Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Berufsschule kommt neben Krankenhaus
Bertha-Benz-Schule: Kreistag spricht sich für das Areal „Küchenäcker“aus.
SIGMARINGEN - ●Die Bertha-BenzSchule soll auf dem Areal „Küchenäcker“neben dem Krankenhaus und der Kreissporthalle und nicht auf einem gemeinsamen Campus mit der Ludwig-Erhard-Schule neu gebaut werden. Das hat der Kreistag am Montag bei sechs Gegenstimmen und einer Enthaltung entschieden. Damit fiel die Entscheidung zugunsten der kostengünstigeren Variante: Je nach Höhe der Fördergelder wird der Neubau den Kreis zwischen 61,3 und 63,5 Millionen Euro kosten. Die Campuslösung hätte fünf bis sechs Millionen Euro mehr gekostet. Die Fraktion der Grünen und Udo Stauß von der CDU hatten jedoch die andere Variante favorisiert. Der Baubeginn ist für das Jahr 2021 vorgesehen.
Aus Sicht des Kreises war die Sachlage klar: Die Synergieeffekte einer gemeinsamen Campuslösung unterlagen im Vergleich mit dem Neubau auf dem Areal „Küchenäcker“, wo die Schule über räumliches Entwicklungspotenzial verfüge. Nicht zuletzt das Parkplatzproblem auf dem westlichen Mühlberg sprach gegen einen gemeinsamen Campus. Auch die mindestens drei Jahre längere Bauzeit (vier Jahre sind es bei „Küchenäcker“, mindestens acht bei „Mühlberg West“) mit verschiedenen Bauabschnitten sowie heftiger Lärmbelastung und die Tatsache, dass die Sporthalle des Hohenzollern-Gymnasium abgerissen und woanders hätte neu gebaut werden müssen, ließ die Campuslösung aus Kreissicht ausscheiden. Für das Areal „Mühlberg West“hätte unter anderem die Fußläufigkeit, gemeinsam genutzte Räumlichkeiten sowie der geringere Flächenverbrauch gesprochen. Das war auch wesentliches Argument der Grünen-Fraktion, sich gegen die vom Kreis favorisierte Variante zu entscheiden. Die Bewertungskriterien des Kreises seien nicht vergleichbar, schließlich könne man die Kriterien Ökologie und Finanzen schwer gegeneinander abwägen. „Wir müssen an die Schüler denken, nicht an die Kasse“, sagte Johannes Kretschmann (Grüne).
Dem Vorwurf widersprach Finanzdezernent Franz-Josef Schnell vehement, es sei „unfair“, die Finanzen von den Bewertungskriterien auszuklammern.
„Wir können nicht von Privatpersonen verlangen, im Ortskern einen Altbau zu sanieren oder abreißen zu lassen, und es selbst anders vorleben“, fand Susanne Scham (Grüne). Landrätin Stefanie Bürkle gab zu bedenken, dass das freiwerdende Areal, auf dem die Bertha-Benz-Schule jetzt stehe, auch als Flächenausgleich dienen könne.
Zustimmung erhielten die Grünen von CDU-Kreistagsmitglied Udo Stauß, der in der Campus-Lösung auch Chancen fürs Netzwerken zwischen den Schulen und Schülern sah.
„Selektive Wahrnehmung“
Aus Sicht von Thomas Kugler (CDU) müsse man die Kröte Flächenverbrauch schlucken, der kostengünstigere Vorschlag sei logisch und nachvollziehbar, obendrein sei der Kreis dann Herr des Verfahrens und müsse sich nicht mit der Stadt wegen der HZG-Turnhalle absprechen. Er warf den Grünen „selektive Wahrnehmung vor“. Aus Sicht von Helmut Stiegler (CDU) würde ein „Aufzug“zwischen Bahnhof/Innenstadt und neuem Standort für eine Verkehrsentlastung sorgen. Er führte diese Idee jedoch nicht weiter aus.
Schulleiter Christian Roth zeigte sich nach dem Beschluss erleichtert, denn auch er hatte die Variante „Küchenäcker“favorisiert. „Acht Jahre Baulärm, das wäre für uns der Horror“, sagte er im Gremium. Außerdem dränge die Zeit, denn das sanierungsbedürftige Gebäude offenbare immer mehr Mängel.
Größte Kreisschule
Dass die Bertha-Benz-Schule – mit 1600 Schülern und mehr als 80 Klassen die größte Berufsschule im Kreis – neu gebaut statt saniert werden soll, hatte der Kreistag vergangenes Jahr beschlossen. Die Kreisverwaltung strebt, was Bau, Planung und Ausführung angeht, ein Lebensphasenzyklusmodell an. Das bedeutet, das Betriebs- und Folgekosten, die 70 bis 80 Prozent der Gesamtgebäudekosten ausmachen, bereits bei der Planung berücksichtigt werden und bauliche Maßnahmen getroffen werden, die den Betrieb nachhaltiger gestalten sollen.
Der Aufgabe der Schulgebäude A/B, D und E hat die Schulbauförderkommission bereits zugestimmt. Ob auch das Gebäude C aufgegeben werden darf und der Kreis somit auch hierfür Förderungen für den Neubau des Gebäudeteils in Höhe von 2,2 Millionen Euro erhält, ist noch offen. Außerdem wird für die zahlreichen Baumaßnahmen des Kreises ab 2019 eine neue Stelle im Fachbereich Liegenschaften und Technik geschaffen.