Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Wucherpreise bei Kovac-Debüt
FC Bayern glückt Prestigeerfolg gegen PSG und Tuchel – Ticket-Ärger sorgt für Aufregung
KLAGENFURT (dpa/SID/falx)) - Niko Kovac war bester Laune. Ein Sieg zum Einstand, herrliches FußballWetter und beste Sicht auf das Spielfeld – was könnte schöner sein? Für den immer noch Neu-Bayern-Trainer sicherlich nicht viel, für viele andere Zuschauer des 3:1 (0:1) gegen Paris St. Germain im Testspiel in Klagenfurter hatte der Fußballnachmittag dann doch ziemliches Ausbaupotenzial. Einfacher Grund: Die immensen Ticketpreise, für die Partie des deutschen gegen den französischen Meister, die im Rahmen des International Champions Cup (ICC) aufgerufen wurden. 65 Euro kostete ein Ticket – und zwar die ermäßigte Karte für ein Kind. Ganze 75 Euro mussten Erwachsene hinlegen. Zum Vergleich: Die Jahreskarte für Kinder kostet in der Allianz-Arena 140 Euro der Stehplatz.
Für das Geld war in Klagenfurt gerade einmal ein Tagesausflug für Vater und Tocher zu haben. Dass die Veranstalter generell nicht sparsam planen, wird schon bei der Teilnehmerliste des Testspielwettbewerbs deutlich. 18 Teams aus 6 Ländern nehmen teil, darunter die ganz Großen. Real Madrid, Barcelona, Juventus, Manchester City, Liverpool, Chelsea, Bayern, Dortmund. In sieben Ländern finden die 22 Partien statt. Singapur, Dublin, Zürich, Faro, Miami, Pasadena oder eben Klagenfurt. Warum gerade beim letztgenannten Ticketpreise in dieser Höhe aufgerufen wurden, ist nicht begründet. Lediglich die Auswirkungen wurden deutlich: Offiziell besuchten
22 300 Zuschauer das Spiel in der
30 000 Zuschauer-Arena. Gefühlt waren es noch deutlich weniger.
Dabei war der Auftritt der Münchener durchaus ansehnlich, auch wenn bei PSG die Topstars Neymar und Kylian Mbappé ebenso fehlten wie die WM-Teilnehmer des FC Bayern. So traten andere in Erscheinung: Javi Martínez, Renato Sanches und der erst 17 Jahre alte Angreifer Joshua Zirkzee bescherten Kovac mit „drei schönen Toren“nach der Pause einen Prestigeerfolg. Timothy Weah, 18 Jahre alter Sohn des berühmten George Weah, traf für Paris.
„Man darf Testspiele nicht überbewerten. Was in der Pre-Season (Vorbereitung) passiert, ist nicht all zu wichtig“, meinte Kovac. Aber es ist nicht verkehrt, wenn man als Bayern-Coach mit einem Erfolg startet. Das verschafft Ruhe, gerade vor der an diesem Montag beginnenden USA-Reise mit hochkarätigen Tests in Philadelphia gegen Juventus Turin und in Miami gegen Manchester City mit Ex-Bayern-Coach Pep Guardiola. „Wir machen das Beste daraus“, kündigte Kovac an.
Und bevor es nun gegen Juventus und Superstar Ronaldo geht, sorgt der Bayern-Kader intern für Themen – allen voran Jérôme Boateng, der weiter mit Abschied kokettiert. Nein, sicher sei er nicht, dass Boateng auch in der bevorstehenden Saison das Bayern-Trikot tragen werde, sagte Kovac: „Aber ich gehe fest davon aus, dass es so sein wird. Wir werden es dann am 31. August sehen.“Es war ein Dementi mit sehr viel Interpretationsspielraum.
Zuvor hatte die „L'Equipe“von einem Interesse des französischen Meisters am 29-Jährigen berichtet. Dieser liebäugelt trotz Vertrags bis 2021 in München seit geraumer Zeit mit einem Abschied. Und die Bayern sind auch bereit, ihn bei entsprechender Ablöseentschädigung ziehen zu lassen. Die Rede ist von 60 Millionen Euro. „Ich kann keine Garantie geben, im Leben gibt es keine Garantien“, sagte Kovac und meinte damit sicherlich nicht vordergründig die familienunfreundlichen Eintrittspreise.