Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ennetacher Traum vom Haus der Vereine platzt
Theatergruppe muss das Alte Schulhaus räumen – Stadt wird an einen privaten Investor verkaufen
ENNETACH - Ein Haus der Vereine im Alten Schulhaus in Ennetach wird es nicht geben. In nicht-öffentlicher Sitzung hat sich der Mengener Gemeinderat mehrheitlich dafür ausgesprochen, das Gebäude an einen privaten Interessenten zu verkaufen. Laut Stadtverwaltung wird der Kaufvertrag demnächst unterzeichnet. In der Ennetacher Dorfgemeinschaft wird die Entscheidung mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen.
„Die Theatergruppe ist in einem Schreiben von der Stadt darüber informiert worden, dass sie das Schulhaus bis zum 30. September räumen muss“, sagt Joachim Gäbele, Vorsitzender des Ennetacher Sportvereins, dessen Unterabteilung die Theatergruppe ist. „Ab Oktober steht die Gruppe somit auf der Straße und weiß nicht, wo sie ihre Proben abhalten soll.“Wie die Gruppe unter diesen Umständen weiterbestehen soll, sei fraglich.
Aber nicht nur die Theatergruppe trifft die Absage hart. Auch andere Vereine aus Ennetach hatten gehofft, künftig Räume im ehemaligen Schulgebäude nutzen zu können. In einem gemeinsamen Konzept hatten sie der Stadtverwaltung und den Gemeinderäten unterbreitet, wer in welchen Räumen untergebracht werden könnte. Der Heimat- und Narrenverein, der Gesangverein Liederlust und die Modellbahnfreunde haben Interesse bekundet. Übergangsweise hätten auch die Pfadfinder im Schulhaus Unterschlupf finden können, wenn das Pfarrhaus verkauft wird. „In die erste Etage hätte eine Familie mit vier Kindern einziehen können, die auf der Suche nach einer Wohnung ist“, sagt Gäbele. Die Vereine hätten zwar das Gebäude nicht kaufen können, aber eine für die Stadt kostenneutrale Finanzierung auf die Beine gestellt.
Die Stadt Mengen will nicht investieren
Die Berechnungen der Vereine hält Bürgermeister Stefan Bubeck für unzureichend. „Damit das Haus bewohnbar wird, müssten mehrere 100000 Euro in die Sanierung gesteckt werden. Es müsste zum Beispiel ein Badezimmer eingebaut und die Heizung erneuert werden“, sagt er. Außerdem stünden Teile des Hauses unter Denkmalschutz. „Die Investition hätte sich für die Stadt bei den geringen Mieteinnahmen erst nach hundert Jahren gerechnet.“
Da es aber mehrere ernsthafte private Interessenten gegeben habe, hätten die Gemeinderäte schließlich entscheiden müssen, ob sie zugunsten der Vereinsräume auf die Einnahmen aus dem Verkauf verzichten. Das sei letzten Endes nicht der Fall gewesen. „Es ist aber so, dass der künftige Eigentümer prinzipiell bereit ist, der Theatergruppe einen Proberaum zur Verfügung zu stellen“, sagt Bubeck. Alle anderen Vereine seien bislang ja auch ohne das Schulhaus ausgekommen.
Dass die Theaterfreunde ihre Kostüme und Requisiten nun aber trotzdem aus dem Gebäude herausholen müssten, hänge allein damit zusammen, dass die Stadt ihre Gebäude beim Verkauf „ordentlich und leer“übergeben wolle. Die Stadtverwaltung werde der Gruppe verschiedene Alternativen zur Lagerung der Sachen vorschlagen. Die Stadt hätte da noch Kapazitäten.
„Alles rund um den Proberaum wird der künftige Eigentümer mit der Theatergruppe klären“, so Bubeck. Da komme es auch drauf an, wie intensiv geprobt würde. „Im Zweifel finden wir aber auch da eine andere Lösung“, sagt er. Der Kaufinteressent wolle das Gebäude sanieren und zu Gewerbe- und Wohnflächen machen.
Vertreter der Dorfgemeinschaft bedauern Entscheidung
„Wir Ennetacher bedauern die Entscheidung sehr“, sagt David Hoheisel, der mit der „Schwäbischen Zeitung“nur als Mitglied der Dorfgemeinschaft spricht. Als Stadtrat ist er an die Schweigepflicht gebunden und kann die nichtöffentliche Entscheidung nicht kommentieren. „Wir haben als Dorfgemeinschaft alles getan, um das Konzept der Vereine zu unterstützen“, sagt er. „Mit dem Schulhaus verlieren wir nach dem Römermuseum das zweite Gebäude, dass eine wichtige Funktion für das Dorfleben hätte haben können.“So hoch das Ehrenamt und das Engagement in der Stadt auch gehalten würde, mit derartigen Verkäufen würde ihnen letztendlich die Grundlage entzogen werden, findet Joachim Gäbele.