Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Polizeischüler haben jetzt mehr Platz
200 Anwärter starten Ausbildung in Biberach – Neues Wohngebäude zur Hälfte fertig
BIBERACH - Mehr Auszubildende, erweiterte Standorte und eine größere Zahl an Lehrkräften: Der Ausbildungsstart bei der Polizei am Montag ist in mehrerer Hinsicht bedeutend gewesen. Die Polizeischüler, die am Montag ihre Ausbildung begonnen haben, sind Teil einer Einstellungsoffensive, welche die grünschwarze Landesregierung Ende vergangenen Jahres auf den Weg gebracht hatte. Denn auf die Polizei kommt eine Pensionierungswelle zu – und gleichzeitig steigen die Anforderungen. Auch am Biberacher Standort der Hochschule für Polizei hat sich manches verändert.
Pünktlich zum neuen Schul- und Ausbildungsbeginn bei der Polizei in Baden-Württemberg ist ein Teil des neuen Wohngebäudes auf dem Areal in Biberach fertig geworden. „Es ist ein besonderer Tag, den wir heute begehen“, sagte Polizeivizepräsident und Leiter des Institutsbereichs für Ausbildung und Trainig in Biberach, Jürgen Hirschle, am Montag. „Die Einstellungsoffensive wird an den Standorten greifbar, sichtbar und erlebbar.“Damit meint er zum Beispiel die neue Unterkunft. In Biberach sind in einem ersten Bauabschnitt 39 Doppelzimmer auf drei Etagen entstanden. Schüler der Abschlussklassen haben die Zimmer mittlerweile bezogen. In dem aktuell noch im Bau befindlichen zweiten Abschnitt gibt es weitere 36 Zimmer mit Gemeinschaftsräumen. Ende November soll alles fertig sein.
5,9 Millionen Euro investiert
„Das ist eine sportlich ambitionierte Maßnahme“, erläutert der Leiter des Amts Vermögen und Bau in Ulm, Wilmuth Lindenthal. Eigentlich würde ein solches Projekt zwischen eineinhalb und zwei Jahren dauern. Insgesamt 5,9 Millionen Euro investiert das Land in den Standort Biberach. All das ist ein Ergebnis der sogenannten „Einstellungsoffensive“bei der Polizei im Land. Denn die
grün-schwarze Regierung verfolgt das Ziel, in diesem und im kommenden Jahr jeweils 1800 Ausbildungsplätze für den mittleren und gehobenen Polizeidienst zur Verfügung zu stellen. In Biberach wurden dafür die Kapazitäten um 150 Ausbildungsplätze erhöht, im Land um insgesamt
600 Stück. Polizeidirektor Guido Mebold, der den Institutsbereich Ausbildung in Biberach leitet, sieht trotz aller Anstrengungen eine große Chance für den Polizeiberuf: „Und zwar, den Nachwuchs möglichst schnell auf die Straße zu bringen.“
Vor diesem Hintergrund begann am frühen Montagmorgen für rund
200 Polizeischüler die Ausbildung in Biberach. Das sind etwa 60 Anwärter mehr als beim Start im März. Auch mancher Ausbilder hatte seinen ersten Tag. Denn mehr Auszubildende bedeutet auch einen größeren Lehrkörper. Nach Angaben von Hirschle ist die Zahl der Ausbilder im Land sukzessive von 170 auf 270 Kräfte gestiegen. Beim Biberacher Standort stammen die Ausbilder aus den Bereichen Ulm, Ravensburg, Bodensee, Allgäu und Sigmaringen.
Im Hinblick auf die kommenden Ausbildungsrunden sucht die Polizei weitere qualifizierte Bewerber. Dabei werden auch Menschen mit Migrationshintergrund in den Blick genommen. „Wir wollen die Gesellschaft insgesamt abbilden“, sagt Mebold. Polizisten mit ausländischen Wurzeln könnten mit ihren Muttersprachkenntnissen Hürden im Alltag besser abbauen.
Derzeit sind am Biberacher Standort durchschnittlich 780 Polizeischüler anwesend, die in 28 Klassen unterrichtet werden. Der Großteil zieht seine Ausbildung bis zum Ende durch. Hirschle schätzt, dass die Abbrecherquote zwischen vier und sieben Prozent liegt.
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