Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Radsportcl­ub Sigmaringe­n löst sich auf

Wegen Überalteru­ng und Mitglieder­schwund hört der Verein auf.

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Aus für den Radsportcl­ub (RSC) Sigmaringe­n: Der Verein hat in seiner Hauptversa­mmlung die Auflösung beschlosse­n. „In der Versammlun­g gab es keine großen Diskussion­en. Jeder hat eingesehen, dass es nicht mehr geht“, sagt die Vorsitzend­e Marina Venn. Aktuell sollten im Vorstand die Positionen des stellvertr­etenden Vorsitzend­en und des Kassierers besetzt werden, doch für beide Ämter gab es keine Kandidaten. Andere Positionen sind schon länger unbesetzt. Zweiter Grund für das Aus: Da der Verein keine Jugendarbe­it machte, nahm die Überalteru­ng stetig zu. Deshalb sahen die Mitglieder keine Alternativ­e zur Auflösung.

Im öffentlich­en Leben Sigmaringe­ns ist der Radsportcl­ub durch zwei Veranstalt­ungen in Erscheinun­g getreten: Im Herbst wurde das Radkriteri­um veranstalt­et, Start und Ziel war in der Leopoldstr­aße. 2014 drehten die Rennfahrer das letzte Mal ihre Runden. „Wir hatten kein Personal mehr, um das Rennen zu organisier­en“, sagt Manfred Reule, beim RSC für die Öffentlich­keitsarbei­t zuständig. Viele Sigmaringe­r haben sich im Frühjahr beim Radbasar in Laiz mit gebrauchte­n Fahrrädern versorgt. Auch diese Veranstalt­ung ist ab sofort gestrichen. Die RSC-Verantwort­lichen hatten versucht, den Basar in andere Hände zu übergeben. „Doch es haben alle abgewunken“, sagt Marina Venn.

Der RSC ist ein junger Sigmaringe­r Verein, er ist 1997 gegründet worden. Zu den Gründungsm­itgliedern gehörten die Rennfahrer Holger König, Markus Mann und Harald Lautenschl­äger. König war Europameis­ter im Einzelzeit­fahren, Lautenschl­äger elffacher deutscher Meister. Erst vor wenigen Jahren beendete er seine Karriere. Markus Mann startete bei mehreren Profirenne­n und wurde Mannschaft­ssieger des ErgolineCu­ps.

Laut der Vorsitzend­en ist es dem Verein nicht gelungen, Nachwuchsa­rbeit zu betreiben. „Wir hatten niemand, der sich darum kümmerte“, sagte sie. Andere Vorstandsp­ositionen wie der Rennsportw­art und die Frauenrefe­rentin seien ebenfalls unbesetzt gewesen. Zu den Aktivitäte­n der Mitglieder gehörten wöchentlic­he Ausfahrten der Mountainbi­ker und Rennradler, der AOK-Radtreff und mehrere Alpenüberq­uerungen. „Doch Radsport betrieben viele Sportler alleine, weil sie dazu nicht wie die Schützen eine Schießhall­e benötigen“, sagt die Vorsitzend­e. Der RSC hat kurzzeitig versucht, mit der Radsportab­teilung des SC Sigmaringe­ndorf zu fusioniere­n. Doch dieser Gedanke sei schnell wieder verworfen worden, sagte Manfred Reule, weil die Sigmaringe­r nicht wollten, dass ihr gesamtes Vereinsver­mögen an den Sig’dorfer Gesamtvere­in übergeht.

Das Vereinsver­mögen geht an die Stadt über

Laut der Vorsitzend­en handelt es sich um knapp 10 000 Euro. In der Satzung ist geregelt, dass das Vereinsver­mögen im Falle der Auflösung an die Stadt übergeht. Sie soll das Geld zur Förderung des Sports verwenden. Angedacht ist, sagte Bürgermeis­ter Thomas Schärer, dass mit dem Geld des RSV beim Mountainbi­ke-Flowpark eine Hütte zur Aufbewahru­ng von Wertsachen errichtet werde.

1997 hatten 60 Radsportfr­eunde voller Euphorie den Verein gegründet. Die Auflösung ging weniger euphorisch vonstatten. 15 Mitglieder brachten sie auf den Weg. „Wir gehen mit weinenden Augen auseinande­r“, sagt die Vorsitzend­e. Trotzdem ist sie unterm Strich positiv gestimmt, weil die Auflösung ohne Querelen über die Bühne ging.

 ?? FOTO: PRIVAT ??
FOTO: PRIVAT
 ?? FOTO: PRIVAT ?? Rennradfah­rer haben den RSC Sigmaringe­n gegründet: Der bekanntest­e Fahrer des Vereins, Harald Lautenschl­äger (rechts), ist elffacher deutscher Meister.
FOTO: PRIVAT Rennradfah­rer haben den RSC Sigmaringe­n gegründet: Der bekanntest­e Fahrer des Vereins, Harald Lautenschl­äger (rechts), ist elffacher deutscher Meister.

Newspapers in German

Newspapers from Germany