Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Fünf Jahre danach: Was die Gartenschau bewirkte
Exakt vor fünf Jahren endete die Großveranstaltung mit 650 000 Besuchern
SIGMARINGEN - Vor genau fünf Jahren ist in Sigmaringen die Gartenschau zu Ende gegangen. Die nackten Zahlen: 18 000 verkaufte Dauerkarten, 650 000 Besucher, 1 Million Euro Gewinn. „128 Tage lang waren die Augen Baden-Württembergs auf Sigmaringen gerichtet“, sagte der damalige Landwirtschaftsminister Alexander Bonde (Grüne). Wie hat sich Sigmaringen fünf Jahre danach entwickelt? Was hat die Stadt aus den Daueranlagen gemacht, die bis heute bestehen? Eine Bestandsaufnahme in sechs Punkten.
Diese Daueranlagen werden bis heute rege genutzt:
Zuerst ist der Jugend- und Freizeitbereich zu nennen. In Sigmaringen gibt es dank der Anlage eine aktive Skaterszene. Die Erbauer und Ideengeber der Skateranlage haben den Platz an die nächste Generation weitergegeben. Nicht nur der gestrige Skaterwettbewerb zeigt: Der Platz lebt. Das Baristifeld kam im Nachhinein dazu. Zweiter großer Pluspunkt ist der Spielplatz beim Bootshaus, der an Wochenenden und warmen Tagen eine hohe Anziehungskraft entwickelt. Nicht zu vergessen der Bereich zwischen Laiz und Sigmaringen, der außerhalb des Ausstellungsgeländes lag, aber durch die Kiesinseln, den Turm, den Schaukelpfad und den Aufenthaltsbereich an der Bucht beim Freibad aufgewertet wurde. Das Ufer zwischen Laiz und der Eisenbahnbrücke erfuhr durch die Gartenschau insgesamt eine Aufwertung.
Sigmaringen und seine neuen Brücken:
Man kann sich gar nicht mehr vorstellen, dass es die Hängebrücke und den zum Bootshaus führenden Steg vor der Gartenschau nicht gegeben hat. Der Bootshaussteg schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe: Einerseits ist die gute Stube am Donauufer über den Steg und den Rosenweg direkt an die Innenstadt angebunden. Andererseits darf das Gebiet rund um das Bootshaus nicht als Solitär betrachtet werden, insgesamt rücken Donauufer und Innenstadt durch die geschickte Wegführung enger zusammen. Der Landschaftsarchitekt Marcel Adam machte rückblickend einen guten Job.
Das Bootshaus – viele Vorteile und ein großer Nachteil:
Ohne Gartenschau kein Bootshaus ín seiner jetzigen Form. Statt eines Kiosk ist das Lokal ganzjährig nutzbar. Durch den Pächterwechsel wird die Dachterrasse nun häufiger genutzt. Was die Gäste nur indirekt mitbekommen: Zwar wurden die fehlenden Kühl- und Lagerflächen zwischenzeitlich durch zusätzliche Nebengebäude geschaffen, doch für den Betreiber ist die Organisation nach wie vor aufwändig. Durch eine zu kleine Küche braucht er während der Saison Personal, um laufend Speisen und Getränke aus dem Neben- ins Hauptgebäude zu transportieren.
Die Stadthalle und der Schneckengarten sowie der Leopoldplatz wurden wegen der Gartenschau erneuert:
Jahrzehntelang wartete Sigmaringen auf die neue Stadthalle. Die Gartenschau war der passende Anlass für den Totalumbau. Die gute Auslastung zeigt, dass immer mehr Veranstalter die Halle buchen. Zwar ist die Zahl der externen Kulturveranstalter gefühlt rückläufig, doch immer mehr Firmen nutzen die Halle für Tagungen oder andere Anlässe. Die Asphaltwüste vor der Halle wich einem ansehnlichen Parkplatz, dem Schneckengarten. Einige Schwächen zeigt der Leopoldplatz: Erstens ist das Pflaster nach fünf Jahren arg ramponiert, zweitens entpuppen sich die vielen Treppen und Absätze als Stolperfallen und drittens fehlen auf dem Platz eine Gastronomie oder ein Spielplatz, die für Leben sorgen würden.
Das war eher ein Flopp:
Die Donaubühne, die an ein griechisches Amphitheater erinnert, wird leider viel zu selten genutzt. Das Gastspiel von Carlas Saxaffair zu Beginn der Sommerferien ist ein Beispiel dafür, welch überwältigende Atmosphäre die Bühne erzeugen kann. Daran sollten sich Institutionen wie der Alte Schlachthof, Kunst und Kultur oder auch musiktreibende Vereine häufiger ein Beispiel nehmen. Die Pocketgärten bei der Hängebrücke fristen ebenfalls ein trauriges Dasein: Erstens ist der Pflegeaufwand sehr hoch, zweitens nutzen Jugendliche das Gebiet als Treffpunkt und machen Radau. Dies erzürnt nicht nur die Gäste auf dem benachbarten Campingplatz. Üppiger könnte die Bepflanzung am Rosenweg sein, ein dichtes Spalier ist nicht entstanden. So mancher Nutzer des Seniorenparcours wartet bis heute vergeblich auf zusätzliche Geräte, die mal in Aussicht gestellt wurden.
Nach wie vor ein Geheimtipp – das Kinderhäusle:
Erst während der Sommerferien gab es unterhalb des Schlosses ein üppiges Programm. Das Kinderhäusle ist ein Kind der Gartenschau, entwickelte sich zu einem festen und von Familien gern genutzten Teil des Sommerferienprogramms.