Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Eisele will Multikulti-Café wiederbeleben
Neue Integrationsbeauftragte zieht nach drei Monaten im Amt ein erstes positives Fazit
MESSKIRCH - Martina Eisele ist zufrieden. Seit April ist die Sozialarbeiterin in Meßkirch und in Ostrach für die Integration zuständig und zieht ein erstes Fazit: „Bisher läuft es gut, aber es gibt noch viel zu tun“. Integration umfasse alle Lebensbereiche und natürlich alle Menschen, die hier ankommen, erklärt Eisele ihren Aufgabenbereich als Integrationsbeauftragte. Ihre Hauptaufgabe sieht sie in der Netzwerkarbeit. „Viele Vereine bieten schon gute Sachen an. Ich sorge dann dafür, dass diese Angebote auch bekannt werden und von den betroffenen Personen genutzt werden können.“Das Multikulti-Café im Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde Meßkirch sei so ein Beispiel. „Das will ich unbedingt wiederbeleben.“
Neben der Netzwerkarbeit gehört auch die Betreuung des Ehrenamts zu ihren Aufgaben. Eisele berät und begleitet Ehrenamtliche und versucht, neue zu gewinnen. „Das ist gar nicht so einfach. Mit einem Aufruf im Gemeindeblatt ist das nicht getan.“Sie wolle deshalb gezielt nach Ehrenamtlichen suchen. „Es ist wichtig, dass es nicht immer die Gleichen sind, die sich engagieren“; sagt sie. Ihre Erfahrung habe aber auch gezeigt: „Oft sind es die, denen mal geholfen wurde, die später selbst helfen.“Gerade Flüchtlinge engagierten sich nach ein paar Jahren häufig selbst, zum Beispiel als Dolmetscher.
Auch die Organisation von Veranstaltungen zum Thema Integration fällt in Eiseles Aufgabenbereich. Am kommenden Donnerstag, 5. Juli, findet eine davon statt. Im Seminarraum des Schlosses Meßkirch informieren Referenten von Arbeitsagentur und Caritas über die Möglichkeiten, den Arbeitskräftebedarf mit dem Potenzial der Flüchtlinge zu verbinden. Auch ein Erfahrungsbericht aus Unternehmenssicht, also von einem Unternehmen, das Flüchtlinge beschäftigt, ist geplant.
„Unsere Aufgabe als Kommune ist es, dafür zu sorgen, dass alle, die hier leben, die Chance haben, ihre Potenziale zu entfalten“, sagt sie. „Wenn das gelingt, profitiert am Ende die ganze Gesellschaft.“Dieses Verständnis hätten viele Kommunen aber erst in der letzten Zeit entwickelt. In Meßkirch und auch in Ostrach sei das anders. „Sonst gäbe es meine Stelle ja gar nicht.“Überhaupt sei sie sehr angetan davon, wie offen man ihr gegenübertrete. Keine Selbstverständlichkeit, findet Eisele, die zuvor acht Jahre lang als Intergrationsbeauftragte in Biberach tätig war. Schließlich sei ihre Stelle sowohl in Meßkirch als auch in Ostrach neu geschaffen worden. „Menschen, die hier her kommen, kennen unser System nicht, wissen nicht, an wen sie sich wenden können und was sie für Möglichkeiten haben.“
Eisele will deshalb Ansprechpartnerin sein – für Flüchtlinge, aber auch Einheimische, für Vereine genauso wie für Einzelpersonen. „Ich muss nicht in jede Familie gehen und ich muss nicht mit jedem Flüchtling gesprochen haben, aber ich muss versuchen, alle zu vernetzen, die mit Integration zu tun haben“, sagt die 56-Jährige.
Die Netzwerkarbeit sei aber kein Selbstläufer. „Es ist kein Job, bei dem man einfach am Schreibtisch sitzt und wartet, bis jemand vorbeikommt und was will“, sagt sie. Aber genau deshalb gefalle ihr die Tätigkeit ja auch so gut. „Ich muss raus und auf die Leute zugehen und dann die richtigen Leute zusammenbringen“, erklärt sie und vergleicht ihren Job mit dem eines Wirtschaftsförderers: „Wenn der nicht rausgeht und mit den Firmen spricht, erreicht er auch nichts.“In Meßkirch habe sie deshalb eine Liste aufgestellt mit Personen und Vereinen, die sie noch besuchen möchte. „Aber ich bin noch lange nicht durch.“