Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Nordkoreas Machthaber trifft erstmals südkoreanische Abgesandte
Verhandlung über weitere Annäherung – Aussichten für Dialog bleiben unklar
SEOUL/PJÖNGJANG (dpa) - Im Zuge seines Annäherungskurses an Südkorea hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un erstmals seit seiner Machtübernahme Ende 2011 hochrangige Vertreter des Nachbarlandes getroffen. Kim habe für die Besucher in der Hauptstadt Pjöngjang ein Abendessen gegeben, teilte das Präsidialamt in Seoul mit.
Geleitet wurde die Delegation aus dem Süden vom nationalen Sicherheitsberater Chung Eui Yong und Geheimdienstchef Suh Hoonin. Südkoreas Präsident Moon Jae-in hatte fünf Emissäre nach Nordkorea geschickt, um über eine weitere Annäherung zu verhandeln. Zudem ging es um die Anbahnung von Gesprächen zwischen der kommunistischen Führung Pjöngjangs und den USA über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm.
Die Spannungen hatten sich 2017 verschärft, nachdem Nordkorea mehrfach Raketen sowie Anfang September eine weitere Atombombe getestet und damit gegen UN-Resolutionen verstoßen hatte. Nordkorea kann nach eigenen Angaben das gesamte US-Festland mit Atomsprengköpfen angreifen. Moon hofft, die Entspannung durch die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang nutzen zu können. Doch die Aussichten für einen Dialog zwischen Pjöngjang und Washington bleiben unklar. Während US-Präsident Donald Trump und Moon zuletzt mehrfach bekräftigt hatten, das Ziel eines Dialogs müsse die unumkehrbare und überprüfbare Schaffung einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel bleiben, will Nordkorea Gespräche ohne Vorbedingungen.
Moons Emissäre waren direkt von Seoul nach Pjöngjang geflogen. Die staatlichen nordkoreanischen Medien berichteten, dass die Delegation von Ri Son Gwon begrüßt worden sei. Ri ist für innerkoreanische Angelegenheiten zuständig.