Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ohlbrecht droht mit Klage
Der scheidende und lang verletzte Center der Ulmer fühlt sich von seinem Ex-Club ungerecht behandelt
ULM (zak) - Der Haussegen bei den Ulmer Basketballern hängt offenbar ein wenig schief. Center Tim Ohlbrecht, von dem sich der Bundesligist aufgrund eines nicht bestandenen Medizintests trennte, überlegt sich, den Club zu verklagen. Nach seinem unfreiwilligen Abschied hatte sich Ohlbrecht via Twitter bei den Ulmer Fans bedankt, die ihm während seiner langen Verletzungspause infolge einer Knieverletzung mit einer Choreografie Mut zugesprochen hatten: „Ulm, ich liebe euch! Die Stadt, die Restaurants, die Leute und die Fans von ratiopharm Ulm. Ihr habt in schweren und in guten Zeiten immer zu mir gehalten und das werde ich nie vergessen! Business ist Business, also macht euch keine Sorgen um mich.“
Ohlbrecht, der sich derzeit in seinem Haus in Texas im Urlaub befindet, hatte eigentlich noch einen Vertrag bis
2020 in Ulm. Während der Playoffs
2017, die der 2,11-Meter-Riese verletzt verpasst hatte, hatte der Club die Vertragsverlängerung bekanntgegeben.
Die Trennung kam für Ohlbrecht überraschend, er ist vor allem vom Manager enttäuscht. „Ich war nach der Saison bereits in den USA, als Thomas Stoll mir sagte, dass ich für einen Medizincheck nach Ulm kommen muss. Und wenn ich den nicht bestehe, endet der Vertrag Ende Juni. Ich war völlig baff“, sagte er der „Südwest Presse“: Und: „Thomas meinte nur kurz, dass ich den Medizincheck nicht geschafft habe und das Knie nicht gut ist.“
Ulms Geschäftsführer Andreas Oettel widersprach gegenüber der Zeitung: „Wir haben ihm nicht gekündigt. Sondern der neue Vertrag kam nicht zustande. Dafür wären bestimmte Voraussetzungen nötig gewesen. So sichern sich Vereine ab. Da gehören beispielsweise Dinge dazu, wie das der Spieler fit ist oder die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt und sie nicht wechselt. Sind die nicht gegeben, wird der Vertrag nicht wirksam.“Ohlbrecht habe vom Medizincheck gewusst, so Oettel. Einer Empfehlung, „den Sommer in Ulm zu verbringen, um unter Aufsicht unseres medizinischen Stabs und optimalen Bedingungen zu trainieren“, sei er nicht gefolgt.
Über die früheren Medizinchecks sagte Ohlbrecht: „Damals haben sie mir grünes Licht gegeben und mich für 100prozentig spieltauglich erklärt. Seitdem habe ich kein Training oder Spiel wegen des Knies verpasst.“Oettel sagte: „Im Dezember ging es zunächst darum, sicherzustellen, dass ein Einsatz Tims den noch immer andauernden Heilungsprozess nicht negativ beeinflussen würde.“Beim jüngsten Check sei es nicht „nur um Trainingstauglichkeit, sondern um Leistungsfähigkeit“gegangen.
Noch reden Club und Ex-Spieler miteinander. „Sollte da nichts dabei rauskommen, werde ich einen Anwalt einschalten, weil das nicht mit rechten Dingen zugeht. Ich hätte nie gedacht, dass ich gegen Ulm vielleicht vors Arbeitsgericht ziehen muss. Es ist die bislang schwierigste Situation in meiner Karriere“, sagt Ohlbrecht. Oettel bleibt gelassen, er sagt, man habe „einen Standardvertrag der BasketballBundesliga verwendet“.