Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Neue Maschgere beweisen sich

Wo herrscht die beste Stimmung? Ein Streifzug durch die Lokale am Fasnetsmon­tag

- Von Anna-Lena Buchmaier

SEMERENGA - Bereits um 19 Uhr gibt es nur noch Stehplätze im Gasthof Donau: Einen gelungenen Auftakt am „Maschgereo­bed“geben die Räamasänge­r. Das Publikum ist noch schüchtern und hat zum Teil noch volle Teller vor sich. Warum die Räamasänge­r eigentlich Kapitänsun­iform tragen? „Es sieht weltklasse aus“, sagt Bandmitgli­ed Jack Schmid. Das finden auch Andrea und Karl Müller, die aus Allmannswe­iler bei Bad Buchau kommen und im Vorjahr den Maschgereo­bed für sich entdeckt haben. Sie sind großer Fans der

13-köpfigen Gruppe und gehen deswegen über ihre Kreisgrenz­e hinaus „fremd“. Was der Abend außerdem bereit hält? Ein Stimmungsb­ild des Sigmaringe­r Nachtleben­s am Fasnetsmon­tag.

Nach den wie immer bestens gelaunten „Konfetti“warten alle gespannt auf die neu gegründete Formation von Peter Baumeister, Frank Oßwald (als Sträflinge) und Thomas Westhauser (als preußische­r Brandmeist­er verkleidet). „Wir sind TOP: Tommi, Ossi und der Peter.“Auf die Melodie von „Wunder gibt es immer wieder“werden in Büttenform Wünsche an die Stadtverwa­ltung wie ein Hallenbad oder ein Weihnachts­markt gerichtet. Praktisch, dass Bürgermeis­ter Thomas Schärer im selben Raum weilt – er trägt Glitzer. Das Schwimmbad, so singt das Trio, könnte ja in den Keller der neuen Bertha-Benz-Schule gebaut werden. Die Schmeier Putzfrauen sind offenbar nicht ganz zufrieden mit dem Gehörten und nicht immer gut gereimten, es hagelt zunächst „Uiuiuis“und „Auauauaus“aber am Ende gibt es dann doch Applaus von allen Seiten.

Die Bilharz Harmonists knacken das Publikum dann mit ihren unterhalts­amen a-capella-Evergreens, sie besingen Wirt, Kneipe, „Kässalat“und das Zollerhof-Bier. Und sogar für die Gäste im Nebenraum wird was geboten: Als „erotischen Zyklus im Separé“kündigen die Musiker den Song „Lass mich Dein Badewasser schlürfen“an.

22 Uhr im Theatercaf­é: Dort laufen gerade die Räamasänge­r ein, die im „TC“endlich die Bühne finden, die sie verdient haben. Das bereits leicht beschwipst­e Publikum lässt sich ganz und gar mitreißen. Wer danach frische Luft schnappen will, hat Pech. Die Türklinke fällt ab, die Gäste sind für wenige Minuten gefangen. Schockmome­nt für alle Raucher – die anderen Besucher bemerken es nicht mal.

Das Seelos platzt aus allen Nähten

Weiter geht es ins Café Seelos. Die auf wenige Menschen ausgelegte Stube platzt aus allen Nähten, an den Scheiben kondensier­t das Wasser, es riecht nach leckerem Gebäck und Pralinen. Uwe Knoll, Melanie Hirlinger und Ise Bartmann haben sich als Geburtstag­sgeschenke verkleidet, schieben sich durch die engen Gänge und lassen die Gäste als Geschickli­chkeitspro­be Geschenke in Papier einpacken – ohne Tesa. Die Brüder Huthmacher verteilen frisch gebackene, noch warme Krapfen. Die „namenlosen Einhörner“, die sich aus Mitglieder­n der Line-Dance-Gruppe um Beatrix Speker frisch formiert hat, spielt diese Fasnet zum ersten Mal. Mit Gitarre besingt die Gruppe den Wandel in der Sigmaringe­r Geschäftsw­elt und das Ladensterb­en. Passend zum Lied „In jeder Frau steckt ein Stück Hefe“gibt es Hefezopf aus dem Bauchladen.

„In Sigmaringe­n sind zwar nicht so viele Leute unterwegs wie in anderen Städten, aber die, die da sind, nehmen es ernst und machen Maschgere statt Ärger“, findet Uwe Knoll. Kurze Verschnauf­pause in der klirrenden Kälte auf dem Marktplatz. Die Stille der Winternach­t wird von durchdring­enden Tönen der Bilharz Harmonists mit „Gwehr raa“durchbroch­en, die mittlerwei­le auch die Hofkondito­rei erreicht haben, wie man trotz geschlosse­ner Fenster hört.

Der nächste Stopp ist kurz: Ein Besuch in der Weinstube Engel scheitert an den Menschenma­ssen, die in den Wirtsraum drängen. Vom Eingang aus muss ein Blick durch die Glasscheib­e hinter den Tresen reichen. Daumen hoch gibt es vom fröhlichen und verkleidet­en Engel-Personal. Die Stimmung scheint prächtig zu sein. Ob das die nächste Gaststätte toppen kann?

Im Lucio sind soeben die Semerenger Donaukrach­er angekommen. Die Formation ist seit 2015 mit dabei und liefert Guggen- und Blasmusik par Excellence. Jeder singt Hits wie die Fischerin vom Bodensee mit. Und für alle, die nicht textsicher sind, gibt’s kleine Liederbüch­er oder Bierdeckel mit QR-Codes, mit denen man zu den Liedtexten gelangt. Dann kommen wieder die Räamasänge­r, die mit Abstand den größten Fankreis um sich scharen, und es nochmals schaffen, die Stimmung der vorangegan­genen Auftritte zu toppen. Es wird auf den Biergarnit­uren getanzt, für manche bereits das letzte Mal vor Aschermitt­woch.

 ?? FOTOS: ANNA-LENA BUCHMAIER ?? Schwäbisch­e Zeitung Die Semerenger Donaukrach­er machen im Ristorante Lucio ordentlich Stimmung. Mehr Bilder von den Gruppen gibt es online unter www.schwaebisc­he.de/fasnet-in-kreis-sig Mittwoch, 14. Februar 2018 „TOP“ist zum ersten Mal mit dabei:...
FOTOS: ANNA-LENA BUCHMAIER Schwäbisch­e Zeitung Die Semerenger Donaukrach­er machen im Ristorante Lucio ordentlich Stimmung. Mehr Bilder von den Gruppen gibt es online unter www.schwaebisc­he.de/fasnet-in-kreis-sig Mittwoch, 14. Februar 2018 „TOP“ist zum ersten Mal mit dabei:...

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