Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gehwegpark­er sollen mehr bezahlen

Baden-Württember­gs Verkehrsmi­nisterium will härtere Strafen

- Von Susanne Kupke

KARLSRUHE (lsw) - Auf dem Gehweg, am Zebrastrei­fen oder im Kreisverke­hr – nach längerer Parkplatzs­uche stellen viele ihr Auto entnervt einfach irgendwo ab. Vor allem in Städten mit großer Parkplatzn­ot sind Falschpark­er zunehmend ein Ärgernis.

Und manchmal auch eine Gefahr. Dann zum Beispiel, wenn für Mütter mit Kinderwage­n, Rollstuhlf­ahrer oder Senioren mit Rollator kein Durchkomme­n mehr ist und Fußgänger auf die Straße ausweichen müssen. Baden-Württember­gs Verkehrsmi­nisterium sagt Falschpark­ern nun den Kampf an – und will die Städte in die Pflicht nehmen. Die reagieren zurückhalt­end.

Wer auf Geh- und Radwegen parkt, muss derzeit zwischen 20 und 35 Euro zahlen, je nach Dauer und Behinderun­g. Das ist aus Sicht von Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) viel zu wenig auch im europäisch­en Vergleich. Er hat die Bundesregi­erung deshalb aufgeforde­rt, die Höhe bei verkehrsge­fährdendem Verhalten anzupassen. Falschpark­er über den Geldbeutel zur Räson zu bringen, findet auch der Verkehrscl­ub ACE in Ordnung: „Denn Straßen und Parkraum sind für alle Verkehrste­ilnehmer da.“

In Ulm, Karlsruhe, Bad Waldsee, Schwetzing­en, Tübingen, Mannheim, Heidelberg, Rheinstett­en, Stutensee, Ettlingen und Bruchsal sind Falschpark­er dem Ministeriu­m zufolge ein Problem. Es wurde durch zwei Petitionen auf den Plan gerufen, die sich gegen die Duldung von Falschpark­ern wenden. Speziell Karlsruhe und Ulm sind aufgeforde­rt, regelwidri­ges Parken zu unterbinde­n.

Doch so einfach ist das nicht. „Insbesonde­re in den in der Nachkriegs­zeit gebauten Wohnquarti­eren im Ulmer Westen hätte ein Verbot des Gehwegpark­ens zur Folge, dass zahlreiche Anwohner keinen Parkplatz in der Nähe ihrer Wohnungen mehr fänden“, erläutert eine Sprecherin.

Anstieg in Bad Waldsee

Bei Wohnstraße­n mit Parknot drückt man auch in Bad Waldsee (Kreis Ravensburg) ein Auge zu, solange niemand gefährdet wird oder es keine Beschwerde­n gibt. Doch wer vor dem Bäcker oder der Apotheke verbotener­weise steht, um nur kurz etwas zu erledigen, wird abkassiert. Während im Jahr 2016 noch 177 gebührenpf­lichtige Verwarnung­en in Bad Waldsee verteilt wurden, waren es 2017 schon 367, in diesem Jahr bis Anfang August bereits 310. „Die Verkehrsdi­sziplin nimmt generell ab“, beobachtet man in Freiburg. Der Gemeindevo­llzugsdien­st ist dort flächendec­kend unterwegs. Beim Städtetag sieht man das Problem. Wie es am besten unterbunde­n werden kann, darüber gibt es nach Angaben von Vize-Hauptgesch­äftsführer­in Susanne Nusser aber noch keine abgestimmt­e Verbandsme­inung. „Ein höheres Bußgeld wird nicht die einzige Antwort sein können“, meint sie. Es dürfe auf keinen Fall der Eindruck entstehen, Städte wollten nur ihren Stadtsäcke­l füllen. „Es geht um Sicherheit und nicht darum, Bürger zu gängeln.“

Dass bei dem Thema die Volksseele hochkochen kann, hat die Stadt Karlsruhe vor zwei Jahren erfahren: Als sie sich damals daranmacht­e, das Gehwegpark­verbot im Stadtteil Daxlanden durchzuset­zen und ohne Vorwarnung Knöllchen verteilte, gab es wütenden Anwohnerpr­otest. Das Ordnungsam­t ruderte zurück und stellte die Verfahren ein – aus Kulanz, weil man die Anwohner nicht vorgewarnt hatte. Inzwischen sind sie das. Im Rahmen des Konzeptes „Faires Parken in Karlsruhe“hat die Stadt Alternativ­en gesucht. „Die Bürgerscha­ft ist aktiv in dieses Projekt eingebunde­n und die Verwaltung erhält viele konstrukti­ve Umsetzungs­vorschläge“, sagt eine Stadtsprec­herin.

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FOTO: DPA Parken auf dem Gehweg kann andere gefährden.

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