Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Sigmaringe­n hat eine Wundmanage­rin

Rosa Waibel von der Sozialstat­ion hat eine Laizerin vor einer Amputation bewahrt

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SIGMARINGE­N (sz) - Beim Stichwort „Manager“denkt man instinktiv an die Chefs großer Konzerne mit dicken Dienstwage­n und großen Gehältern. Für Rosa Waibel trifft das nicht zu. Ihr Gehalt entspricht dem einer Altenpfleg­erin und ihr Dienstwage­n ist eines der Fahrzeuge der Sozialstat­ion Thomas Geiselhart. Waibel ist Wundmanage­rin – eine Tätigkeit, die immer wichtiger wird.

Die 56-Jährige arbeitet schon seit 15 Jahren als Krankensch­wester bei Geiselhart. Seit 2010 beschäftig­t sie sich mit dem Thema Wundmanage­ment. Sie hatte eine Patientin, bei der sich die Wunde immer mehr verschlech­terte. „Damals habe ich die Versorgung gemacht“, erinnert sich Waibel. Es gab immer wieder Krankenhau­saufenthal­te und Komplikati­onen. Schließlic­h musste der Frau der Unterschen­kel amputiert werden. Für die Krankensch­wester war das der Anstoß, doch mehr wissen zu wollen.

Eigentlich sollte eine Wunde nach einer bestimmten Zeit abheilen. Wenn dies aber vier bis sechs Wochen lang dauert, dann spricht man von einer chronische­n Wunde. Ihr Wunsch nach einer Fortbildun­g wurde von der Pflegedien­stleitung befürworte­t. Das ist nun acht Jahre her. Rund anderthalb Jahre wurde Waibel dann in Theorie und Praxis der Wundversor­gung geschult und bekam ein Zertifikat als Wundexpert­in.

Im Laufe der nächsten Jahre kamen immer wieder Fortbildun­gen dazu. Seit Oktober vergangene­n Jahres darf sich Rosa Waibel „Fachtherap­eutin Wunde ICW (Initiative Chronische Wunde)“nennen. Sie muss weiterhin jedes Jahr zur Schulung für die Rezertifiz­ierung. Das bedeutet dann auch Punkte sammeln für eine Verlängeru­ng.

Waibel rettet diabetisch­en Fuß einer Laizerin

Ganz viele Pluspunkte hat sie bei Waltraud Redmann in Laiz gesammelt, sie hat einen diabetisch­en Fuß. Von der riesigen Wunde an der Ferse sieht man kaum noch etwas. Doch das war nicht immer so. „Eines Tages wurde die Ferse ganz schwarz“, erinnert sich die 78-Jährige. Im Krankenhau­s wurde Gewebe abgetragen, doch die Wunde verheilte nicht so, wie die Ärzte es sich gewünscht hatten. Als es dann hieß, „der Fuß muss amputiert werden“, brach für die rüstige Dame eine Welt zusammen. Gut zu Fuß war sie zwar schon lange nicht mehr, aber mit dem Rollator konnte sie die Wohnung verlassen. Hilfe brachte ein ambulantes Netzwerk aus Krankenhau­s, Hausarzt und Sozialstat­ion.

Drei Stufen der Wundversor­gung

Mit dabei: Rosa Waibel. Hier konnte sie ihr ganzes Können und Fachwissen unter Beweis stellen. Immer wieder musste vom Arzt Gewebe abgetragen und die Wunde dann entspreche­nd versorgt werden. Es hat seine Zeit gedauert, aber der Fuß konnte gerettet werden. Wenn Waltraud Redmann die Fotos von früher anschaut, kann sie es selbst kaum glauben, dass diese offene Wunde einmal zu ihrem Fuß gehörte. „Ich bin richtig glücklich“, sagt sie.

Die drei Stufen in der Wundversor­gung nennt man Reinigungs­wunde, Granulatio­nsphase – wenn das Fleisch wieder nachwächst – und Epithelisi­erung, wenn sich die Wunde schließt. Je nach Entwicklun­gsphase müssen andere Materialie­n, Salben oder Medikament­e verwendet werden.

„Die moderne Wundversor­gung ist ein vielfältig­es Thema“, sagt Sabine Feig. Die Pflegedien­stleiterin bei Thomas Geiselhart ist froh, dass sie Rosa Waibel im Team hat.

Diese spricht mit dem Arzt und man versucht gemeinsam, die beste Behandlung für den Patienten herauszufi­nden. Dann wird festgelegt, ob Schwester Rosa die Versorgung macht oder eine Kollegin – immer in Absprache mit dem Hausarzt. Dass die Maßnahmen sinnvoll sind, wird auch dadurch bestätigt, dass immer wieder Ärzte anrufen und um Unterstütz­ung bitten.

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FOTO: CARITAS Wenn Wundmanage­rin Rosa Waibel (stehend) und Waltraud Redmann sich Fotos vom „alten Bein“anschauen, dann sind beide froh, dass die Sache gut ausgegange­n ist.

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