Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Nächste Blamage für die Deutsche Bank
US-Tochter fällt bei Stresstest durch und darf deshalb kein Geld ausschütten – Aktie gibt deutlich nach
FRANKFURT/WASHINGTON (dpa) Die schlechten Nachrichten für die Deutsche Bank nehmen kein Ende: In den USA fiel die Tochter des größten deutschen Geldhauses als einziges Institut beim Stresstest der Notenbank durch. Das am Donnerstag nach US-Börsenschluss verkündete Ergebnis kam zwar wenig überraschend, könnte aber unangenehme Folgen haben.
Anleger reagierten am Freitag zunächst dennoch gelassen: Vorbörslich gab die Aktie des Dax-Konzerns zwar leicht nach, drehte zum Handelsauftakt aber ins Plus. Es sei allgemein erwartet worden, dass die US-Tochter den Test nicht bestehen werde, erklärte ein Händler. Das erneute Scheitern bezeichnete er gleichwohl als „blamabel“.
Alte Probleme
Die Aufseher der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bemängelten „erhebliche Schwächen“bei der USTochter der Deutschen Bank. Deren Kapitalpläne wurden deshalb nicht genehmigt. Das könnte für die Deutsche Bank als Konzernmutter die unangenehme Folge haben, dass der US-Ableger nicht wie erhofft Geld an sie ausschütten darf.
Beim zweiten Teil der Prüfung ging es vor allem um interne Kontrollen und Risikomanagement – Bereiche, die bei der Deutschen Bank schon länger als problematisch angesehen werden. Die Fed spricht von „weit verbreiteten und wesentlichen Unzulänglichkeiten“bei der Kapitalplanung.
Schon 2015 und 2016 fiel der USAbleger beim Stresstest der Fed durch und wurde in den vergangenen Jahren wegen etlicher Regelverstöße zur Verantwortung gezogen. Zudem musste die Deutsche Bank Milliarden wegen Marktmanipulationen und anderer Vergehen zahlen.
Kontrollen ungenügend
Die Deutsche Bank erklärte, in dem jüngsten US-Stresstest sei der Kapitalplan der Tochter DB USA nicht „auf quantitativer Basis“, sondern aus „qualitativen Gründen“abgelehnt worden. Soll heißen: Nicht die Kapitaldecke war das Problem, sondern Kontrollen und Infrastruktur. Hier hat die Bank nach eigener Einschätzung bereits Fortschritte erzielt. Den ersten Teil der Belastungsprobe, bei der die Kapitalausstattung anhand simulierter Krisenszenarien getestet wurde, hatte die Deutsche Bank in der Vorwoche noch meistern können.
Am Mittwoch war dann die Aktie der Deutschen Bank in einem insgesamt schwachen Markt auf ein Rekordtief von knapp 8,76 Euro abgesackt.
Insgesamt nahm die Fed 35 Banken unter die Lupe. Demnach sind die größten Geldhäuser in den Vereinigten Staaten im Großen und Ganzen krisenfest aufgestellt. Doch die Fed beanstandete nicht nur die Kapitalpläne der Deutschen Bank: So gelten etwa die US-Schwergewichte Goldman Sachs und Morgan Stanley zwar formal nicht als Durchfaller, dürfen ihre Dividenden und Aktienrückkäufe aber zunächst auch nicht erhöhen.