Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kirchturm wird zum Lebensraum für Vögel
Im Winterlinger Teilort Harthausen bekommen Turmfalken einen neuen Nistplatz
WINTERLINGEN - Einer kleinen Gruppe von fünf Vogelfreunden ist es zu verdanken, dass der Kirchturm der St. Mauritiuskirche Harthausen nun einen Nistkasten für Turmfalken oder Schleiereulen beherbergt. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) unterstützt solche Aktionen und verleiht die Plakette „Lebensraum Kirchturm“mit der dazu gehörigen Urkunde. Im Zollernalbkreis ist es der fünfte Turm, bundesweit wurden bereits 1057 Kirchtürme plakettiert.
Rosa Endriß, 1.Vorsitzende des Gesamtkirchengemeinderates der Seelsorgeeinheit Straßberg-Veringen, durfte die Auszeichnung aus den Händen vom Mitvorstand des NABU Albstadt Mathias Stauß entgegennehmen. Sie betonte, dass es durchaus ein Anliegen der Kirche sei, nicht nur in Glaubensfragen, sondern bei sehr aktuellen Problemen wie dem Natur- und Artenschutz präsent zu sein. Deshalb sei es auch keine Frage gewesen, dass die Pfarrgemeinderäte aus Harthausen für das von Karl Otto Gauggel vorgeschlagene Projekt sofort grünes Licht gaben.
Neben Gauggel haben sich Gerhard Pfaff, Paul Pfaff, Georg Miller und Konrad Gauggel der Vogelkunde verschrieben, ohne einer Vereinigung anzugehören. Sie hatten bereits im Frühjahr im Winterlinger Teilort für das Anbringen von Nisthilfen für Mauersegler gesorgt, eine besondere Herausforderung war der Bau eines für Turmfalken geeigneten Kastens. Wenigstens die Finanzierung war kein Problem, Konrad Gauggel, ortsansässiger Schreiner, spendete das Holz. Paul Pfaff machte sich an die Konstruktion aus Fichtenholz. Zugute kam ihm, dass die schießschartenähnlichen schmalen Fenster im Turm dreigeteilt sind und dabei der untere Teil ausgehängt werden kann. Nach innen weist das Mauerwerk eine konische Form auf, die es zentimetergenau nachzubauen galt.
Das Quintett fand auch eine Lösung wegen der räuberischen Elstern. Diese sind bekannt dafür, dass sie auch vor Gelegen von Turmfalken keinen Halt machen. Deshalb wurde hinter dem Einflug ein Schattenbrett angebracht: der Falke legt seine Eier gewissermaßen um die Ecke herum hinter das Brett.
Da es im Ort bereits einige Turmfalken gibt, stehen die Chancen gut, dass die neue Bruthilfe angenommen wird.