizierte Fälle, gab Ratschläge zur Lebenszeitverkürzung, sollte die Altersvorsorge nicht ausreichen.
Personalmangel ist auch Thema
Der weibliche Pickernachwuchs wagte sich auch auf die Bühne und zeigte bei seinem mitreißenden Tanz viel Taktgefühl und Beweglichkeit. Wie gläsern ein Mensch im digitalen Zeitalter sein kann, machte der Pizzaservice deutlich, der alles über den Besteller wusste, was zu einigen Peinlichkeiten führte. Ein Notarzt und drei Sanitätslehrlinge machten mit Songs unter dem Motto DSDSS (Deutschland sucht den Super-Sanitäter) auf den Personalmangel aufmerksam. Der (Männer-)Tanz der Krankenschwestern war der Schlusspunkt eines gelungenen Fasnetprogramms der Felsenpicker. Auffallend war die große Zahl der Akteure, denen Heidi Rzepka herzlichst dankte. Bevor Alleinunterhalter Karl Demmer aus Jungnau zum Tanz aufspielte, gab es eine schier nicht endend wollende Abschlusspolonaise der gesamten „Klinik“. Bei der Ziehung der Tombolapreise ging der erste Preis an Anneliese Rzepka.