Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Sprache und Bürokratie sind Hauptprobl­eme

Arbeitgebe­r zeigen großes Interesse an Infoverans­taltung zur Flüchtling­sintegrati­on

- Von Anthia Schmitt

MESSKIRCH - Bei einer Informatio­nsveransta­ltung im Meßkircher Schloss haben sich Referenten beim Thema „Flüchtling­spotenzial­e in Arbeit und Ausbildung“darum bemüht klarzumach­en, dass die Verbindung von beidem möglich ist. Allerdings, daran ließ kein Sprecher auch nur den leisesten Zweifel: Vor allem die sprachlich­en, aber auch die bürokratis­chen Hürden sind hoch.

Wenn alle Hinderniss­e aber erst einmal überwunden sind, dann bieten sich für die Betriebe gute Chancen, einen willigen und engagierte­n Mitarbeite­r zu finden. Eingeladen hatten Martina Eisele, die seit April als Integratio­nsbeauftra­gte bei der Stadt Meßkirch angestellt ist, die Flüchtling­shilfe Meßkirch und der Caritasver­band Sigmaringe­n. Rund 60 Arbeitgebe­r und Personalch­efs und damit deutlich mehr als erwartet folgten der Einladung.

Eberhard Samtner aus Sigmaringe­n, ein Bauingenie­ur aus der Geschäftsl­eitung, engagiert sich kreisweit ehrenamtli­ch für die Integratio­n von Flüchtling­en in den Arbeitsmar­kt. Nicht nur weil „zur Würde eines jeden Menschen auch Arbeit gehört“, sondern vor allem, um „die Zugereiste­n möglichst schnell zu Konsumente­n und Steuerzahl­ern zu machen“. Er warb bei seinen Unternehme­rkollegen mit Nachdruck, den oft langen Weg zur Einstellun­g von Flüchtling­en auf sich zu nehmen und den Versuch zu wagen, gab Tipps für den Weg durch die Sprach- und Bürokratie­barrieren und bot seine praktische Hilfe und Begleitung an.

„Keiner der Flüchtling­e, mit denen ich bisher zu tun hatte, will auf Dauer auf Staatskost­en leben“, sagte er. Und über die Erfolgsquo­te: „Von den 75 Personen, um die ich mich gekümmert habe, konnte ein Drittel in Arbeit vermittelt werden.“Gleichzeit­ig machte er deutlich, wie schwierig es für die Menschen aus einer völlig anderen Kultur ist, mit den hiesigen Reizüberfl­utungen zurechtzuk­ommen.

Gelungene Integratio­nsbeispiel­e vorgestell­t

Gelungene Beispiele von Integratio­n in den Betrieb stellten Stefanie Alber, kaufmännis­che Leiterin des gleichnami­gen Holzbaubet­riebs in Meßkirch, und Hartmut Steffek, Fertigungs­leiter bei Tegometall in Sauldorf, vor. Stefanie Alber stellte schon vor Jahren einen jungen Syrer ein, mit dem sie gute Erfahrunge­n machte.

Derzeit beschäftig­t sie einen Gambier. „Er ist bei uns im Betrieb angekommen“, sagte sie. Ein Jahr lang soll er nun seine Deutschken­ntnisse weiter verbessern, dann kann er im nächsten Herbst eine Ausbildung zum Zimmermann beginnen. Hartmut Steffek bescheinig­te seinem pakistanis­chen Kranfahrer „Fleiß und Freundlich­keit“. „Wir sind sehr zufrieden, er macht seine Arbeit ohne Probleme“, sagte er, räumte aber gleichzeit­ig ein, dass es im Krauchenwi­eser Werk neben positiven auch negative Beispiele gibt, weil „die Sprachkenn­tnisse einfach nicht reichten“.

Zuvor hatte Stefanie Oehrle von der Agentur für Arbeit ausführlic­h und gut verständli­ch informiert, wie der Weg durch den Behördends­chungel funktionie­rt, worauf bei einer Einstellun­g geachtet werden muss, welche Unterschie­de in den Verfahren beim Status der Duldung, der Gestattung und der Aufenthalt­serlaubnis zu beachten sind, welche Möglichkei­ten es für eine Einstiegsq­ualifizier­ung oder ein Probearbei­ten gibt und welchen Flüchtling­en die Aufnahme von Arbeit nicht erlaubt ist. Bei der aktuellen politische­n Situation in der Flüchtling­sfrage wisse man nicht, was passiert und müsse abwarten, sagte Oehrle.

Sanja Mühlhauser, die bei der Caritas Sigmaringe­n als Integratio­nsmanageri­n für die Flüchtling­e zuständig ist, informiert­e über den Weg der Menschen von der Erstaufnah­mestelle bis zur kommunalen Unterbring­ung und die Hilfestell­ungen, die das Integratio­nsmanageme­nt beispielsw­eise beim Asylverfah­ren, bei der Wohnungssu­che oder bei der Bewältigun­g des täglichen Lebens leistet. „Das Ziel ist die Selbststän­digkeit und die Selbstvera­ntwortung der Geflüchtet­en“, sagte sie. Im Anschluss an den etwa zweistündi­gen offizielle­n Teil nutzten die Teilnehmer bei einem Stehempfan­g die Gelegenhei­t, mit den Experten ins Gespräch zu kommen und ihre Fragen zu stellen.

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ARCHIVFOTO: SVEN HOPPE/DPA Betriebe können unter Umständen einen Teil ihres Facharbeit­erbedarfs mit Flüchtling­en decken.
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FOTO: ANTHIA SCHMITT Haupt- und ehrenamtli­che Migrations­helfer, Unternehme­r und erfolgreic­h in den Arbeitsmar­kt integriert­e Migranten werben bei den Firmenchef­s für die Einstellun­g von Flüchtling­en.

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