Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Lehrlingsland Baden-Württemberg
Zahl der Ausbildungsverträge im Südwesten nimmt größtenteils zu – Anstieg durch ausländische Berufseinsteiger
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WIESBADEN/RAVENSBURG Der rasante Anstieg an Flüchtlingen in Ausbildung ist für Martina Furtwängler ein Grund zur Freude. Im ersten Halbjahr 2018 sind es mit 40 Auszubildenden schon doppelt so viele wie im gesamten Jahr zuvor, wie die bei der IHK SchwarzwaldBaar-Heuberg für den Bereich Ausbildung zuständige Furtwängler auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“mitteilt. Inzwischen seien die Geflüchteten bereits lange genug in Deutschland, um die Sprache immer besser zu sprechen. „Wir gehen davon aus, dass die Zahl auch weiterhin steigen wird“, sagt Furtwängler.
Der Trend ist auch insgesamt zu bemerken. So haben 2017 im Vergleich zum Vorjahr vier Prozent mehr junge Menschen eine Ausbildung angefangen. Was Furtwängler besonders freut, ist, dass erstmals ein deutlicher Anstieg im Bereich der Gastronomie und Hotellerie zu verzeichnen war.
Auch deutschlandweit haben 2017 wieder mehr Jugendliche eine Ausbildung begonnen als in den Vorjahren. 515 700 junge Menschen schlossen, nach Informationen des Statistischen Bundesamts, im vergangenen Jahr einen neuen Lehrvertrag ab. Das bedeutet einen Anstieg von 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Anstieg ist darauf zurückzuführen, dass mehr junge Männer (plus 3,7 Prozent) und ausländische Berufsanfänger (plus 36,2 Prozent) eine Ausbildung angetreten haben.
Bei Männern aus den Asylherkunftsländern Afghanistan und Syrien hat sich die Zahl der Neuabschlüsse von 2016 zu 2017 mehr als verdreifacht. Bei den Frauen, die aus diesen beiden Ländern stammen, hat sich die Zahl etwas mehr als verdoppelt.
Entsprechend merken auch die anderen Industrie- und Handelskammern (IHK) und die Handwerks- kammern (HK) im Südwesten, dass mehr Geflüchtete eine Ausbildung beginnen. Bei der Handwerkskammer Konstanz haben 2016 32 Geflüchtete einen Lehrvertrag unterschrieben, im vergangenen Jahr waren es 134 Auszubildende. Der Anstieg der Gesamtzahlen ist jedoch deutlich geringer: 0,2 Prozent mehr junge Menschen (1710) haben einen Ausbildungsvertrag unterzeichnet.
Bereits zum vierten Mal in Folge konnte auch die Handwerkskammer Ulm einen Anstieg der Ausbildungszahlen um 2,1 Prozent verzeichnen und liegt damit bei insgesamt 3075 neuen Lehrverträgen. 400 Auszubildende hätten Migrationshinter- grund. „Zu den beliebtesten Berufen zählen Kraftfahrzeugmechatroniker, Elektroniker, Friseur und Zimmerer“, sagt Sprecherin Nina Schaible.
Im Einzugsgebiet der IHK Ostwürttemberg haben 2017 0,8 Prozent mehr junge Erwachsene einen Ausbildungsvertrag unterschrieben – insgesamt sind das 1811. Dieses Plus konnte im ersten Halbjahr 2018 gehalten und deutlich ausgebaut werden: Von Januar bis Juni wurden 1283 neue Ausbildungsverträge eingetragen, teilt IHK-Sprecher Peter Gring mit. Das bedeute ein Plus von 3,9 Prozent zum Vorjahr.
Als einzige Kammer in der Region hatte die IHK Ulm 2017 nicht mehr Auszubildende als im Vorjahr. Dort sank die Zahl der Auszubildenden um 1,5 Prozent auf 2430. Deutlich besser sieht es da in diesem Jahr aus: Bis Juli 2018 haben bereits 3,7 Prozent mehr als im Vorjahr einen Lehrvertrag unterschrieben. „Wir sind hoffnungsfroh, dass wir diesen Anstieg auch halten können“, sagt Thomas Frank von der IHK Ulm. Das liege unter anderem auch daran, dass mehr Geflüchtete eine Ausbildung beginnen. 2017 haben 86 Geflüchtete einen Lehrvertrag unterschrieben. Seit Beginn des Jahres 2018 seien esbereits 91 Auszubildende, teilt Frank mit.