Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kirchenbrände vermutlich kein extremistischer Angriff
Ravensburger Kirche St. Jodok bleibt ein Jahr lang geschlossen – Gottesdienste werden verlegt
RAVENSBURG - Die Kirchenbrände in Ravensburg und Schlier vom vergangenen Wochenende haben wohl keinen extremistischen Hintergrund. Das geht aus Erfahrungen des Verfassungsschutzes hervor. Derzeit sucht die Kriminalpolizei nach der Brandursache. Wegen der Schäden kann die Kirche St. Jodok voraussichtlich ein Jahr lang nicht genutzt werden. Die Gottesdienste werden verlegt – größtenteils in die Liebfrauenkirche.
Ob Extremisten hinter den Kirchenbränden im Kreis Ravensburg stecken? Der baden-württembergische Verfassungsschutz teilt mit, dass es bisher selten zu solchen Attacken kam. Weder Rechts- noch Linksextremisten hätten in der jüngsten Zeit Angriffe auf Kirchen verübt, sagt ein Sprecher des Landesverfassungsschutzes auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Von ausländischen Gruppen wie der kurdischen PKK oder den türkischen Grauen Wölfen sei ebenfalls nichts dergleichen bekannt. „Ideologisch ist das nicht begründbar“, meint ein Sprecher.
Ins Visier von Rechtsextremisten könnten Kirchen laut Verfassungsschutz dann geraten, wenn es um Flüchtlinge geht. „Wenn eine Kirche zum Beispiel Kirchenasyl gewährt, könnte das ein Motiv sein“, so der Sprecher. Allerdings dürften die Attacken dann wohl eher verbaler Art und gegen den Pfarrer der Gemeinde persönlich gerichtet sein.
Auch ein islamistischer Zusammenhang ist den Verfassungsschützern zufolge nicht bekannt. In BadenWürttemberg hätten Islamisten bislang keine Kirche angegriffen, informiert der Sprecher. Die Anschläge auf türkische Einrichtungen in den vergangenen Tagen dürften eher mit dem Konflikt in Nordsyrien zu tun haben. „Kirchen sind hiervon nicht betroffen“, sagt der Sprecher.
Kripo sucht weiter nach Ursache
Die Kriminalpolizei ermittelt nach den Bränden in der Ravensburger Kirche St. Jodok und der Schlierer Kirche St. Martin weiter in alle Richtungen. Die Brandstätte in Ravensburg wurde mittlerweile gesichtet. „Die Ursache kann noch alles sein“, so Pressesprecher Markus Sauter.
Für ein Jahr wird St. Jodok wegen der Sanierungsarbeiten geschlossen bleiben. Davon geht die katholische Kirchengemeinde in Ravensburg aus. Wie die Gemeinde mitteilt, werden die Gottesdienste montags um 19 Uhr und mittwochs um 9 Uhr im Marienschiff in Liebfrauen abgehalten. Die „Offene Mitte“-Gottesdienste und die Gottesdienste am Sonntagabend werden ab Palmsonntag jeweils um 19 Uhr im Chorraum von Liebfrauen gefeiert: am 25. März musikalisch mit „Orgel plus“, am Ostersonntag, 1. April, mit „Schola“, am 8. April wieder mit „Orgel plus“und am 15. April als „Offene Mitte“. Einzig der „Offene-Mitte“-Gottesdienst am Sonntag, 18. März, entfällt ersatzlos.
Ostern wird zur Herausforderung
Kar- und Ostertage werden die Kirchengemeinde vor eine Herausforderung stellen. Doch auch hierfür gibt es einen Plan B. So ist die Gemeinde St. Jodok laut einer Pressemitteilung am Gründonnerstag um 18 Uhr eingeladen, den Gottesdienst in Christkönig mitzufeiern. Der Chor „Zwischentöne“wird auftreten. Die Jugendkirche Joel begeht den Karfreitag um 17 Uhr in der Liebfrauenkirche mit Passion und Percussion in Kooperation mit der Musikschule Ravensburg.
Nach Angaben der Kirchengemeinde feiern Jodok und Liebfrauen am Samstag, 31. März, gemeinsam die Osternacht. Beginn ist um 21 Uhr vor der Kirche St. Jodok, nach zwei biblischen Lesungen geht die Gemeinde in Stille zum Osterfeuer vor der Liebfrauenkirche. Der Chor „Zwischentöne“wird auch hier für die passende Musik sorgen. Anschließend feiern die Katholiken zusammen im neuen Haus der katholischen Kirche. Am Ostermontag ist die Gemeinde St. Jodok um 10 Uhr zur Mitfeier des Gottesdienstes nach Liebfrauen eingeladen.
Die kroatische Gemeinde, die in der Jodokskirche ebenfalls eine Heimat hat, feiert ihre Gottesdienste voraussichtlich sonntags um 12 Uhr in der Liebfrauenkirche. Eine Ausnahme gibt es in der Kirche Christkönig: Dort feiert sie am Gründonnerstag um 20.30 Uhr und in der Osternacht um 21 Uhr.