Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Shoah“-Regisseur Lanzmann gestorben
Bizets Oper kehrt am 19. Juli auf die Seebühne zurück – Erstaufführung von „Beatrice Cenci“im Festspielhaus
PARIS (AFP) - Mit der Holocaust-Dokumentation „Shoah“schrieb er Filmgeschichte, nun ist der französische Regisseur Claude Lanzmann in Paris gestorben. Der Regisseur des preisgekrönten Films aus dem Jahr 1985 wurde 92 Jahre alt. Lanzmann setzte sich Zeit seines Lebens für das Gedenken an die Opfer der Nazizeit und den Kampf gegen den Antisemitismus ein. Bundespräsident FrankWalter Steinmeier würdigte Lanzmann als „unermüdlichen Mahner gegen das Vergessen“.
BREGENZ - Sie ist eine Frau, die frei sein will und dafür auch in den Tod geht: Carmen, der Inbegriff der feurigen Verführerin, wird auch dieses Jahr wieder über 200 000 Besucherinnen und Besucher auf die Seebühne locken. Das ist jetzt, knapp zwei Wochen vor der Premiere (19.7.), schon sicher. 90 Prozent der Karten sind schon verkauft. 23 000 Karten sind noch zu haben, auch durch die Verlängerung um einen Tag (20. August).
Gravierende Änderungen an der Inszenierung wird es nicht geben. Und doch hüpft Regisseur Kaspar Holten wie ein Eichhörnchen über die Seebühne, zeigt David Pomeroy, wie er die Wut Don Josés darstellen soll und macht Lena Belkina vor, wie sie die wilde Zerrissenheit Carmens ausdrücken könnte. Gesungen wird bei solchen ersten Proben mit Klavierbegleitung nicht mit voller Stimme. Die muss geschont werden, ist sie doch bei Freiluftaufführungen ganz besonderen Bedrohungen ausgesetzt. Gaëlle Arquez weiß um diese Besonderheiten. Die französische Mezzosopranistin stand schon vergangenes Jahr als Carmen auf der Seebühne und musste – wie ihre Kolleginnen – den Tod durch Ertrinken spielen. „Diese Szene liebe ich“, sagt die Französin, die an der Frankfurter Oper im Engagement ist. Doch ihren Eltern sei ein Schreck in die Glieder gefahren. Gaëlle Arquez lacht, wenn sie davon erzählt.
Neu am Dirigentenpult der Wiener Symphoniker und erstmals in Bregenz tätig ist der aus Messina stammende Antonino Fogliani. Er ist auch der musikalische Leiter des Rossini-Festivals in Wildbad. Der zweite Dirigent ist wie im vergangenen Jahr Jordan de Souza.
Oper ist nicht nur eine der aufwendigsten Kunstformen, sie ist auch eine, die eine lange Vorlaufzeit hat: Geplant wird schon für die nächsten fünf Jahre. Nächstes Jahr wird es mit Verdi auf der Seebühne weitergehen: „Rigoletto“wird 2019 und 2020 auf dem See gespielt. 2021 und 2022 folgt Puccinis „Madame Butterfly“.
Starke Frauen stehen auch in der Oper im Festspielhaus im Mittelpunkt: „Beatrice Cenci“von Berthold Goldschmidt (1903 – 1996) ist wie so oft bei den Bregenzer Hausopern nur wenigen Menschen ein Begriff, doch Intendantin Elisabeth Sobotka glaubt, natürlich, an das Gelingen dieser ausdrucksstarken Oper. Francesco Cenci, den rücksichtslosen römischen Edelmann, der sich für seine Verfehlungen bei der Kirche freikaufte, hat es wirklich gegeben. In der in den 1950er-Jahren komponierten Oper geht es um Macht, Machtmissbrauch, Mord, Vergewaltigung, Skrupellosigkeit – Themen, die nur allzu aktuell sind. Doch endet das Stück, so Regisseur Johannes Erath und Dirigent Johannes Debus einmütig, mit der „Möglichkeit des Lichts und des Trosts“: Denn mit den letzten Klängen hat der Komponist, der 1935 vor den Nazis aus Deutschland floh und in England lebte, ein Requiem für Beatrice und ihre Stiefmutter Lucrezia geschrieben.
Erste Inszenierung
Wenn man das Libretto und die Geschichte lese, könnte man anderes erwarten, sagt Johannes Debus, der vor vier Jahren im Festspielhaus „Hoffmanns Erzählungen“dirigierte. Trotz der Düsternis der Handlung habe Goldschmidt auch Schönheit und Wärme in seine Klänge gemischt, Klänge freilich, die zur Zeit der Entstehung eher verpönt waren. Ende der 1980er-Jahre hat man Goldschmidt wiederentdeckt, damals wurde auch „Beatrice Cenci“erstmals konzertant und szenisch aufgeführt. Bis heute gibt es übrigens nur eine handschriftliche Partitur, für Debus ein „Goldstück“, das emotionale Inhalte vermittelt.
Regisseur Johannes Erath ist ausgebildeter Geiger und inszenierte vor zwei Jahren auf der Werkstattbühne „Make no noise“. Im Bühnenbild zu „Beatrice Cenci“sollen sich Macht und Architektur der Kirche spiegeln, doch geht seine Regie stark von der Musik aus. In zwei Wochen werden wir mehr wissen.