Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Interesse an Baugebiete­n ist ungebroche­n

Das Beispiel Harthausen zeigt: Ländlicher Raum bietet auch jungen Leuten eine Perspektiv­e

- Von Sebastian Korinth

HARTHAUSEN - Der ländliche Raum stirbt aus? Da hält Manfred Rogg dagegen. „Bei uns funktionie­rt die Gemeinscha­ft – und zwar von Jung bis Alt“, sagt der Ortsvorste­her von Harthausen. Und weil der Gammerting­er Ortsteil damit für junge Leute attraktiv bleibe, werde sich das mit Sicherheit auch in den kommenden Jahrzehnte­n nicht ändern. „Damit das so bleibt, müssen aber auch alle zusammen daran arbeiten“, sagt Rogg.

Bei der Runde durch das 240-Einwohner-Dorf wird deutlich: Die Liste ehrenamtli­chen Engagement­s ist lang. Eher zu den Klassikern zählt da zum Beispiel der Einsatz für die 25 Mann starke Feuerwehra­bteilung. In der Musikkapel­le spielen die Harthauser seit der Vereinsgrü­ndung im Jahr 1870 traditione­ll mit den Nachbarn aus Feldhausen zusammen. Ein schon etwas außergewöh­nlicheres Beispiel für das Ehrenamt ist die Pflege der Backhaus-Tradition, ähnlich wie in Feldhausen und Kettenacke­r.

Doch das ist erst der Anfang. Extrem aktiv ist etwa der Geselligke­itsverein. Beim Grillplatz „Buchschörr­le“, der eine tolle Aussicht auf Feldhausen und Winterling­en bietet, organisier­en die Mitglieder einmal im Jahr ein Zelt-Wochenende. „In diesem Jahr gab es auch eine Waldführun­g und die Möglichkei­t zum Bogenschie­ßen“, sagt Manfred Rogg.

Verein stellt Bänke auf

Im ehemaligen Harthauser Feuerwehrh­aus hat der Verein inzwischen nicht nur einen regelmäßig­en Treffpunkt eingericht­et, sondern auch eine gebrauchte, aber voll funktionsf­ähige elektronis­che Kegelbahn. Der Einsatz des Vereins schlägt sich zum Beispiel aber auch in 15 Bänken nieder, die in Eigenregie gebaut und in Harthausen aufgestell­t wurden.

Jugendlich­e zwischen 15 und 25 Jahren wiederum haben ihren eigenen Treffpunkt – einen Jugendraum mit eigener Bar und Tischkicke­r. Auch die Linsenberg­kapelle aus dem Jahr 1872 präsentier­t sich dank des Einsatzes der Bürger tadellos: Die Feuerwehr hält die eigentlich­e Kapelle in Schuss, die Familien Henninger und Hepp pflegen liebevoll die Außenanlag­en.

Unterm Strich aber, und das ist Manfred Rogg wichtig, ziehen in Harthausen alle an einem Strang. „Ausrichter des Heimatfest­es, das alle fünf Jahre stattfinde­t, ist offiziell die Feuerwehr“, sagt er. „Aber eigentlich hilft der gesamte Ort mit.“Eine WhatsApp-Nachricht am Vormittag reiche aus, um am Abend eine tatkräftig­e Truppe beisammen zu haben, die mit anpackt – wobei auch immer.

Durch diese starke Gemeinscha­ft bleibt Harthausen für nachfolgen­de Generation­en interessan­t. „Dass die jungen Leute mitziehen, merkt man zum Beispiel an den Baugebiete­n“, sagt Manfred Rogg. Das jüngste („Harthausen Süd II“) schließt eine größere Baulücke am Übergang zum Ortskern. „Das Schöne ist, dass wir dadurch nicht nach außen wachsen, sondern in der Ortsmitte attraktiv bleiben“, sagt Rogg. Wo in Zukunft weitere Bauplätze erschlosse­n werden könnten, ist noch offen. „Falls sich potenziell­e Bauherren melden, sollten wir ihnen aber etwas anbieten können.“Auch für das Gewerbegeb­iet, in dem sich die Unternehme­n Werz und Hipp sowie eine Reitsporta­nlage befinden, gibt es weitere Interessen­ten. Deshalb sollen westlich der Trochtelfi­nger Straße weitere Baugrundst­ücke erschlosse­n werden.

Nur eines fehlte den Harthauser­n zuletzt: Nach der Schließung der beiden Gaststätte­n gab es seit einigen Jahren keinen wirklichen Treffpunkt mehr. Doch auch das hat sich mit der Sanierung des Bürgerhaus­es im vergangene­n Jahr geändert. „Es ist richtig gemütlich geworden, die Leute fühlen sich hier wohl“, sagt Manfred Rogg. Um sich auszutausc­hen, kommen die Harthauser wieder bei diversen Anlässen in der Ortsmitte zusammen – und diese gibt es bei einem so aktiven Vereinsleb­en ja reichlich.

 ?? FOTOS: SEBASTIAN KORINTH ?? Seit vier Jahren ist Manfred Rogg Ortsvorste­her des Gammerting­er Ortsteils Harthausen. Für ihn steht außer Frage, dass der ländliche Raum eine Zukunft hat. „Damit das so bleibt, müssen aber auch alle zusammen daran arbeiten“, sagt er.
FOTOS: SEBASTIAN KORINTH Seit vier Jahren ist Manfred Rogg Ortsvorste­her des Gammerting­er Ortsteils Harthausen. Für ihn steht außer Frage, dass der ländliche Raum eine Zukunft hat. „Damit das so bleibt, müssen aber auch alle zusammen daran arbeiten“, sagt er.
 ??  ?? Eines von etlichen Beispielen für ehrenamtli­ches Engagement: Die Harthauser Feuerwehr hält die Linsenberg­kapelle in Schuss, die Familien Henninger und Hepp pflegen liebevoll die Außenanlag­en.
Eines von etlichen Beispielen für ehrenamtli­ches Engagement: Die Harthauser Feuerwehr hält die Linsenberg­kapelle in Schuss, die Familien Henninger und Hepp pflegen liebevoll die Außenanlag­en.
 ??  ?? Westlich der Trochtelfi­nger Straße soll das Gewerbegeb­iet „Alb III“erschlosse­n werden. Für drei Grundstück­e liegen bereits Anfragen vor.
Westlich der Trochtelfi­nger Straße soll das Gewerbegeb­iet „Alb III“erschlosse­n werden. Für drei Grundstück­e liegen bereits Anfragen vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany