Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Marienplatz soll kein Risikogebiet werden
Ravensburger Verwaltung setzt auf Streetworker, Polizeipräsenz und Kontaktladen
RAVENSBURG - Der nördliche Marienplatz gerät wieder in den Fokus der Ravensburger Stadtverwaltung. Der Grund: Es häufen sich die Beschwerden aus der Bürgerschaft. Passanten klagen über Pöbeleien, Anwohner über die Lautstärke und anliegende Geschäfte über Müll. Bevor die Lage unkontrollierbar wird, will die Stadt handeln. Drei Maßnahmen sollen fürs Erste helfen: der Einsatz eines Streetworkers, verstärkte Polizeipräsenz und die Wiedereröffnung des Kontaktladens.
Verschiedene gesellschaftliche Gruppen tummeln sich rund um den nördlichen Marienplatz: Jugendliche, Drogensüchtige, Alkoholabhängige, Obdachlose, Flüchtlinge. Für den Ersten Bürgermeister Simon Blümcke ist es verständlich, dass der Ort ein beliebter Treffpunkt ist. „Es gibt in Ravensburg relativ wenige nicht kommerzielle Plätze“, meint er. Daher konzentriere sich alles auf den nördlichen Marienplatz. „Er gilt als attraktiv und zieht die Menschen an“, so der Erste Bürgermeister.
Das Problem ist nur: Viele Bürger haben ein ungutes Gefühl, wenn sie über den Marienplatz gehen. Das subjektive Sicherheitsempfinden sinkt. Und in der Tat läuft nicht alles friedlich ab. Immer wieder liest man in den Polizeiberichten von Vorfällen auf dem Marienplatz: Gemeldet werden Wortgefechte, Prügeleien, Waffenbesitz oder sogar Messerattacken.
Wie der Erste Bürgermeister erklärt, sei der Marienplatz schon immer „urban“gewesen. Und wo viele Menschen aufeinandertreffen, kann es zu Schwierigkeiten kommen. Laut Blümcke liegt es aber nicht an den Flüchtlingen, sondern an der „bunten Mischung der Gruppen“, dass der nördliche Marienplatz zum „Hotspot“wird. Jedoch will die Stadtverwaltung nicht zulassen, dass „rechtsfreie Räume“entstehen. Die Lage dürfe nicht unkontrollierbar werden, sondern müsse gesteuert werden, meint Blümcke. „Wir müssen genauer hinsehen“, sagt er mit Nachdruck.
Passende Angebote schaffen
Blümcke zufolge bedeute das, „mit allen Gruppen umzugehen“und „passende Angebote zu schaffen“. Zum Beispiel gibt es für die Obdachlosen die Hilfsangebote des Württemberger Hofs oder für die Suchtkranken den Kontaktladen „Die Insel“. Gerade die Wiedereröffnung des Kontaktladens sieht der Erste Bürgermeister als wichtigen Schritt, weil dieser eine hygienische Grundversorgung sicherstelle. „Er ist eine wichtige Anlaufstelle für Konsumenten illegaler Drogen“, meint Blümcke.
Jugendliche im Fokus
Neben der Wiederbelebung des Kontaktladens nennt er zwei weitere Maßnahmen, zu denen die Stadtverwaltung greifen wird. Zum einen wäre das ein „repressiver Ansatz“, also die erhöhte Präsenz der Polizei. „Die Bürger sind angehalten, konsequent die Polizei zu rufen, wenn es etwas gibt“, macht Blümcke deutlich. Zum anderen soll ein Streetworker beauftragt werden, der speziell den Marienplatz und die Bereiche rundherum im Blick hat. „Die Zielgruppe des Streetworkers werden Jugendliche und junge Flüchtlinge sein“, beschreibt Blümcke. Er bezeichnet diesen
sagt ein Sprecher des Landesverfassungsschutzes über Rechtsextremismus.
Schritt als „pädagogisch steuernden Ansatz“. Soll heißen: Der Streetworker kümmert sich um die Cliquen und jungen Leute und achtet darauf, dass sie die Finger von Alkohol und Drogen lassen, ihren Müll wegräumen und keinen Blödsinn anstellen. Gerade in der Pubertät treffe Neugier oft auf Suchtmittel, so Blümcke. „Wir wollen, dass sich die Szenen nicht vermischen“, erklärt er. Die Wiederbelebung des Kontaktladens, die Präsenz der Polizei und der Einsatz des Streetworkers sollen im Sinne der Stadtverwaltung für ein „adäquates Verhalten“sorgen. „Der öffentliche Raum gehört allen“, unterstreicht der Erste Bürgermeister. „Mit diesen drei Schritten werden wir jetzt anfangen und sie dann bewerten.“
„Wenn eine Kirche zum Beispiel Kirchenasyl gewährt, könnte das ein Motiv sein“,