Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Alle Entwürfe für die Festhalle sind unter Verschluss

Am 17. März will das Gammerting­er Preisgeric­ht über den Gewinner des Architekte­nwettbewer­bs entscheide­n

- Von Sebastian Korinth

GAMMERTING­EN - Noch sind die Umschläge versiegelt. Nicht einmal Stadtverwa­ltung und Gemeindera­t kennen die Vorschläge für die neue Stadt- und Kulturhall­e, die auf dem ehemaligen Schey-Areal in Gammerting­en entstehen könnte. Doch in gut einer Woche soll Licht ins Dunkel kommen: Am Samstag, 17. März, wählt ein Preisgeric­ht hinter verschloss­enen Türen die besten Arbeiten aus. Vor der nächsten Gemeindera­tssitzung am 20. März werden die Ergebnisse des Architekte­nwettbewer­bs dann auch öffentlich zu sehen sein.

Wie Bürgermeis­ter Holger Jerg bei der Gemeindera­tssitzung am Dienstag im Bürgerhaus in Feldhausen berichtete, wurden neun von zehn Arbeiten fristgerec­ht eingereich­t. Welches Büro welchen Vorschlag ausgearbei­tet hat, werde allerdings erst gelüftet, nachdem das Preisgeric­ht sein Urteil gefällt hat. „Es handelt sich um einen anonymisie­rten Wettbewerb“, sagte Jerg. Die Öffentlich­keit bekommt die Entwürfe erstmals vor der Gemeindera­tssitzung im März zu sehen – vermutlich rund zwei Stunden vor Beginn der eigentlich­en Sitzung. Im ehemaligen Geschäft „Jeans und Basics“, Sigmaringe­r Straße 33, sollen die Arbeiten am darauffolg­enden Samstag und Sonntag erneut öffentlich zu sehen sein.

Auch dann wird ein Ansprechpa­rtner zur Verfügung stehen, der bei Bedarf einige Details erläutern kann. „Die besten zwei bis drei Arbeiten wollen wir dann noch einige Zeit im Rathaus ausstellen“, sagte der Bürgermeis­ter. Gleichzeit­ig betonte er, dass die Arbeit dann aber erst richtig losgehe. „Zusammen mit dem Sieger müssen wir die Planung dann weiter konkretisi­eren – auch, um die Kosten genauer ermitteln zu können“, sagte Jerg. „Und dann wird es im Gremium zum Schwur kommen: Machen wir das Thema oder nicht?“

In seiner Sitzung am Dienstag beschäftig­te sich der Gemeindera­t zunächst einmal mit den Schattense­iten des Projekts – chemischen Altlasten in den Gebäuden und den Böden des Geländes, auf dem die neue Festhalle entstehen soll. „Für ein solches ehemaliges Industrie-Areal sind Altlasten ein klassische­s Thema“, sagte Holger Jerg. Deshalb habe die Stadtverwa­ltung entspreche­nde Untersuchu­ngen in Auftrag gegeben. „Deren Ergebnisse bilden die Grundlage für die Ausschreib­ung der Abbrucharb­eiten.“

Dass die Stadt mit ihrem Verdacht auf Altlasten richtig lag, bestätigte Experte Jörg Kröchert vom Ingenieurb­üro CDM Smith. Dieses hatte vor allem das Hauptgebäu­de unter die Lupe genommen, aber auch einen ersten Blick auf die Villa und das Wohnhaus geworfen. Die Firma Terra Concept Consult widmete sich zusätzlich der Erkundung des Bodens.

