Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Schüler in Österreich spielen NS-Zeit nach
WIEN (dpa) - In Österreich wird gegen fünf Schüler ermittelt, die den Film „Die Welle“nachgespielt haben und in Rollen von SS-Männer und Juden geschlüpft sein sollen. Die beteiligten Schüler waren 13 Jahre und älter. Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt untersucht die Vorkommnisse an einer Schule in Zurndorf rund 70 Kilometer südöstlich von Wien, wie Staatsanwalt Johann Fuchs am Donnerstag bestätigte. Ein „Anführer“soll unter anderem einen besonderen Gruß – ähnlich dem Hitlergruß – verlangt haben. Einige Schüler sollen drangsaliert worden sein.
Das Verherrlichen von Bildern, Symbolen oder Texten aus der NSZeit ist in Österreich verboten. Über den Vorfall, der sich im März dieses Jahres abgespielt haben soll, hatte zuerst die österreichische Zeitung „Kurier“berichtet.
Für die Schüler habe das Thema Zweiter Weltkrieg und Nationalsozialismus auf dem Unterrichtsplan gestanden, sagte Anwalt Andreas Schweitzer. Er vertritt einen der beschuldigten Jugendlichen. Die Schüler hätten das Buch „Die Welle“gelesen und den gleichnamigen Film angeschaut. In dem Schullektüre-Klassiker will ein Lehrer an einer amerikanischen Highschool zeigen, wie totalitäre Regime etabliert werden. Das Experiment gerät aber völlig aus dem Ruder. Nach Angaben von Schweitzer sagten die Schüler, sie seien mit Buch und Film allein gelassen worden. Einer Lehrerin zufolge sei geplant gewesen, Unklarheiten später zu behandeln. Schweitzer sprach von einem „pädagogischen Supergau“, wenn das Thema Manipulation nicht vor dem Lesen ausführlich aufgegriffen werde.