Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Laizerin rettet Leben einer Südafrikanerin
Für Stammzellenspenderin Franziska Peschke ist die Sache klar: Jeder kann auf fremde Hilfe angewiesen sein
LAIZ - Franziska Peschke ist im Alter von 19 Jahren bereits zur Lebensretterin geworden. Noch als Schülerin an der Liebfrauenschule hat sie sich im Jahr 2011 bei der DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei) als Stammzellenspenderin registrieren lassen. Die Chance, als Spender für einen geeigneten Empfänger in Frage zu kommen, liegt gerade mal bei knapp einem Prozent. Doch zwei Jahre später kam sie als passende Spenderin in Frage.
Damals war sie als freiwillige medizinische Helferin in Jamaika; kurz nach ihrem Abitur. „Ich war erst mal geschockt, weil ich nicht zu Hause war und noch ein paar Monate in Jamaika bleiben sollte. Die Wahrscheinlichkeit, als Spenderin in Frage zu kommen ist so gering, und jetzt konnte ich helfen und war nicht da“, erinnert sich die heutige Studentin.
Ihre Mutter hatte die Abwicklung mit der DKMS geregelt und als sie aus Jamaika zurückkam, ging es sofort los. Nach mehrfachen Blutabnahmen und Gesundheitschecks war es klar: Franziska kommt als einzige Spenderin für ihren genetischen Zwilling in Frage.
Für die meisten Spenden wird kein Knochenmark entnommen
80 Prozent der Spenden erfolgen über die sogenannte periphere Stammzellenentnahme aus dem Blut. So auch bei Peschke. Damit der Körper mehr Stammzellen produziert und in die Blutgefäße ausschüttet, wird vier Tage vor der Spende ein natürlicher Botenstoff unter die Haut gespritzt. Bei Franziska hatte ihre Mutter zweimal täglich die Spritzen gesetzt. „Ich habe gemerkt, dass mein Körper arbeitet und ich war etwas schlapp, aber das Spritzen war kein Problem und hat auch nicht weh getan“, sagt Peschke. Für die Stammzellenentnahme ist Peschke dann mit ihrer Mutter nach Köln gefahren. Fünf Stunden lang lag sie an einem Gerät, dessen Vorgang sie als „dialyseähnlich“beschreibt. Durch zwei gelegte Kanäle in ihren Armen lief das Blut an der einen Seite raus und auf der anderen wieder in ihren Körper hinein. Dazwischen wurden die lachsfarbenen weißen Blutkörperchen zusammen mit den Stammzellen und Blutplättchen von der Maschine herausgefiltert und in einen zweiten Beutel geleitet.
Eine Woche später kam die Nachricht von der DKMS: Ihre Spende ging an eine junge Frau in Südafrika. Die Identität ihrer Empfängerin kennt Peschke nicht. Drei Wochen später erfuhr sie, dass die Empfängerin die Spende gut angenommen hatte. Mittlerweile hat sie den Blutkrebs besiegt. In Südafrika bleiben Spender und Empfänger fünf Jahre lang füreinander anonym. Ab Mai könnten Peschke und ihre Spendenempfängerin Kontakt zueinander aufnehmen. „Ich weiß noch nicht, ob ich den Kontakt suchen soll. Vielleicht hat die Frau auch schon mit ihrer Krankheit abgeschlossen und würde sich unwohl fühlen. Wenn ein Brief aus Südafrika kommt, würde ich mich aber freuen und den Kontakt auch nicht ablehnen“, sagt Peschke.
Spenderin erwartet keine Dankbarkeit
Die Spende war für die 24-Jährige selbstverständlich. Sie erwartet keine Dankbarkeit und würde jederzeit wieder spenden. „Ich bin keine Heldin und man soll mich nicht auf einen Sockel stellen. Wenn ich mal Hilfe brauche, bin ich genauso auf andere angewiesen“, sagt sie.
Bei der DKMS-Registrierungsaktion am vergangenen Wochenende für den elfjährigen Arda aus Sigmaringendorf war Franziska Peschke als freiwillige Helferin dabei und konnte von ihrer Erfahrung berichten. Insgesamt sind in Deutschland knapp fünfeinhalb Millionen Stammzellenspender bei der DKMS registriert, davon knapp 830 000 aus BadenWürttemberg. Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1995 wurden so bereits mehr als 60 000 Spenden alleine aus Deutschland in die ganze Welt vermittelt – darunter eine von Franziska Peschke aus Laiz.