Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Beckenbauer lacht und franzelt wieder
Fußball-Kaiser ist jetzt „Jahrhundertsportler“Bayerns und fühlt sich in der WM-Affäre zu Unrecht verfolgt
MÜNCHEN (SID) - Franz Beckenbauer scherzte mit alten Weggefährten und lachte viel, dem dunkelsten Kapitel in seinem Leben konnte er an diesem feierlichen Abend jedoch nicht entfliehen. „Erstunken und erlogen“, sagte Beckenbauer in Richtung seiner Kritiker, seien all die Geschichten um seine Rolle im noch immer ungeklärten Sommermärchen-Skandal. Die Auszeichnung als Bayerischer Jahrhundertsportler? War plötzlich Nebensache.
Beckenbauer hatte sicherlich geahnt, dass die WM 2006 und ihre nebulösen Randerscheinungen bei der Verleihung des Bayerischen Sportpreises Thema sein würden. Vermutlich war der 72-Jährige auch deshalb bestens vorbereitet. Beckenbauer trat ähnlich entspannt auf wie zu aktiven Zeiten als lässiger Libero, die drängendsten Fragen zur Karriere nach der Karriere schienen ihm wenig anhaben zu können.
„Ich habe den Leuten Auskunft gegeben, die es von mir verlangt haben“, sagte Beckenbauer, der sich über die wichtigste Frage der Geschichte aber (zumindest öffentlich) ausschweigt: Warum flossen über diffuse Wege 6,7 Millionen Euro von Deutschland nach Katar? Der DFB hatte diese Summe ein Jahr vor der Heim-WM über die FIFA auf ein Konto des ehemaligen Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus gezahlt. Drei Jahre zuvor war die gleiche Summe über ein kompliziertes Konstrukt, an dem Beckenbauer allem Anschein nach maßgeblich beteiligt gewesen war, an den Skandalfunktionär Mohamed Bin Hammam in Katar geflossen. Der damalige WM-OK-Chef Beckenbauer, soviel scheint sicher, hatte den Deal eingefädelt.
Kein Wunder also, dass sich auch zwölf Jahre nach der Endrunde, für deren Erfolg Beckenbauer gefeiert wurde, Gerüchte um dessen Rolle ranken. „Man bildet sich sein eigenes Bild, da hast du dann überhaupt keine Möglichkeit dagegen vorzugehen“, so Beckenbauer. Deshalb habe er „dann auch aufgegeben“, für die seiner Meinung nach richtigen Ansichten zu kämpfen. Immerhin: Die ehemaligen Begleiter stehen zu ihm: „Er war vor seiner Zeit der Beste, während seiner Zeit der Beste und auch nach ihm ist nichts Besseres gekommen“, sagte Günter Netzer.