Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Gut gewappnet gegen Starkregen
Wie sich Hausbesitzer und künftige Bauherren auf Unwetter und Überflutung vorbereiten und dauerhaft schützen können
MÜNCHEN/BONN (dpa) - Aus heftigen Unwettern strömt immer wieder Starkregen aufs Land – die Folge sind dann schwere Überschwemmungen. Selbst Gebäude, die nicht an Flüssen oder an Hängen liegen, können dann überflutet werden. Das Problem: Diese Häuser sind oftmals gar nicht auf solche Fluten vorbereitet. Das ist aber durchaus möglich.
Vorbereitungen für Hausbesitzer:
Es gibt Maßnahmen, die sich bei Unwetter- und Starkregenprognosen schnell umsetzen lassen, aber auch einiges, was man im Haus ohne großen Aufwand dauerhaft verändern kann. Beides betrifft vor allem die Absicherung des Kellers. Da Starkregen oft Untergeschosse flutet, sollten Chemikalien und andere gefährliche Stoffe so umgeräumt werden, dass eindringendes Wasser sie nicht erreichen kann, erläutert das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).
Dabei nicht vergessen: Hochwertige Gegenstände und wichtige Dokumente lagern am besten vorsorglich in oberen Stockwerken. Heizöltanks sollten fest verankert sein oder bei Starkregen unverzüglich mit Ballast beschwert werden. Wer im Keller eine Rückstauklappe hat, sollte deren Funktion regelmäßig und bei jeder Unwetterankündigung überprüfen.
Eine solche Rückstauklappe lässt sich auch dort nachrüsten, wo noch keine Absicherung vorhanden ist. Denn wenn die Kanalisation überfordert ist, drückt das Wasser teils von unten durch die Abflussrohre nach oben ins Gebäude – Rückstauklappen verriegeln bei diesem Wasserdruck von unten das Rohr. Teils lassen sich diese direkt in die Hausinstallationen einbauen, etwa für Waschbecken im Siphon.
„Hausbesitzer haben die Pflicht, ihr Haus gegen rückstauendes Wasser aus dem Kanalnetz abzusichern“, erklärt Udo Wirges, Bereichsleiter Technik beim Zentralverband Sanitär Heizung Klima. Es kann auch sein, dass Versicherungen ihnen das vorschreiben. Deshalb sollten Eigentümer die lokale Rückstauebene kennen – das ist die Grenze, bis zu der Wasser bei Rückstau in einer Entwässerungsanlage ansteigen kann.
Informationen dazu gibt es bei der kommunalen Verwaltung. Maßnahmen bei Hausbau und
Sanierung: „Vor allem beim Neubau kann man von vornherein auf hochwassergerechtes Bauen achten“, sagt Prof. Norbert Gebbeken von der Bayerischen Ingenieurekammer Bau. „Das ist nicht wesentlich teurer.“Auch das Nachrüsten von Sicherheitsvorkehrungen ist zwar möglich, aber aufwendiger.
Gerade die Absicherung der Öffnungen eines Hauses zählt zu den langfristigen Maßnahmen. Mögliche Zutrittswege für Wasser sind Fenster und Türöffnungen, aber auch Lichtschächte, Kellerfenster und Kellertüren. Hier helfen oft Schwellen oder Abdeckungen, immerhin eine kleine Hürde sind Mauern vor Lichtschächten. Außerdem gibt es Fenster und Türen, die Wasserdruck besser standhalten als andere.
Wer neu baut, kann die untere Etage seines Hauses besser schützen, wenn die Türen einen halben bis einen Meter über der Geländeoberkante eingeplant werden. „Dann braucht man zwar etwas höhere Eingangstreppen, aber das Wasser läuft nicht so leicht ins Haus“, erklärt Prof. Gebbeken. Auch das Material spielt bei Bau und Ausstattung eines Hauses eine Rolle: Auf Fliesen lassen sich Schlamm und Wasser besser beseitigen. Teppiche, Holzböden und -vertäfelungen sowie Tapeten müssen dagegen meist komplett erneuert werden.
Auch Rückstaus in Leitungen zu den unteren Geschossen lassen sich baulich vermeiden. Alle Entwässerungsanlagen, die unter der lokalen Rückstauebene liegen – das sind zum Beispiel Toiletten, Duschen oder Waschbecken im Keller und Erdgeschoss –, können mit einer sogenannten Abwasserhebeanlage kombiniert werden. Sie leitet Abwasser ab oder pumpt es auf ein höher liegendes Niveau. Allerdings ist solch eine Anlage teuer und benötigt Energie. Die Alternative dazu sind die Rückstauklappen.
Auch Öltanks lassen sich auf den Fall von Starkregen hin planen. „Am sichersten sind natürlich Tankanlagen, die oberhalb des maximal möglichen Hochwasserstandes aufgestellt sind“, sagt Wirges. Diesen Wert erfährt man bei der zuständigen Kreisverwaltung. Tiefer liegende Tanks lassen sich auch noch zusätzlich verankern, damit sie bei Wassereinbruch nicht aufschwimmen. Wichtig ist dann auch, die Leitungen hoch zu verlegen. Das BBK verweist auch auf die Notwendigkeit, die Zählerkästen für den Strom und die Hausanschlüsse überflutungssicher anzulegen.