Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Sprache und Bürokratie sind Hauptprobleme
Arbeitgeber zeigen großes Interesse an Infoveranstaltung zur Flüchtlingsintegration
MESSKIRCH - Bei einer Informationsveranstaltung im Meßkircher Schloss haben sich Referenten beim Thema „Flüchtlingspotenziale in Arbeit und Ausbildung“darum bemüht klarzumachen, dass die Verbindung von beidem möglich ist. Allerdings, daran ließ kein Sprecher auch nur den leisesten Zweifel: Vor allem die sprachlichen, aber auch die bürokratischen Hürden sind hoch.
Wenn alle Hindernisse aber erst einmal überwunden sind, dann bieten sich für die Betriebe gute Chancen, einen willigen und engagierten Mitarbeiter zu finden. Eingeladen hatten Martina Eisele, die seit April als Integrationsbeauftragte bei der Stadt Meßkirch angestellt ist, die Flüchtlingshilfe Meßkirch und der Caritasverband Sigmaringen. Rund 60 Arbeitgeber und Personalchefs und damit deutlich mehr als erwartet folgten der Einladung.
Eberhard Samtner aus Sigmaringen, ein Bauingenieur aus der Geschäftsleitung, engagiert sich kreisweit ehrenamtlich für die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Nicht nur weil „zur Würde eines jeden Menschen auch Arbeit gehört“, sondern vor allem, um „die Zugereisten möglichst schnell zu Konsumenten und Steuerzahlern zu machen“. Er warb bei seinen Unternehmerkollegen mit Nachdruck, den oft langen Weg zur Einstellung von Flüchtlingen auf sich zu nehmen und den Versuch zu wagen, gab Tipps für den Weg durch die Sprach- und Bürokratiebarrieren und bot seine praktische Hilfe und Begleitung an.
„Keiner der Flüchtlinge, mit denen ich bisher zu tun hatte, will auf Dauer auf Staatskosten leben“, sagte er. Und über die Erfolgsquote: „Von den 75 Personen, um die ich mich gekümmert habe, konnte ein Drittel in Arbeit vermittelt werden.“Gleichzeitig machte er deutlich, wie schwierig es für die Menschen aus einer völlig anderen Kultur ist, mit den hiesigen Reizüberflutungen zurechtzukommen.
Gelungene Integrationsbeispiele vorgestellt
Gelungene Beispiele von Integration in den Betrieb stellten Stefanie Alber, kaufmännische Leiterin des gleichnamigen Holzbaubetriebs in Meßkirch, und Hartmut Steffek, Fertigungsleiter bei Tegometall in Sauldorf, vor. Stefanie Alber stellte schon vor Jahren einen jungen Syrer ein, mit dem sie gute Erfahrungen machte.
Derzeit beschäftigt sie einen Gambier. „Er ist bei uns im Betrieb angekommen“, sagte sie. Ein Jahr lang soll er nun seine Deutschkenntnisse weiter verbessern, dann kann er im nächsten Herbst eine Ausbildung zum Zimmermann beginnen. Hartmut Steffek bescheinigte seinem pakistanischen Kranfahrer „Fleiß und Freundlichkeit“. „Wir sind sehr zufrieden, er macht seine Arbeit ohne Probleme“, sagte er, räumte aber gleichzeitig ein, dass es im Krauchenwieser Werk neben positiven auch negative Beispiele gibt, weil „die Sprachkenntnisse einfach nicht reichten“.
Zuvor hatte Stefanie Oehrle von der Agentur für Arbeit ausführlich und gut verständlich informiert, wie der Weg durch den Behördendschungel funktioniert, worauf bei einer Einstellung geachtet werden muss, welche Unterschiede in den Verfahren beim Status der Duldung, der Gestattung und der Aufenthaltserlaubnis zu beachten sind, welche Möglichkeiten es für eine Einstiegsqualifizierung oder ein Probearbeiten gibt und welchen Flüchtlingen die Aufnahme von Arbeit nicht erlaubt ist. Bei der aktuellen politischen Situation in der Flüchtlingsfrage wisse man nicht, was passiert und müsse abwarten, sagte Oehrle.
Sanja Mühlhauser, die bei der Caritas Sigmaringen als Integrationsmanagerin für die Flüchtlinge zuständig ist, informierte über den Weg der Menschen von der Erstaufnahmestelle bis zur kommunalen Unterbringung und die Hilfestellungen, die das Integrationsmanagement beispielsweise beim Asylverfahren, bei der Wohnungssuche oder bei der Bewältigung des täglichen Lebens leistet. „Das Ziel ist die Selbstständigkeit und die Selbstverantwortung der Geflüchteten“, sagte sie. Im Anschluss an den etwa zweistündigen offiziellen Teil nutzten die Teilnehmer bei einem Stehempfang die Gelegenheit, mit den Experten ins Gespräch zu kommen und ihre Fragen zu stellen.