Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
49 tote Schafe und kein Schuldiger
Ermittlungen nach Zugunglück eingestellt – Schäfer haben Hundebesitzer in Verdacht
SINGEN - Rund 50 Tiere hat die Schäferei Hohentwiel im Juni verloren, als die Tiere frühmorgens von einem Zug überrollt wurden. Die Bundespolizei Konstanz nahm damals die Ermittlungen auf, doch bisher konnte kein konkreter Tatverdächtiger ermittelt werden, teilt die Bundespolizei mit.
Die Akten seien nun an die Staatsanwaltschaft übergeben worden. Diese muss entscheiden, wie weiter verfahren werden soll. „Vermutlich wird das damit aber eingestellt“, heißt es von der Bundespolizeiinspektion in Konstanz.
Für die Schäfer aus Singen steht jedoch fest: Hundebesitzer haben das schlimme Unglück verursacht. „Das war ganz klar ein freilaufender Hund, der da wohl in den Zaun gekommen ist. Die Besitzer müssen dann den Strom abgeschaltet haben. Und aus Panik sind die Schafe dann auf die Gleise gerannt“, beschreibt Hanne Pföst von der Schäferei Singen ihre Vermutung. Eindeutigstes Indiz für sie: Eines der Schafe wies ganz klare Spuren eines Hundebisses auf. Das Unglück bewegte auch die Menschen in der Region. Viele Singener Bürger haben auf einen Spendenaufruf von Bürgermeisterin Ute Seifried und Gemeinderat Walafried Schrott reagiert und der Schäferei finanzielle Unterstützung zukommen lassen. 42 neue Merino-Lämmer konnten mithilfe der Spenden als Ersatz für die toten Tiere beschaffen werden. „Bis die neuen Tiere so weit sind wie die alten dauert es aber bestimmt noch ein Jahr“, erklärt Pföster. Die Unterstützung aus der Bevölkerung sei ein erster Trost.
Einfach machtlos
Trotzdem ist sie enttäuscht: „In den 20 Jahren, in denen ich nun hier bin habe ich ganz schlechte Erfahrung mit freilaufenden Hunden gemacht. Da heißt es dann immer, die wollen doch nur spielen. Aber leider ist das kein Spiel mehr“, sagt Hanne Pföst. Sie appelliert an die Besitzer und hofft, dass ein derartiger Vorfall wie der im Juni nicht noch einmal passieren muss.
„Am Ende sind wir einfach machtlos gegen so etwas. Weil wir nicht genug Personal haben, können wir nicht 24 Stunden am Tag auf unsere Schafe aufpassen“, erklärt Pföst.