Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Schwierige Ermittlungen nach Hexenkessel-Unfall
Nach Verbrühungen einer 18-Jährigen beim Fasnetsumzug schweigen die Betroffenen
RAVENSBURG - Die Staatsanwaltschaft Heilbronn führt derzeit rund
20 Mitglieder einer Fasnetszunft als Beschuldigte in einem Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung. Sie stehen im Verdacht, daran mitgewirkt zu haben, dass die junge Frau in einen mit heißem Wasser gefüllten „Hexenkessel“stürzte und sich schwere Verbrühungen zuzog. Die
18-Jährige wird nach wie vor im Krankenhaus behandelt. „Wir gehen von einem Unglücksfall aus“, sagte Bettina Jörg, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Heilbronn, auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“.
Bislang hüllen sich die Beschuldigten in Schweigen. „Es hat sich noch niemand dazu geäußert“, sagt Jörg. Doch auch andere Umstände machen es Polizei und Staatsanwaltschaft schwer, die Schuldigen zu ermitteln. Zum einen die Tatsache, dass die Beschuldigten mit Masken kostümiert waren, wie die Staatsanwältin erläutert. Zum anderen habe der öffentliche Aufruf, Bilder und Videos vom Umzug den Ermittlern zu überlassen, nichts erbracht. Es habe überhaupt keinen Rücklauf gegeben. Das verwundert auch die Staatsanwältin: „Eigentlich werden doch bei einem Fastnachtsumzug viele Aufnahmen gemacht.“Tatsächlich hat allein die Hexenzunft Eppingen, die den Umzug veranstaltet hatte, bereits am Tag nach dem Vorfall Dutzende Fotos auf die eigene Internetseite geladen – die Ermittler hat das aber offenbar nicht weitergebracht.
Bislang gehen Polizei und Staatsanwaltschaft – vor allem gestützt auf die Aussagen des Opfers – davon aus, dass die 18-Jährige von Unbekannten über den brodelnden „Hexenkessel“gehalten wurde und anschließend abrutschte. Zeitweise habe sie knietief in dem heißen Wasser gestanden, hatte die 18-Jährige der Polizei gesagt. Nach dem Zwischenfall sei die junge Frau von den Beteiligten verletzt am Straßenrand zurückgelassen worden.
Opfer verhöhnt
Im Zuge der Ermittlungen waren der Polizei Chatprotokolle zugespielt worden, in denen das Opfer verhöhnt wird. Auch dazu laufen die Ermittlungen noch. Die Ermittler beobachteten mehrere Chatforen und Gruppen in sozialen Netzwerken, in denen der Vorfall mit zum Teil rechtlich grenzwertigen Äußerungen diskutiert werde, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur dpa.
Nach Angaben der Stadt Eppingen entsprach der Wagen den Auflagen. Er sei vor dem Umzug vom Ordnungsamt abgenommen worden, sagte eine Sprecherin. Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass sich die Ermittlungen derzeit nicht gegen städtische Mitarbeiter richteten. Als Reaktion auf den Zwischenfall hatte die Stadt wenige Tage danach einen weiteren Umzug abgesagt.