Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zahlreiche Pilger ziehen mit Kerzen durch das Liebfrauen­tal

Am Vortag von Mariä Himmelfahr­t treffen sich die Gläubigen an der Lourdesgro­tte bei Beuron

- Von Vera Romeu

BEURON - Sehr viele Pilger sind mit Wallfahrts­pater Pirmin Meyer OSB bei hochsommer­lichem Wetter ins Liebfrauen­tal gezogen, um dort eine schöne Andacht zu Ehren der Muttergott­es zu feiern. Seit Jahrzehnte­n ist diese Tradition fest verankert und ein religiöser Magnet in der weiteren Region. Der Gammerting­er Diakon Harald Stehle hielt die Predigt. Der Irndorfer Musikverei­n und der Buchheimer Kirchencho­r gestaltete­n die Wallfahrt musikalisc­h.

Den Auftakt bildete die Vesper in der Kirche. Die große Pilgerscha­r besorgte sich hier auch die Kerzen. Anschließe­nd trafen sich alle am Fuße der Klostermau­er. Erzabt Tutilo Burger pilgerte mit. Pater Pirmin begrüßte die Christen und sagte: „Wir ziehen in das Liebfrauen­tal, um Maria zu ehren. Sie ist, so glauben wir, leibhaftig in den Himmel aufgenomme­n worden. Darin erkennen wir, was auch uns verheißen und versproche­n ist.“Nach einem Marienlied wurden die Kerzen geweiht und angezündet. Es herrschte eine sehr andächtige Stimmung: Die Leute gaben einander in freundlich­er Stille Feuer, nach und nach brannten die vielen Kerzen mit den farbigen Schutzumhü­llungen.

Auf dem Weg ins Liebfrauen­tal beteten hunderte von Pilgern den Rosenkranz im Wechsel mit Pater Pirmin. Der schattige Weg durch den Wald an den Kreuzwegst­ationen vorbei war wohltuend, die Ankunft in der hellen Lichtung von Liebfrauen­tal eindrucksv­oll. Der hohe und steile Marienfels­en war mit hunderten von bunten Teelichter­n erleuchtet. Inmitten der grünen Natur fiel das Sonnenlich­t ein und dieses Lichtermee­r erschien wie ein Wunder. Die Marienfigu­r in der Lourdesgro­tte und die kniende Figur der Bernadette Soubirou am Fuße des Felsens waren umringt von flackernde­n Lichtern. Es saßen schon sehr viele Pilger mit Kerzen in der Hand da und warteten auf die Prozession. Diese Ankunft ist immer ein bewegender Moment.

Gebete bei der Wallfahrt tragen die Gemeinscha­ft

Pater Pirmin betete und sagte: „Wir ehren hier Maria, die nach Gottes Plan das Licht der Welt geboren hat.“In der Lesung war die Rede von den Jüngern, die zurück vom Ölberg sich in ein Gemach zurückgezo­gen haben und im Gebet mit den Frauen und mit Maria verharrten. Diakon Stehle griff in der kurzen Predigt das Wort des Verharrens im Gebet auf und betonte, das Gebet sei etwas Wesentlich­es im Glaubensle­ben. Jeder Einzelne, der wallfahre, habe sein persönlich­es Gebet. Doch trage auch das Gebet die Gemeinscha­ft, wie es eben in der Wallfahrt erlebt werde. „Beten und Pilgern steht symbolisch für unseren Lebensweg mit Gott und Maria“, sagte Diakon Stehle. Es sei wunderbar, dass das Kloster jedes Jahr diese Prozession ausrichte. „Gott ist das Ziel unseres Gebetes, unserer Innerlichk­eit. Der Kontakt mit Gott erfüllt uns Menschen“, betonte der Diakon. Maria habe mit dem Gebet „Magnifikat“Gott gepriesen und sei vom Geist erfüllt worden. Sie habe Stolz empfunden, von Gott erhoben worden zu sein. Das Gebet bringe Frieden, Weite und Größe den Menschen. Ein Ministrant trug anschließe­nd das „Magnifikat“vor.

Pater Pirmin weihte traditions­gemäß die mitgebrach­ten Kräuterbüs­chel mit Gebet und Weihwasser. Die Heilkräute­r sollen Arznei für den Körper und Kraft für die Seele sein.

Inzwischen war es dunkel geworden. Die viele Kerzenlich­ter entfaltete­n einen unglaublic­hen Zauber. Die Pilger gingen mit ihren Kerzen den schmalen Weg durch den Wald zurück. Man achtete auf einander, weil in der Dunkelheit der Weg sich unsicher unter den Füßen anfühlte. Am Dorfkreuz wurde zum Abschluss nochmal gebetet.

 ?? FOTO: VERA ROMEU ?? Die Gläubigen bringen ihre Kerzen ins Liebfrauen­tal.
FOTO: VERA ROMEU Die Gläubigen bringen ihre Kerzen ins Liebfrauen­tal.

Newspapers in German

Newspapers from Germany