Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Stillgesessen!
Die Wehrpflicht, die Gedienten unter den männlichen Lesern erinnern sich gewiss, war eine interessante Sache. Das Problem jedoch begann nach der Grundausbildung: Beschäftigung musste her – und zwar für all die Funker, Jäger, Grenadiere und Pioniere, die keine Lust darauf hatten, sich zu verpflichten, um Uffz oder Stuffz – für Pazifisten: Unteroffizier oder Stabsunteroffizier – zu werden. So nahmen also die meisten Soldaten und Gefreiten heldenmütig den Kampf gegen die Zeit auf und schlugen sie monatelang mit aller Konsequenz tot.
Die Wehrpflicht ist längst passé. Doch wer hätte gedacht, dass es heutzutage bei der laut US-Präsident Trump quasi nicht mehr vorhandenen Bundeswehr noch immer Menschen gibt, die nichts zu tun haben. Teilweise sogar weniger als nichts.
Sein Leid klagte nun ein 59-jähriger Beamter des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr der „Rhein-Zeitung“. Dort war zuvor ein Stellengesuch des Mannes erschienen, in dem er über „Unterbeschäftigung“in seinem aktuellen Job gejammert hatte. Er sitze seit einem Jahr jeden Tag ohne Arbeit alleine in einem Zehn-Quadratmeter-Büro, sei in psychiatrischer Behandlung und habe einen Herzinfarkt erlitten. Das ist schlimm, sehr schlimm. Dennoch muss es sich bei dem Mann um einen Ex-Zivi – für Gediente: Kriegsdienstverweigerer – handeln.
Ein kurzes Gespräch mit einem, der gegen Ende seines Wehrdienstes scheppernd Schildchen geschmissen hat – für Ungediente: Tage runtergezählt –, hätte ihm bereits vor Jahrzehnten die Augen geöffnet. (jos)