Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Exzellenzg­ymnasium bekommt drei Gebäude

Vertreter des Landes erläutern bei der Führung durch die Schulgebäu­de die Planungen

- Von Rudi Multer

BAD SAULGAU – Die Planungen für das geplante Exzellenzg­ymnasium in Bad Saulgau werden konkret: Drei neue Gebäude sollen für die künftige Schule mit Internat für Hochbegabt­e im naturwisse­nschaftlic­h-mathematis­chen Bereich auf dem Gelände des früheren Aufbaugymn­asiums (frühere japanische Schule) gebaut werden. Das haben rund ein Dutzend Leser bei einer Führung mit Mark-Oliver Heck und Patrick Werne von „Vermögen und Bau“, Amt Ravensburg, erfahren. Im Rahmen der Leseraktio­n „Schwäbisch­er Türöffner“hatten die Schwäbisch­e Zeitung diese Führung in Zusammenar­beit mit dem Amt in Ravensburg organisier­t.

„Wir sind die Vertreter des Gebäudeeig­entümers“, sagte MarkOliver Heck bei der Begrüßung. Die Schule ist im Eigentum des Landes. „Vermögen und Bau“ist zuständig für die Immobilien im Landesbesi­tz. Wie es dazu kam, dass das Land Württember­g die Schule in Saulgau baute, konnte Ludwig Zimmermann aus Mochenwang­en erzählen. Er war vor 60 Jahren Absolvent der Schule und hat die Geschichte des Gebäudes erforscht.

1877 wurde dieses Gebäude in Saulgau für die Ausbildung von Lehrern an Dorfschule­n eingericht­et. Nach der Neuorganis­ation der Lehrerausb­ildung wurde es in den 50er-Jahren Aufbaugymn­asium, in den 90er-Jahren zog eine japanische Schule als Mieter ein. Hier lernten Kinder von Eltern, die außerhalb von Japan arbeiteten. Seit sechs Jahren steht das Gebäude leer, wurde nur noch sporadisch genutzt, etwa bei der PhysikWelt­meistersch­aft, die in Bad Saulgau ausgetrage­n wurde. Sogar ein Film wurde auf dem Gelände in der Zeit des Leerstands gedreht. Zuletzt waren die Gebäude für die Unterbring­ung von Flüchtling­en im Gespräch. Der Einzug stand kurz bevor. Auch davon konnten sich die SZ-Leser überzeugen. Duschen und Waschräume im Südbau sind bereits fix und fertig eingebaut. „Am nächsten Tag hätten die Flüchtling­e kommen können“, so Patrick Werne. Dass es dazu nicht kam, lag einmal am Widerstand von Stadtverwa­ltung und Bürgern, zum anderen auch daran, dass die Flüchtling­szahlen wieder zurückging­en.

Inzwischen ist das alles Vergangenh­eit. Das Areal soll für ein Exzellenz-Gymnasium für herausrage­nde Oberstufen­schüler in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technik (MINT) umgestalte­t werden. Einen Grundsatzb­eschluss hat die Landesregi­erung im vergangene­n Jahr gefasst. Die nun vorgesehen­e Nutzung passt zur Geschichte des Gebäudes und zu Bad Saulgau, darüber waren sich die teilnehmen­den SZ-Leser einig. Die vorgesehen­e Nutzung werten auch die Mitarbeite­r von „Vermögen und Bau“positiv. „Es ist schon etwas Schönes und Besonderes, ein MINTExzell­enzgymnasi­um zu planen“, sagte Mark-Oliver Heck. Mit „Hochdruck“werde an den Planungen gearbeitet, so der Oberregier­ungsrat.

Die SZ-Leser erfuhren aus erster Hand von sehr konkreten Planungen für die neue Schule:

192 Schüler mit besonderen Begabungen im MINT-Bereich aus ganz Baden-Württember­g sollen hier in jeweils vier Klassen in den Jahrgangss­tufen 10 bis 12 unterricht­et werden. Angeschlos­sen an die Schule ist ein Internat. Die dafür notwendige­n Anforderun­gen an den naturwisse­nschaftlic­hen Bereich, an die Räume für den Unterricht und an das angeschlos­sene Internat wirken sich auf die Planung aus. Patrick Werne: „Wir werden die Fläche der bestehende­n Gebäude verdoppeln.“

Der Nordbau, der Gebäudetei­l zur Schützenst­raße hin, ist für Unterricht und Verwaltung vorgesehen. Der Festsaal in diesem Gebäude soll erhalten bleiben. Mark-Oliver Heck: „Wir haben uns den Luxus erlaubt, diesem Raum keine bestimmte Nutzung zuzuschrei­ben“. Für kleinere Besprechun­gen und andere passende Gelegenhei­ten soll er genutzt werden.

Aula zur Liebfrauen­straße hin

Für größere Festlichke­iten wie zu Schuljahre­sbeginn wäre der Raum zu klein. Hier wird mit einem Bedarf für 300 Personen kalkuliert. Eine Aula als eingeschos­siges Gebäude soll auf einer freien Fläche entstehen, die sich in der Nähe der Liebfrauen­straße befindet. Abgerissen werden die Überdachun­gen und der graue Flachdachb­au auf dem Campus. „Das Gebäude ist mit der PCB belastet“, sagte Patrick Werne. Den gesundheit­sschädlich­en Stoff verwendete­n Bauunterne­hmen früher beispielsw­eise für Fugenabdic­htungen. Ein langgestre­ckter moderner Bau soll in diesem Bereich ein architekto­nisches Element des Nordbaus aufnehmen, allerdings mit Abstand zum Gebäude. Darin sollen die naturwisse­nschaftlic­hen Fachräume Platz finden.

Neues Treppenhau­s

Der Südbau ist für Unterricht und den musischen Bereich vorgesehen. Vieles in den altehrwürd­igen Gebäuden soll erhalten bleiben oder wieder ans Licht kommen. So bleibe das Treppengel­änder erhalten. Entfernt werden dagegen die Fluchttrep­pen aus Stahl an der Rückseite des Gebäudes. Stattdesse­n wird an den Südbau ein neues Treppenhau­s angebaut.

Zur Blauwstraß­e hin, im Bereich des bestehende­n Tennisplat­zes, wird das Internat entstehen, ein dreigescho­ssiges Gebäude. Schüler der Klasse 10 sollen hier zunächst in einer Art Wohngemein­schaft leben. Später erhalten die Schüler individuel­lere Wohnbereic­he.

Wann werden die ersten Schüler kommen? Bei solchen Fragen hielten sich die Vertreter von „Vermögen und Bau“zurück. Der Ball liegt bei der Landesregi­erung in Stuttgart. Das Kabinett muss Kostenschä­tzung und Planung absegnen. Zahlen und Pläne wird die Öffentlich­keit wohl erst danach sehen.

 ?? FOTOS: RUDI MULTER ?? Mark-Oliver Heck (links) und Patrick Werne (Zweiter von rechts) erklären den SZ-Lesern die Planungen für das Exzellenzg­ymnasium.
FOTOS: RUDI MULTER Mark-Oliver Heck (links) und Patrick Werne (Zweiter von rechts) erklären den SZ-Lesern die Planungen für das Exzellenzg­ymnasium.
 ??  ?? In Fortsetzun­g des erkerähnli­chen Gebäudetei­ls, aber in gebührende­m Abstand, soll sich der Neubau für den naturwisse­nschaftlic­hen Bereich anschließe­n.
In Fortsetzun­g des erkerähnli­chen Gebäudetei­ls, aber in gebührende­m Abstand, soll sich der Neubau für den naturwisse­nschaftlic­hen Bereich anschließe­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany