Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Gewaltig und doch hochpräzise
SZ-Leser sind von der Fertigung der Antriebstechnik bei Zollern beeindruckt
HERBERTINGEN - Rund 30 Leser der Schwäbischen Zeitung haben am Donnerstag einen spannenden Einblick in die Fertigung des ZollernStandortes in Herbertingen bekommen. In der fast dreistündigen Betriebsführung der Aktion „Schwäbische Türöffner“stellten Raik Flämig und Dirk Sonntag die Unternehmensgruppe und die in Herbertingen stationierte Antriebstechnik vor.
Rund eine halbe Milliarde Umsatz macht die Zollerngruppe pro Jahr in ihren fünf Geschäftsfeldern. Den meisten davon – rund 200 Millionen Euro – mit der Antriebstechnik aus Herbertingen. Getriebe und Winden für Bagger, Kräne und Baumaschinen machen einen Großteil der Fertigung aus – vom Einzelstück bis zur Massenproduktion. Derzeit besonders gute Kunden sind die Chinesen. „Denen haben wir 2016 rund 4000 Getriebe für Tunnelbohrmaschinen geliefert, weil die ihr Land derzeit regelrecht durchlöchern, um den Verkehr unterirdisch entlang zu führen“, berichtet Raik Flämig, Leiter des Geschäftsfeldes Antriebstechnik. Aber auch in Dubai macht Zollern gute Geschäfte. Um die berühmte Palmeninsel im Meer zu bauen, musste der Sand stark verdichtet werden und in den Liebherr-Kränen für die Arbeiten steckte die Antriebstechnik aus Herbertingen.
Kundschaft und Konkurrenz in China
Die Maschinen mit Zollern-Produkten müssen einerseits enorme Kraft haben, um etwa Lasten zu heben, aber auch präzise arbeiten. „Eine Seilwinde darf sich nicht so wild aufwickeln wie mancher Gartenschlauch, daher ist es eine Millimeterarbeit, dass die Drahtseile sauber neben- und übereinander sind“, sagt Flämig. Aber nicht nur Kraft und Präzision sind gefordert, sondern auch Qualität. Denn die Bauteile aus Herbertingen sind oft an schwer erreichbaren Stellen fest verbaut. In China findet Zollern zwar gute Kundschaft, aber auch immer mehr Konkurrenz. „Die sind weit über den Stand des einfachen Kopierens hinweg und investieren enorm viel in neue Technologie“, berichtet Flämig.
Ein noch relativ junger Bereich der Fertigung widmet sich den Elektromotoren. Seit rund vier Jahren werden jährlich 1000 davon produziert. „Denn auch die Antriebstechnik will weg vom Öl“, begründet Flämig. Seit einigen Monaten bündelt Zollern in einem Neubau sein internationales Servicezentrum. Dort vereint das Unternehmen den Kundendienst. In der Verwaltung organisieren Mitarbeiter Ersatzteile und Unterstützung für die Kunden rund um die Welt. Im Produktionsbereich kommen defekte Teile an und werden wieder auf Vordermann gebracht.
Unter den rund 30 SZ-Lesern waren einige ehemalige Zollern-Mitarbeiter. Auch die Mutter einer derzeit bei Zollern Angestellten ist vom Blick hinter die Kulissen begeistert: „Man betrachtet so ein Unternehmen plötzlich mit ganz anderen Augen.“Von der Aktion „Schwäbische Türöffner“, profitieren nicht nur die SZ-Leser. Auch Geschäftsbereichsleiter Flämig sieht einen großen Nutzen darin. „Wir haben hier viel investiert und zeigen natürlich gerne was wir hier in den Gebäuden machen, an denen die meisten Menschen nur vorbeifahren“, sagt Flämig. Im Werk Herbertingen sind knapp 600 Mitarbeiter beschäftigt. Im Laucherthaler Stammwerk arbeiten rund 1000 Mitarbeiter in den zentralen Servicebereichen sowie in den Geschäftsfeldern Gießereitechnik und Stahlprofile. Weltweit gehören 3200 Mitarbeiter zur Zollern-Gruppe.