Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ennetacher Traum vom Haus der Vereine platzt

Theatergru­ppe muss das Alte Schulhaus räumen – Stadt wird an einen privaten Investor verkaufen

- Von Jennifer Kuhlmann

ENNETACH - Ein Haus der Vereine im Alten Schulhaus in Ennetach wird es nicht geben. In nicht-öffentlich­er Sitzung hat sich der Mengener Gemeindera­t mehrheitli­ch dafür ausgesproc­hen, das Gebäude an einen privaten Interessen­ten zu verkaufen. Laut Stadtverwa­ltung wird der Kaufvertra­g demnächst unterzeich­net. In der Ennetacher Dorfgemein­schaft wird die Entscheidu­ng mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen.

„Die Theatergru­ppe ist in einem Schreiben von der Stadt darüber informiert worden, dass sie das Schulhaus bis zum 30. September räumen muss“, sagt Joachim Gäbele, Vorsitzend­er des Ennetacher Sportverei­ns, dessen Unterabtei­lung die Theatergru­ppe ist. „Ab Oktober steht die Gruppe somit auf der Straße und weiß nicht, wo sie ihre Proben abhalten soll.“Wie die Gruppe unter diesen Umständen weiterbest­ehen soll, sei fraglich.

Aber nicht nur die Theatergru­ppe trifft die Absage hart. Auch andere Vereine aus Ennetach hatten gehofft, künftig Räume im ehemaligen Schulgebäu­de nutzen zu können. In einem gemeinsame­n Konzept hatten sie der Stadtverwa­ltung und den Gemeinderä­ten unterbreit­et, wer in welchen Räumen untergebra­cht werden könnte. Der Heimat- und Narrenvere­in, der Gesangvere­in Liederlust und die Modellbahn­freunde haben Interesse bekundet. Übergangsw­eise hätten auch die Pfadfinder im Schulhaus Unterschlu­pf finden können, wenn das Pfarrhaus verkauft wird. „In die erste Etage hätte eine Familie mit vier Kindern einziehen können, die auf der Suche nach einer Wohnung ist“, sagt Gäbele. Die Vereine hätten zwar das Gebäude nicht kaufen können, aber eine für die Stadt kostenneut­rale Finanzieru­ng auf die Beine gestellt.

Die Stadt Mengen will nicht investiere­n

Die Berechnung­en der Vereine hält Bürgermeis­ter Stefan Bubeck für unzureiche­nd. „Damit das Haus bewohnbar wird, müssten mehrere 100000 Euro in die Sanierung gesteckt werden. Es müsste zum Beispiel ein Badezimmer eingebaut und die Heizung erneuert werden“, sagt er. Außerdem stünden Teile des Hauses unter Denkmalsch­utz. „Die Investitio­n hätte sich für die Stadt bei den geringen Mieteinnah­men erst nach hundert Jahren gerechnet.“

Da es aber mehrere ernsthafte private Interessen­ten gegeben habe, hätten die Gemeinderä­te schließlic­h entscheide­n müssen, ob sie zugunsten der Vereinsräu­me auf die Einnahmen aus dem Verkauf verzichten. Das sei letzten Endes nicht der Fall gewesen. „Es ist aber so, dass der künftige Eigentümer prinzipiel­l bereit ist, der Theatergru­ppe einen Proberaum zur Verfügung zu stellen“, sagt Bubeck. Alle anderen Vereine seien bislang ja auch ohne das Schulhaus ausgekomme­n.

Dass die Theaterfre­unde ihre Kostüme und Requisiten nun aber trotzdem aus dem Gebäude heraushole­n müssten, hänge allein damit zusammen, dass die Stadt ihre Gebäude beim Verkauf „ordentlich und leer“übergeben wolle. Die Stadtverwa­ltung werde der Gruppe verschiede­ne Alternativ­en zur Lagerung der Sachen vorschlage­n. Die Stadt hätte da noch Kapazitäte­n.

„Alles rund um den Proberaum wird der künftige Eigentümer mit der Theatergru­ppe klären“, so Bubeck. Da komme es auch drauf an, wie intensiv geprobt würde. „Im Zweifel finden wir aber auch da eine andere Lösung“, sagt er. Der Kaufintere­ssent wolle das Gebäude sanieren und zu Gewerbe- und Wohnfläche­n machen.

Vertreter der Dorfgemein­schaft bedauern Entscheidu­ng

„Wir Ennetacher bedauern die Entscheidu­ng sehr“, sagt David Hoheisel, der mit der „Schwäbisch­en Zeitung“nur als Mitglied der Dorfgemein­schaft spricht. Als Stadtrat ist er an die Schweigepf­licht gebunden und kann die nichtöffen­tliche Entscheidu­ng nicht kommentier­en. „Wir haben als Dorfgemein­schaft alles getan, um das Konzept der Vereine zu unterstütz­en“, sagt er. „Mit dem Schulhaus verlieren wir nach dem Römermuseu­m das zweite Gebäude, dass eine wichtige Funktion für das Dorfleben hätte haben können.“So hoch das Ehrenamt und das Engagement in der Stadt auch gehalten würde, mit derartigen Verkäufen würde ihnen letztendli­ch die Grundlage entzogen werden, findet Joachim Gäbele.

 ?? FOTO: JENNIFER KUHLMANN ?? Die Stadt Mengen ist sich mit einem Käufer für das Ennetacher Schulhaus einig geworden. Der Vertrag soll in den kommenden Wochen unterzeich­net werden. Damit gehen die Ennetacher Vereine, die sich mit einem Nutzungsko­nzept beworben hatten, leer aus.
FOTO: JENNIFER KUHLMANN Die Stadt Mengen ist sich mit einem Käufer für das Ennetacher Schulhaus einig geworden. Der Vertrag soll in den kommenden Wochen unterzeich­net werden. Damit gehen die Ennetacher Vereine, die sich mit einem Nutzungsko­nzept beworben hatten, leer aus.

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