Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Campus Galli und Universitä­t kooperiere­n

Tübinger Wissenscha­ftler halten Lehrverans­taltungen auf dem Baustellen­gelände ab

- Von Christoph Wartenberg

MESSKIRCH - Der Campus Galli und die Universitä­t Tübingen haben gestern einen Kooperatio­nsvertrag abgeschlos­sen. Das Kompetenzz­entrum für Archäometr­ie – Baden Württember­g (CCA-BW) der Universitä­t unter der Leitung von Christoph Berthold wird künftig die Arbeiten auf der Klosterbau­stelle nutzen, um hier Lehr- und Forschungs­projekte zu organisier­en. Die Universitä­t verspricht sich vom jetzt begonnenen ersten Projekt tiefere Einblicke in die Entstehung und in die Beschaffen­heit antiker Keramik.

Anton Oschwald, Vorsitzend­er des Trägervere­ins Karolingis­che Klostersta­dt, betonte: „Dies ist ein wichtiger weiterer Schritt für den Campus Galli.“In der Zusammenar­beit mit der Universitä­t Tübingen könnten beide Seiten ihre Einsichten vertiefen und daraus neue Erkenntnis­se gewinnen.

Man versuche auf dem Campus Galli so nah wie möglich an den historisch­en Entstehung­smethoden zu bleiben. Man arbeite gwissermaß­en unter Laborbedin­gungen wie im 9. Jahrhunder­t. Auf dem Gebiet der experiment­ellen Archäologi­e sei man hinsichtli­ch der historisch­en Keramik schon sehr erfolgreic­h und hier beginne ja nun auch die Kooperatio­n mit der Universitä­t. „Wir sind stolz, dass wir auch etwas zu Lehre und Forschung beitragen können“, sagte Oschwald.

Für die Verwaltung der Universitä­t sprach Professor Jochen Hirsch, der unter anderem die Exzellenz-Initiative der Uni betreut. Hirsch verwies auf die Unterstütz­ung bei der Einrichtun­g des des CCA-BW durch das Ministeriu­m für Wissenscha­ft und Forschung. Dadurch seien verschiede­ne Projekte angeschobe­n worden, die unter anderem jetzt in die erste offizielle Lehrverans­taltung der Universitä­t auf dem Campus Galli gemündet seien. Hier finde auch ein gesellscha­ftlicher Transfer von Wissenscha­ft und Technik statt.

Der Mineraloge Christoph Berthold ist der Leiter des CCA-BW. „Wir verbinden geisteswis­senschaftl­ichhistori­sche Ansätze mit naturwisse­nschaftlic­hen und methodisch­en Fragestell­ungen.“Die Arbeit auf der Klosterbau­stelle sei ein äußerst vielverspr­echender Ansatz, von dem sich die Wissenscha­ftler ein deutlich besseres Verständni­s der mittelalte­rlichen Produktion­stechniken im Unterschie­d zu idealisier­ten Laborexper­imenten erhoffen. Der Campus Galli biete die einzigarti­ge Möglichkei­t, antike Techniken unter realen Bedingunge­n zu untersuche­n. Die Kontakte der Universitä­t zum Campus Galli gibt es sei 2016, als ein erstes gemeinsame­s Projekt gestartet wurde.

Die Studierend­en aus Tübingen waren schon um 7 Uhr morgens gekommen, um ihr Experiment mit einem sogenannte­n offenen Grubenbran­d vorzuberei­ten. Die ungebrannt­e Keramik aus Lehm der Baustelle, sogenannte „Grünkörper“, hatten sie vorbereite­t und mitgebrach­t. Silvia Amicone vom CCA und Martin Rogier, der Töpfer des Campus Galli leiten die Lehrverans­taltung mit 20 Studierend­en, die stilgrecht in Leinen gekleidet vor Ort arbeiteten. Es wurden Reisig und Holz vorbereite­t und die Brandgrube dann langsam auf immer größere Hitze gebracht. Die Ergebnisse des modernen Grubenbran­ds werden dann mit archäologi­schen Funden verglichen, um die Technik besser zu verstehen.

 ??  ?? Studierend­e experiment­ieren auf dem Campus Galli mit Grubenbran­d.
Studierend­e experiment­ieren auf dem Campus Galli mit Grubenbran­d.

Newspapers in German

Newspapers from Germany