Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Vortrag über das Heilige Römische Reich ist am Montag
Historiker Thomas Gilgert aus Nürnberg referiert im Staatsarchiv
SIGMARINGEN (sz) - Über das Verhältnis von Obrigkeit und Untertanen am Ende des Alten Reichs referiert am Montag, 26. Februar, 20 Uhr, im Staatsarchiv Sigmaringen der Historiker Thomas Gilgert aus Nürnberg. Der Vortrag wird gemeinsam vom Hohenzollerischen Geschichtsverein, der Gesellschaft Oberschwaben und dem Staatsarchiv Sigmaringen veranstaltet.
Das noch immer vorherrschende Bild des Heiligen Römischen Reiches im späten 18. Jahrhundert ist das eines verkrusteten und erstarrten Systems, das sich nach rund 1000 Jahren selbst überlebt hatte. Sein Untergang im Jahr 1806 erscheint daher folgerichtig. Der Forschung ist es in den letzten Jahren jedoch gelungen, diese Auffassung zu revidieren. Die Organe des Reiches wie etwa das Kammergericht oder der Reichstag arbeiteten bis zuletzt effizient, und deren Ende löste bei den Zeitgenossen nachhaltige Beunruhigung aus.
Doch auch auf lokaler Ebene bildete die altständische Gesellschaft mit ihren mannigfaltigen politischen Ausdrucksformen einen weithin akzeptierten Handlungs- und vor allem Deutungsrahmen. Anhand von Beispielen, vornehmlich aus Sigmaringen und Hechingen, skizziert Thomas Gilgert die Umrisse einer erstaunlich aktiven und vielschichtigen politischen Kultur, die auch dem gemeinen Mann weitreichende Mitwirkungs- und Gestaltungsmöglichkeiten eröffnete, die der Rolle des Staatsbürgers des 20. und 21. Jahrhunderts gar nicht so unähnlich waren. Thomas Gilgert, Studium der Geschichte und Volkskunde an der Universität Freiburg, ist seit 2015 als freiberuflicher Historiker tätig, zur Zeit im Auftrag des Stadtarchivs Nürnberg.