Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Erzdiözese will sich „fair“aufstellen
Kirche orientiert sich an Papst-Enzyklika „Laudato si“– Stadt soll auch fair werden
SIGMARINGEN (sz) - „Fairgelt’s Gott! Fair.nah.logisch handeln – damit die Zukunft allen schmeckt“, zu diesem Thema hat Landvolkpfarrer Thomas Dietrich auf Einladung des Bildungswerks der Seelsorgeeinheit Sigmaringen im Fidelishaus referiert. Papst Franziskus hat in seiner Enzyklika „Laudato si“seine Sorge um das gemeinsame Haus der Erde formuliert und appelliert darin an alle Menschen guten Willens. Die Idee des fairen Handels beziehungsweise regionalen Einkaufs ist aus einer solchen Sorge hervorgegangen und greift immer weiter um sich.
Die katholische Landvolkbewegung fördert das Thema seit Jahren. Dietrich ist einer der Moderatoren des Runden Tischs, der den Umbau der Erzdiözese Freiburg zum fairen und regionalen Einkauf hin begleitet.
Der Referent erläuterte zunächst die ungewöhnliche Kombination des Begriffs Fairness mit der Grußformel „Vergelt´s Gott“. Der Gruß erinnere daran, dass in aller erfahrenen Güte Gott wohne. Fairness sei als Haltung aus dem Sport bekannt. Fairplay bedeute, dass jeder Mitspieler als Mensch geachtet wird, dass die Spielregeln eingehalten werden, dass sich die Teilnehmenden partnerschaftlich verhalten. Die Devise „Sieg um jeden Preis“gelte nicht. Übersetze man diese Devise ins Marktgeschehen, dann sei rasch klar, dass nicht nur Angebot und Nachfrage den Preis regulieren dürften. Der Schwächere dürfe einen höheren Anteil am Gewinn beanspruchen, um einen Ertrag zu erzielen, von dem er leben könne. Wer sich einseitig oder unfair einen Vorteil verschaffe und dabei die vitalen Interessen des anderen missachte, sei ein Dieb.
Auf diesem Hintergrund will die Erzdiözese unter anderem ihren Lebensmitteleinkauf, ihre Mobilitätskonzepte (Stichwort „Elektromobilität) und den Einsatz moderner Digitaltechnik (Stichwort „Fairphone“) nach fairen Gesichtspunkten überprüfen und korrigieren.
Die Erfahrung zeigt, dass selbst große Discounter inzwischen fair gehandelte Produkte im Angebot haben. Für den Einzelhandel stellen fair gehandelte Waren einen Standortvorteil dar. Insofern wäre es konsequent, wenn Sigmaringen sich wie andere Städte der Region zur „Fairtrade-Stadt“zertifizieren lassen würde. Stadtrat Elmar Belthle und Stadtrat Gerhard Stumpp, Vorsitzender des BUND und Lehrer an der erst kürzlich „Fairtrade“-zertifizierten Liebfrauenschule, wollen das Thema im Gemeinderat vorantreiben. Ferdinand Kanz vom Sigmaringer Weltladen konnte von jahrzehntelangem Engagement im fairen Handel berichten. Kooperator Prof. Dr. Liviu Jitianu betonte den Anspruch christlicher Weltsicht, die sich auf die gesamte Schöpfung beziehe.
Klaus Harter unterstrich, dass seit Erscheinen der Enzyklika „Laudato si“im Mai 2015 in Sigmaringen und Umgebung 14 Veranstaltungen zum Thema stattgefunden hätten, die Impulse des Papstes hier also auf große Resonanz stoßen.