Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Roman Polanski
Das Leben von Roman Polanski gleicht einem griechischen Theaterstück, bei dem sich Triumph, Tragödie und Schuld abwechseln. Im Weltkino hat es der polnisch-französische Regisseur mit Filmen wie „Chinatown“und „Rosemaries Baby“zum Meister geschafft, privat hat er schwere Schicksalsschläge erlitten und überwunden. Nur gegen die Schatten seiner Vergangenheit ist Polanski, der an diesem Samstag 85 Jahre alt wird, machtlos.
Im Mai wurde der Altmeister nach fast 50 Jahren aus der Oscar-Akademie ausgeschlossen, Anfang 2017 verzichtete er auf den Ehrenvorsitz bei der Verleihung der französischen César-Filmpreise, weil Frauenrechtlerinnen gegen seine Ernennung Sturm liefen. Der Grund: Polanski wird in den USA seit 40 Jahren wegen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen polizeilich gesucht. Er bekannte sich damals schuldig und saß 42 Tage in Untersuchungshaft. Aus Angst vor einer hohen Strafe floh er jedoch und ließ sich in Paris nieder. In Europa drehte er weiter. Im Jahr
1979 erschien „Tess“mit Nastassja Kinski und 2002 „Der Pianist“. Beide wurden mit Oscars ausgezeichnet. Dass Polanski ein Flüchtender vor der Justiz war, störte damals noch nicht. Mit Ovationen wurden seine Filme in Hollywood gefeiert. Heute allerdings ist der Regisseur im Zuge der „MeToo“Debatte zu einem unbequemen Symbol geworden.
Polanskis Leben ist insgesamt keine leichte Kost. Im Jahr 1969 wurde seine hochschwangere Frau Sharon Tate auf bestialische Weise getötet. Seine Mutter kam in Auschwitz ums Leben. Polanski selbst konnte aus dem Krakauer Ghetto fliehen. Heute ist er französischer Staatsbürger und seit
1989 mit der Schauspielerin Emmanuelle Seigner verheiratet, mit der er zwei Kinder hat.
Sabine Glaubitz