Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Buslinien und WLAN: Jugend setzt Ziele um
Jugendbeteiligung in Hettingen endet erfolgreich – Gemeinderat will künftig Paten stellen
HETTINGEN - Mit zwei Erfolgen endet das vom Landratsamt begleitete Modellprojekt der Jugendbeteiligung in Hettingen und Inneringen. Zwei Projekte, die die Jugendlichen angestoßen haben, sind von Erfolg gekrönt: Von neuen Busverbindungen und freiem WLAN sollen schon bald alle Hettinger und Inneringer Bürger profitieren können. Mit dem jetzigen Auslaufen der Fördergelder soll das Projekt aber nicht ganz beendet sein. Gemeinderat und Verwaltung wollen Jugendliche weiterhin für Lokalpolitik interessieren und haben sich dafür neue Formen überlegt.
Ein konstanter Kern von gut 20 Jugendlichen – und hinzukommend viele, die immer wieder mal vorbeischauten – hatte sich ein Jahr lang in verschiedenen Gruppen engagiert. Mit der Förderung aus dem „Landaufschwung“-Topf wollte der Landkreis Sigmaringen Jugendliche motivieren, sich stärker mit der Heimat zu identifizieren und die eigene Stadt mitzugestalten. Jetzt, da die Projektmittel aufgebraucht sind, steht auch Hettingen vor der Frage: Wie kann es weitergehen?
Für Hauptamtsleiterin Sabrina Lorch, die das Projekt mitbetreut hat, zeichnete sich schnell ab, dass die angebotenen wöchentlichen Gruppenstunden dauerhaft nicht den erhofften Anklang finden würden. „Von den Jugendlichen kam die Rückmeldung, dass sie sich gerne für einzelne Ziele und Projekte engagieren wollen, aber ihnen die Zeit für die Gruppenstunden neben Schule und Vereinen fehlt“, sagt sie. Bei der Stange halten möchte die Stadt die Jugendlichen aber, schließlich sei einiges bereits erreicht worden.
„Im Gemeinderat werden wir eine Jugendsprechstunde einführen“, sagt Bürgermeisterin Dagmar Kuster. Dort sollen die Jugendlichen in regelmäßigen Abständen ihre Fragen an die Gemeindevertreter und die Verwaltung öffentlich äußern und auch ihre eigenen Anliegen vorbringen können.
Einige Gemeinderäte werden zudem eine „Patenschaft“für Jugendthemen übernehmen. Sie sollen den jungen Menschen der Stadt als Ansprechpartner in verschiedenen Bereichen zur Verfügung stehen. „Wenn die Jugendlichen beispielsweise eine Sportveranstaltung planen wollen, dann können sie sich an ein Gemeinderatsmitglied wenden“, erläutert Hauptamtsleiterin Sabrina Lorch.
Ein letztes großes Thema aber möchte auch die Koordinatorin Nele Kurz, die die Gruppen im Auftrag des Kreises begleitet hat, noch mit den Jugendlichen zu Ende führen: Der Freifunk dürfte der größte Erfolg der Jugendlichen werden. Freies Internet an mehreren Orten im öffentlichen Raum – das war den jungen Erwachsenen ein großes Anliegen. Im April 2017 hatten sie sich Tipps und Informationen von Experten geholt und viel darüber gelernt, was es zu beachten gibt, um das Projekt zu realisieren. Jetzt steht fest: Sie haben Verwaltung und Gemeinderat überzeugt. „Wir warten derzeit noch auf einen Förderbescheid“, sagt Bürgermeisterin Dagmar Kuster. Die Stadt hofft auf eine Finanzspritze von der baden-württembergischen Initiative Kindermedienland, um reichweitenstarke Router zu kaufen. Sollte diese ausbleiben, hat die Bürgermeisterin aber dennoch gute Nachrichten für die Jugendlichen: „Das freie WLAN wird kommen. Falls wir keine Förderung kriegen, finanziert die Stadt es selbst.“
Am Rathaus in Hettingen, in der Grundschule und im Jugendclub beispielsweise könnten Router aufgestellt werden. Im Bildungszentrum wurde probeweise bereits ein erster Router in Betrieb genommen. Dort ist der kostenlose Internetzugang schon jetzt möglich, sagt Sabrina Lorch. Auch Inneringen soll „Hotspots“bekommen: etwa am Sportgelände und an der alten Schule, von wo aus auch Albhalle, Dorfplatz und das „Haus der Begegnungen“mit versorgt werden könnten.
Ein weiterer Wunsch der Jugendlichen wurde ganz unkompliziert erfüllt, sagt Lorch: „Sie haben sich mehr Buslinien von Inneringen nach Gammertingen und nach Sigmaringen gewünscht.“Damit seien die Teenager unverhofft offene Türen bei der Hohenzollerischen Landesbahn (HZL) eingerannt. „Die HZL hatte diese Pläne bereits selbst. Jetzt fahren die Busse ein Jahr probeweise, um zu testen, wie gut das Angebot genutzt wird.“
„Das freie WLAN wird kommen. Falls wir keine Förderung kriegen, finanziert die Stadt es selbst“, verspricht Hettingens Bürgermeisterin Dagmar Kuster.