Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Radsportclub Sigmaringen löst sich auf
Wegen Überalterung und Mitgliederschwund hört der Verein auf.
SIGMARINGEN - Aus für den Radsportclub (RSC) Sigmaringen: Der Verein hat in seiner Hauptversammlung die Auflösung beschlossen. „In der Versammlung gab es keine großen Diskussionen. Jeder hat eingesehen, dass es nicht mehr geht“, sagt die Vorsitzende Marina Venn. Aktuell sollten im Vorstand die Positionen des stellvertretenden Vorsitzenden und des Kassierers besetzt werden, doch für beide Ämter gab es keine Kandidaten. Andere Positionen sind schon länger unbesetzt. Zweiter Grund für das Aus: Da der Verein keine Jugendarbeit machte, nahm die Überalterung stetig zu. Deshalb sahen die Mitglieder keine Alternative zur Auflösung.
Im öffentlichen Leben Sigmaringens ist der Radsportclub durch zwei Veranstaltungen in Erscheinung getreten: Im Herbst wurde das Radkriterium veranstaltet, Start und Ziel war in der Leopoldstraße. 2014 drehten die Rennfahrer das letzte Mal ihre Runden. „Wir hatten kein Personal mehr, um das Rennen zu organisieren“, sagt Manfred Reule, beim RSC für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Viele Sigmaringer haben sich im Frühjahr beim Radbasar in Laiz mit gebrauchten Fahrrädern versorgt. Auch diese Veranstaltung ist ab sofort gestrichen. Die RSC-Verantwortlichen hatten versucht, den Basar in andere Hände zu übergeben. „Doch es haben alle abgewunken“, sagt Marina Venn.
Der RSC ist ein junger Sigmaringer Verein, er ist 1997 gegründet worden. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten die Rennfahrer Holger König, Markus Mann und Harald Lautenschläger. König war Europameister im Einzelzeitfahren, Lautenschläger elffacher deutscher Meister. Erst vor wenigen Jahren beendete er seine Karriere. Markus Mann startete bei mehreren Profirennen und wurde Mannschaftssieger des ErgolineCups.
Laut der Vorsitzenden ist es dem Verein nicht gelungen, Nachwuchsarbeit zu betreiben. „Wir hatten niemand, der sich darum kümmerte“, sagte sie. Andere Vorstandspositionen wie der Rennsportwart und die Frauenreferentin seien ebenfalls unbesetzt gewesen. Zu den Aktivitäten der Mitglieder gehörten wöchentliche Ausfahrten der Mountainbiker und Rennradler, der AOK-Radtreff und mehrere Alpenüberquerungen. „Doch Radsport betrieben viele Sportler alleine, weil sie dazu nicht wie die Schützen eine Schießhalle benötigen“, sagt die Vorsitzende. Der RSC hat kurzzeitig versucht, mit der Radsportabteilung des SC Sigmaringendorf zu fusionieren. Doch dieser Gedanke sei schnell wieder verworfen worden, sagte Manfred Reule, weil die Sigmaringer nicht wollten, dass ihr gesamtes Vereinsvermögen an den Sig’dorfer Gesamtverein übergeht.
Das Vereinsvermögen geht an die Stadt über
Laut der Vorsitzenden handelt es sich um knapp 10 000 Euro. In der Satzung ist geregelt, dass das Vereinsvermögen im Falle der Auflösung an die Stadt übergeht. Sie soll das Geld zur Förderung des Sports verwenden. Angedacht ist, sagte Bürgermeister Thomas Schärer, dass mit dem Geld des RSV beim Mountainbike-Flowpark eine Hütte zur Aufbewahrung von Wertsachen errichtet werde.
1997 hatten 60 Radsportfreunde voller Euphorie den Verein gegründet. Die Auflösung ging weniger euphorisch vonstatten. 15 Mitglieder brachten sie auf den Weg. „Wir gehen mit weinenden Augen auseinander“, sagt die Vorsitzende. Trotzdem ist sie unterm Strich positiv gestimmt, weil die Auflösung ohne Querelen über die Bühne ging.