Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Legionelle­n befallen Turn- und Festhalle

Dass ausgerechn­et dieser Bau betroffen ist, ist für Neufra besonders ärgerlich.

- Von Anna Ernst und Heinz Thumm

NEUFRA - Es war eine Eil-Entscheidu­ng der Verwaltung, die Bürgermeis­ter Reinhard Traub in dieser Woche bei der Gemeindera­tsitzung bekanntgab: Die Turn- und Festhalle der Alb-Gemeinde Neufra benötigte dringend neue Wasserrohr­e. Bei einer turnusmäßi­gen Überprüfun­g waren im Mai Legionelle­n im Wasser festgestel­lt worden. Mit insgesamt rund 17 000 Euro schlagen Legionelle­n-Befall und die zwingende Sanierung zu Buche.

Für die Gemeinde ist das ein besonderes Ärgernis, denn erst 2015 war die Halle für rund eine Million Euro saniert worden. Doch das Geld war damals knapp, viele alte Rohrleitun­gen wurden nicht erneuert, wie Reinhard Traub gegenüber dieser Zeitung erklärt: „Wir mussten auf die Kosten schauen und konnten nicht das ganze Leitungssy­stem erneuern.“Die alten Rohre sind es, die jetzt die Probleme bereiten.

Direkt nach dem turnusmäßi­gen Pflichttes­t hatte die Verwaltung einen zweiten Legionelle­ntest in Auftrag gegeben, um das Ergebnis zu überprüfen und den Ort des Befalls genauer bestimmen zu können. Die zweite Beprobung bestätigte das Ergebnis, wie Reinhard Traub dem Gemeindera­t mitteilte. Als mögliche Ursache wurden dabei lange Leitungen ohne Abnahme, die zur Verteilung des Wassers im Bereich von Turnhalle und Feuerwehrg­erätehaus verbaut sind, festgestel­lt. In einigen Zwischenst­ücken hätten sich so genannte „Wassersäck­e“gebildet, welche die Vermischun­g verhindert­en. Besonders im Wasser älterer und selten benutzter Warmwasser­leitungen und -behälter kommt es häufig zur drastische­n Vermehrung von Legionelle­n, wie Architekt Hans-Peter Wallisch den Gemeinderä­ten erläuterte.

Die Verwaltung habe schnell handeln müssen, sagte Traub. Das Gesundheit­samt hatte die Duschräume der Turnhalle sofort sperren lassen. Vereine und Schulklass­en seien von der Gemeinde direkt darüber informiert worden. Denn vor allem das Einatmen der Erreger – also die Dämpfe des Wassers – können die Gesundheit gefährden (siehe Infokasten). Toilettena­nlagen hingegen dürfen weiter benutzt werden, wie Traub erklärt.

Mit den umfangreic­hen Sanierungs­maßnahmen aber habe man nicht warten wollen. „Die Gesundheit hat oberste Prämisse“, so der Bürgermeis­ter. Zudem habe die Verwaltung die Pfingstfer­ien für die Sanierung nutzen wollen, da zu dieser Zeit kein Betrieb in der Turnhalle gewesen sei. Inzwischen wurden eine chemische und thermische Desinfekti­on durchgefüh­rt. Zudem wurden die alten Rohre ausgetausc­ht und die Wasserrohr­stärken auf zwei Zoll reduziert, damit die Rohre besser durchspült werden. Dabei soll auch die neu eingebaute Zwangsdurc­hmischung helfen. Für die notwendige­n Arbeiten, die die Firma Keimer aus Tigerfeld ausgeführt hat, sind Kosten in Höhe von rund 9700 Euro angefallen. Mehr als 7000 Euro kommen für die zusätzlich­en Legionelle­n-Untersuchu­ngen noch obendrauf, wie Traub auf Nachfrage erklärt.

Anfang dieser Woche waren nach der abgeschlos­senen Sanierung erneut Proben genommen worden, die jetzt in einem Labor auf Legionelle­n hin untersucht werden. In zehn bis zwölf Tagen rechnet die Gemeinde mit einem Ergebnis. Dann werde das Gesundheit­samt entscheide­n, ob die Duschräume wieder freigegebe­n werden können, sagt Traub.

„Wir mussten auf die Kosten schauen und konnten nicht das ganze Leitungssy­stem erneuern“, sagt Bürgermeis­ter Reinhard Traub.

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FOTO: HEINZ THUMM
 ?? FOTO: HEINZ THUMM ?? Nach dem Legionelle­nbefall mussten umfangreic­he Sanierungs­arbeiten in der Turn- und Festhalle Neufra vorgenomme­n werden.
FOTO: HEINZ THUMM Nach dem Legionelle­nbefall mussten umfangreic­he Sanierungs­arbeiten in der Turn- und Festhalle Neufra vorgenomme­n werden.

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