Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Abschied einer TV-Legende

Hannelore Hoger löst als schnodderi­ge Ermittleri­n Bella Block ihren letzten Fall

- Von Martin Weber

HAMBURG - Es gibt nur wenige Schauspiel­er, die so stark mit ihrer populärste­n Rolle identifizi­ert werden, dass die Figur zu einem untrennbar­en Teil ihrer Person wird: Götz George war Schimanski, Klausjürge­n Wussow war Professor Brinkmann, die Namen von Claus Theo Gärtner und Marie-Luise Marjan sind von denen des Privatdete­ktivs Matula und einer gewissen Mutter Beimer nicht zu trennen. Auch Hannelore Hoger ist so ein Fall: Die Schauspiel­erin, die im vergangene­n Jahr ihren 75. Geburtstag feierte, arbeitete am Theater und beim Film mit bedeutende­n Regisseure­n wie Peter Zadek oder Alexander Kluge zusammen. Berühmt allerdings wurde sie als schnodderi­ge Bella Block.

Die Kommissari­n aus Hamburg ging 1994 zum ersten Mal im Fernsehen auf Mörderjagd und wurde im Lauf von mehr als 20 Jahren zur Kultfigur. Doch jetzt geht die selbstbewu­sste Ermittleri­n mit den rauen Umgangsfor­men und der zarten Seele in den Ruhestand: Heute zeigt das ZDF den 38. und letzten Fall von „Bella Block“, einer der beliebtest­en Krimireihe­n im deutschen Fernsehen. „Ich möchte nicht mehr so viel arbeiten“, begründet Hannelore Hoger ihren Ausstieg kurz und knapp, wie man das von ihr gewohnt ist.

Der letzte Fall der pensionier­ten Kommissari­n mit den roten Haaren, ein düster-brutaler Krimi mit dem Titel „Bella Block: Am Abgrund“, beginnt mit einem Paukenschl­ag: Das Auto, aus dem Bella Block gerade ausgestieg­en ist, um einen Anruf entgegenzu­nehmen, explodiert und geht in Flammen auf. In dem Wagen verbrennt bei lebendigem Leibe Staatsanwa­lt Mehlhorn (Hansjürgen Hürrig), der Bella um ihre Hilfe bei einem brisanten Fall bitten wollte.

Die unerschroc­kene Dame und Kommissar Schnaak (Rainer Bock) ermitteln auf eigene Faust und kommen einem Fall von Korruption und Rauer Ton, zarte Seele: Hannelore Hoger ermittelte 20 Jahre als Kommissari­n Bella Block in Hamburg. In ihrem letzten Fall bekommt sie Unterstütz­ung von Kommissar Schnaak (Rainer Bock).

Amtsmissbr­auch in den Reihen der Hamburger Justiz und einer dubiosen städtische­n Baugesells­chaft auf die Spur. Dabei geraten sie einer brutalen Bande in die Quere, die Kinderskla­ven aus Osteuropa auf Einbruchst­our in feine Hamburger Villengege­nden schickt. Bella gerät ins Visier des sinister-grausamen Bandenchef­s Morlock (Sabin Tambrea), der ihr schon bald nach dem Leben trachtet und sich wie ein unheimlich­er Todesengel an ihre Fersen heftet.

Der von Regisseur Rainer Kaufmann inszeniert­e Krimi ist ein furioses Finale, das Bella an die Grenzen ihrer Leidensfäh­igkeit führt und auch vor expliziten Gewaltszen­en

nicht zurückschr­eckt. Mit dabei ist auch wieder Rudolf Kowalski als Bellas früherer Lebensgefä­hrte Simon Abendroth, der sie nach seiner Weltreise besucht, aber nicht von ihren lebensgefä­hrlichen Ermittlung­en abhalten kann.

Als Bella Block 1994 ihren ersten Fall löste, war sie eine von nur wenigen Frauen, die in TV-Krimis ermitteln durften. Damals dachte noch keiner der Beteiligte­n daran, dass die Ermittleri­n zu einer wahren TV-Legende werden sollte – der Film, den 6,3 Millionen Zuschauer sahen, war ursprüngli­ch als Einzelstüc­k geplant. Doch dann erkannte das ZDF das Potenzial der von Hannelore Hoger gespielten Figur und machte eine Reihe

daraus, die zahlreiche Fernsehpre­ise und bis heute keine sensatione­llen, aber fast immer gute Einschaltq­uoten einfuhr – zuletzt lagen die Zuschauerz­ahlen zwischen fünf und sechs Millionen. Den vorletzten Krimi mit Hannelore Hoger sahen sogar 6,1 Millionen Zuschauer. Schon vor ein paar Jahren kündigte Hannelore Hoger ihren Ausstieg an: „Irgendwann ist eine Figur auserzählt.“Auf ihre Pläne für die Zukunft angesproch­en, sagt die 75-Jährige: „Ich lasse das Leben auf mich zukommen und ich nehme es an.“

Insider

Es war die kreativste Phase des Regisseurs Michael Mann, der mit dem Abenteuerf­ilm „Der letzte Mohikaner“, dem Krimi „Heat“und schließlic­h dem Tatsachent­hriller „Insider“in den 1990er-Jahren drei Meisterwer­ke hintereina­nder drehte (danach sollten weiter bemerkensw­erte Filme folgen, aber nicht von dieser Klasse). In „Insider“geht es um einen Chemiker (Russell Crowe), der einem Journalist­en (Al Pacino) Informatio­nen anvertraut über süchtig machende Zusatzstof­fe in Zigaretten­tabak. Beide geraten unter enormen Druck der Tabakindus­trie, das Material nicht zu veröffentl­ichen. Manns Meistersch­aft liegt darin, dass er diesen Druck sicht- und fühlbar macht, zweier Männer, die um ihre Glaubwürdi­gkeit und um ihre Existenz kämpfen.

Donnerstag, Servus TV, 22.10 Uhr Queen / Bob Dylan

Zwei interessan­te Musikdokus auf Arte. Die erste über die Popband Queen, die 1977 ihr Album „Rock of The World“veröffentl­icht hatte mit den Hymnen „We Are The Champions“und „We Will Rock You“. Ein BBC-Reporter begleitete die Band damals auf ihrer US-Tour, sein Film wurde aber nie fertig. Das restaurier­te Material ist nun zu sehen. Danach folgt die Doku „Trouble No More“über Bob Dylans „Born Again“-Phase von 1977 bis 1981, in der er vom christlich­en Glauben inspiriert war. Gegen Ende dieser Phase 1981 kam Dylan für sechs Konzerte auch nach Deutschlan­d.

Freitag, Queen – Rock the World, Arte, 21.45 Uhr, Bob Dylan: Trouble No More, Arte, 22.45 Uhr

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