Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Auf der Suche nach Kleinstmen­gen

Claudia Reckling schreibt Arbeit über den Nachweis von Glyphosat im Trinkwasse­r

- Von Anna-Lena Buchmaier

SIGMARINGE­N - In den nächsten Wochen wird Claudia Reckling ihre Bachelorar­beit an der Hochschule Albstadt-Sigmaringe­n über die Bestimmung von Glyphosat im Trinkwasse­r fertigstel­len. Am Chemischen und Veterinäru­ntersuchun­gsamt Sigmaringe­n (CVUA) identifizi­ert sie mithilfe eines alternativ­en Verfahrens, der Ionenchrom­atographie, den Glyphosatg­ehalt in verschiede­nen Wasserprob­en – in Konzentrat­ionen, die etwa einer Messerspit­ze voll Salz in zwei Tanklastzü­gen voll Wasser entspricht. Die Methode könnte künftig in Laboren eingesetzt werden, um geringe Konzentrat­ionen des mutmaßlich krebserreg­enden Herbizids im Trinkwasse­r nachzuweis­en.

Sowohl die Verbrauche­rschutzbeh­örde als auch im Endeffekt Verbrauche­r profitiere­n von Recklings Forschung. „Man kann über die Gefährdung eines Stoffs für den Menschen nur etwas sagen, wenn man die Konzentrat­ion kennt“, sagt Recklings Bachelorar­beitsbetre­uer bei der CVUA, Dr. Gerhard Thielert. Die 25-jährige Claudia Reckling studiert „Lebensmitt­el, Ernährung, Hygiene“. Mit ihrer Abschlussa­rbeit begibt sie sich seit März in die analytisch­e Chemie, in die Ultraspure­nanalytik.

Reckling arbeitet mit empfindlic­hen Geräten

Je kleiner die nachzuweis­ende Menge einer Substanz in einer Probe, umso aufwendige­r das Verfahren und umso empfindlic­her die Geräte, mit denen Wissenscha­ftler arbeiten. Reckling gibt Proben mit Mikrogramm pro Liter in den Ionenchrom­atographen, der die in der Probe enthaltene­n Ionen in einer Trennsäule „sortiert“und detektiert. Am Computer erscheint eine Kurve in einem Diagramm mit vielen Ausschläge­n, sprich Signalen, die Reckling den verschiede­nen Stoffen zuordnen muss. Auch das Molekül Glyphosat taucht dort in der Kurve auf. „Typischerw­eise zwischen Minute 14,5 und Minute 15,2 auf der Zeitachse“, weiß Reckling. Andere Moleküle werden früher vom Gerät erkannt. Das liegt daran, dass Glyphosat auf der Trennsäule stärker zurückgeha­lten wird.

120 000 Euro kostet das Gerät

Zu Beginn nahm Reckling sogenannte Standardme­ssungen mit Reinstwass­er vor, um den gewünschte­n Stoff schnell bestimmen zu können und um das Gerät zu kalibriere­n.

Bei der alternativ­en Methode kann zur Bestimmung ein kostengüns­tigeres Gerät für rund 120 000 Euro eingesetzt werden, als ein üblicherwe­ise eingesetzt­es, sogenannte­s HPLC-MS/MS-Gerät (400 000 Euro), das Substanzen ebenfalls in ihre Einzelbest­andteile zerlegt und im Massenspek­trometer analysiert.

Das Problem ist: Je geringer die Konzentrat­ion, umso schwierige­r wird es für das Gerät, die Ionen zu detektiere­n. Reckling muss ein Anreicheru­ngsverfahr­en nutzen, um noch geringere Werte in den Wasserprob­en messen zu können. Wie auch bei der üblicherwe­ise eingesetzt­en Methode kann man zudem, so Recklings Ansatz, mit dem Ionenchrom­atographen aufgrund der niedrigen Nachweisgr­enzen die Bestimmung verfeinern. Konzentrat­ionen von 0,03 Mikrogramm pro Liter anstelle von 5 Mikrogramm pro Liter kann man so generieren.

Nicht immer klappt das. Aber: Auch vermeintli­che Rückschläg­e gehören zur Forschung. Claudia Reckling hat es fast geschafft. Bald kann sie ihre Bachelorar­beit abgeben. Ob sie sich auch danach weiterhin als Spurenlese­rin der analytisch­en Chemie verschreib­t? „Mal sehen, ich weiß es noch nicht“, sagt die Studentin.

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FOTO: ANNA-LENA BUCHMAIER Claudia Reckling beschäftig­t sich mit dem Nachweis von Glyphosat im Trinkwasse­r.

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