Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Der Schlachthof wird zur Tanzbühne
Daniela Wölfel und Rense Hettinga arbeiten an sich und mit Jugendlichen
SIGMARINGEN – Die Möglichkeit eines Werkaufenthalts hat die Tänzer Daniela Wölfel und Rense Hettinga in die Ateliers des Alten Schlachthofs gebracht. Sie nutzten die Zeit nicht nur für die eigene kreative Arbeit, sondern unterrichteten auch Jugendliche. Das Jugendtanzstück „Niemandsland“wird morgen und am Sonntag aufgeführt. Am 12. Mai und 13. Mai werden sie selbst bei einer Aufführung zeigen, wohin der Werkaufenthalt sie führte.
Kennengelernt haben sich die beiden in einer Tanzschule für Improvisationstanz in Freiburg. Auf Einladung von Maren Gebhardt vom Vorstand des Alten Schlachthofs konnten sie nun vier Monate lang Zeit und Raum nutzen, um Eigenes zu entwickeln. Mit acht Jugendlichen zwischen zehn und 22 Jahren, die sich zuvor nicht kannten, erarbeiteten Wölfel und Hettinga ein Stück, dem einer der Jugendlichen dann den Namen „Niemandsland“gab. Beide Choreographen sind überzeugt von ihrem Ansatz: „Wir machten zuerst viele Improvisationsübungen, daraus erwächst dann ein Stück, das wir in einer Choreographie festgehalten haben.“Wölfel ist begeistert: „Die Jugendlichen erleben die Bewegung, das spürte man“.
Bei ihrem eigenen Duett, bei dem es um Nähe und Distanz gehen wird, arbeiten sie ganz ähnlich: „Es ist eine Mischung aus Choreographie und Improvisation.“Schon in der Tanzschule hätten sie gespürt, dass sie gut zusammenarbeiten können. Das liege vielleicht auch daran, so Daniela Wölfel, dass sie beide erst mit 23 Jahren zum Tanz gekommen seien. Sie hat zuvor „Theater im sozialen Bereich“studiert und früh gespürt, dass der Tanz bei ihr im Vordergrund stehe. In Freiburg konnte sie dann Improvisation studieren.
Duett beginnt in Freiburg
Hier traf sie den 29-Jährigen Holländer Rense Hettinga. Er habe nach der Schulzeit festgestellt: „Studieren hat nicht zu mir gepasst.“Dann war er erst mal sechs Jahre Fahrradkurier in Maastricht. Mit 23 Jahren hat er eine Tänzerin getroffen, die Unterricht in zeitgenössischem Tanz gab: „Das hat mir so gut gefallen, dass ich später weitere Unterrichtsmöglichkeiten gesucht habe.“
Bewegung sei schon immer „sein Ding“gewesen, auch haben ihn Tanzaufführungen schon früh „total begeistert“: „Ich habe das Gefühl, das passt zu mir und dann fand ich die Tanzschule Tip in Freiburg und habe mich dort beworben.“
Hettinga geht gerne nachts spazieren, auch durch Sigmaringen: „Es ist einerseits ein bisschen wie Ausland, aber andererseits fühle ich mich fast schon ein wenig heimisch.“Das liege vielleicht auch daran, dass der Schlachthof ein „Mega-Platz zum Arbeiten“sei. Beide waren erstaunt von der Offenheit und Hilfsbereitschaft.
Am Anfang probten sie mit den Jugendlichen in der Theodor-HeussRealschule, auch dort erhielten sie jede Unterstützung. Wir fühlen uns hier richtig wohl, ergänzt Wölfel: „Künstlerisch gesehen ist der Hauptraum im Alten Schlachthof für uns sehr spannend, man ist hier ganz nah am Geschehen.“