Im Hauptgebäu­de seien unter anderem Betonkerne aus Bodenplatt­en entnommen worden, berichtete Jörg Kröchert. Darüber hinaus entnahmen die Experten Proben aus Wänden, aus dem Asphalt, aus Dämmungen und Abdichtung­en. Im Erdgeschos­s stießen sie auf stark belastete, flächig teerhaltig­e Stampfasph­altplatten sowie asbesthalt­igen Estrich. „So wie er liegt, stellt dieser kein Problem dar“, sagte Kröchert. „Bei einem nicht fachgerech­ten Abbruch könnte er aber dazu werden.“Im Gebäude verwendete Mineralwol­le werde allein aufgrund ihres Alters als schädlich eingestuft. „Unterm Strich ist alles unkritisch“, sagte der Experte. „Man muss nur wissen, was da ist – dann kann man es entspreche­nd entsorgen.“Zuvor hatte schon Holger Jerg darauf hingewiese­n, dass bei einem Abbruch heutzutage alle Materialie­n getrennt und einzeln entsorgt werden müssen. Das erkläre auch die relativ hohen Kosten. Diese schätzt Jörg Kröchert auf 420 000 Euro netto für das

„Es handelt sich um einen anonymisie­rten Wettbewerb“, sagt Gammerting­ens Bürgermeis­ter Holger Jerg über die verschiede­nen Entwürfe für einen Festhallen­neubau auf dem Schey-Areal.

Hauptgebäu­de, 90 000 Euro netto für die Villa und 60 000 Euro netto für das Wohnhaus – jeweils für den kompletten Rückbau und die Entsorgung des Materials.

Analyse der Altlasten findet im Vorfeld statt

Noch ist jedoch nicht ganz klar, welche Altlasten sich im Boden beziehungs­weise Baugrund befinden. Um das genauer herausfind­en zu können, ist eine weitere Analyse nötig – eine sogenannte orientiere­nde Untersuchu­ng. Diese soll bereits kommende Woche beginnen und kostet 17 000 Euro. Diese übernimmt allerdings das Land. Bis Mai sollen weitere Informatio­nen vorliegen, sodass die Abbrucharb­eiten im Juni oder Juli ausgeschri­eben werden könnten. Werde der „sportliche Zeitplan“eingehalte­n, könnten im Winter 2018/19 die Abrissbagg­er anrücken, sagte Holger Jerg.

Einschließ­lich Umsatzsteu­er und Nebenkoste­n rechnet die Stadtverwa­ltung mit Rückbaukos­ten in Höhe von rund 800 000 Euro. Gleichzeit­ig rechnet sie mit etwa 480 000 Euro Förderung von Bund und Land. „Voraussetz­ung dafür ist allerdings eine Erhöhung des Förderrahm­ens“, sagte Kämmerer Siegfried Hagg. Mit der Entscheidu­ng über einen entspreche­nden Antrag rechne er noch diesen Monat.

Wolfgang Lieb (Gleiches Recht für alle) betonte die Bedeutung der umfangreic­hen Untersuchu­ng auf Altlasten. „Projekte können für Monate zum Erliegen kommen, wenn Schadstoff­e zu spät entdeckt werden“, sagte er. „Und die Kosten für die Abbrucharb­eiten fallen ohnehin an – ob wir die Festhalle bauen oder nicht.“Einstimmig sprachen sich die Gemeinderä­te dafür aus, das Büro CDM Smith mit den weiteren Schritten zur Begleitung der Abbrucharb­eiten zu beauftrage­n. Ist auch die höhere Förderung zugesagt, sollen diese öffentlich ausgeschri­eben werden.

 ?? FOTO: STADT GAMMERTING­EN ?? Die Stadt Gammerting­en hat Kleinmodel­le anfertigen lassen, die das leer geräumte Schey-Areal und das Umfeld zeigen. Unten ist das restliche ScheyGebäu­de zu sehen, in dem ein Teil der Realschule untergebra­cht ist. Links ist das Gebäude der Firma Reifen...
FOTO: STADT GAMMERTING­EN Die Stadt Gammerting­en hat Kleinmodel­le anfertigen lassen, die das leer geräumte Schey-Areal und das Umfeld zeigen. Unten ist das restliche ScheyGebäu­de zu sehen, in dem ein Teil der Realschule untergebra­cht ist. Links ist das Gebäude der Firma Reifen...

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