Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Interesse an Baugebieten ist ungebrochen
Das Beispiel Harthausen zeigt: Ländlicher Raum bietet auch jungen Leuten eine Perspektive
HARTHAUSEN - Der ländliche Raum stirbt aus? Da hält Manfred Rogg dagegen. „Bei uns funktioniert die Gemeinschaft – und zwar von Jung bis Alt“, sagt der Ortsvorsteher von Harthausen. Und weil der Gammertinger Ortsteil damit für junge Leute attraktiv bleibe, werde sich das mit Sicherheit auch in den kommenden Jahrzehnten nicht ändern. „Damit das so bleibt, müssen aber auch alle zusammen daran arbeiten“, sagt Rogg.
Bei der Runde durch das 240-Einwohner-Dorf wird deutlich: Die Liste ehrenamtlichen Engagements ist lang. Eher zu den Klassikern zählt da zum Beispiel der Einsatz für die 25 Mann starke Feuerwehrabteilung. In der Musikkapelle spielen die Harthauser seit der Vereinsgründung im Jahr 1870 traditionell mit den Nachbarn aus Feldhausen zusammen. Ein schon etwas außergewöhnlicheres Beispiel für das Ehrenamt ist die Pflege der Backhaus-Tradition, ähnlich wie in Feldhausen und Kettenacker.
Doch das ist erst der Anfang. Extrem aktiv ist etwa der Geselligkeitsverein. Beim Grillplatz „Buchschörrle“, der eine tolle Aussicht auf Feldhausen und Winterlingen bietet, organisieren die Mitglieder einmal im Jahr ein Zelt-Wochenende. „In diesem Jahr gab es auch eine Waldführung und die Möglichkeit zum Bogenschießen“, sagt Manfred Rogg.
Verein stellt Bänke auf
Im ehemaligen Harthauser Feuerwehrhaus hat der Verein inzwischen nicht nur einen regelmäßigen Treffpunkt eingerichtet, sondern auch eine gebrauchte, aber voll funktionsfähige elektronische Kegelbahn. Der Einsatz des Vereins schlägt sich zum Beispiel aber auch in 15 Bänken nieder, die in Eigenregie gebaut und in Harthausen aufgestellt wurden.
Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren wiederum haben ihren eigenen Treffpunkt – einen Jugendraum mit eigener Bar und Tischkicker. Auch die Linsenbergkapelle aus dem Jahr 1872 präsentiert sich dank des Einsatzes der Bürger tadellos: Die Feuerwehr hält die eigentliche Kapelle in Schuss, die Familien Henninger und Hepp pflegen liebevoll die Außenanlagen.
Unterm Strich aber, und das ist Manfred Rogg wichtig, ziehen in Harthausen alle an einem Strang. „Ausrichter des Heimatfestes, das alle fünf Jahre stattfindet, ist offiziell die Feuerwehr“, sagt er. „Aber eigentlich hilft der gesamte Ort mit.“Eine WhatsApp-Nachricht am Vormittag reiche aus, um am Abend eine tatkräftige Truppe beisammen zu haben, die mit anpackt – wobei auch immer.
Durch diese starke Gemeinschaft bleibt Harthausen für nachfolgende Generationen interessant. „Dass die jungen Leute mitziehen, merkt man zum Beispiel an den Baugebieten“, sagt Manfred Rogg. Das jüngste („Harthausen Süd II“) schließt eine größere Baulücke am Übergang zum Ortskern. „Das Schöne ist, dass wir dadurch nicht nach außen wachsen, sondern in der Ortsmitte attraktiv bleiben“, sagt Rogg. Wo in Zukunft weitere Bauplätze erschlossen werden könnten, ist noch offen. „Falls sich potenzielle Bauherren melden, sollten wir ihnen aber etwas anbieten können.“Auch für das Gewerbegebiet, in dem sich die Unternehmen Werz und Hipp sowie eine Reitsportanlage befinden, gibt es weitere Interessenten. Deshalb sollen westlich der Trochtelfinger Straße weitere Baugrundstücke erschlossen werden.
Nur eines fehlte den Harthausern zuletzt: Nach der Schließung der beiden Gaststätten gab es seit einigen Jahren keinen wirklichen Treffpunkt mehr. Doch auch das hat sich mit der Sanierung des Bürgerhauses im vergangenen Jahr geändert. „Es ist richtig gemütlich geworden, die Leute fühlen sich hier wohl“, sagt Manfred Rogg. Um sich auszutauschen, kommen die Harthauser wieder bei diversen Anlässen in der Ortsmitte zusammen – und diese gibt es bei einem so aktiven Vereinsleben ja reichlich.