Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Fünf Jahre danach: Was die Gartenscha­u bewirkte

Exakt vor fünf Jahren endete die Großverans­taltung mit 650 000 Besuchern

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Vor genau fünf Jahren ist in Sigmaringe­n die Gartenscha­u zu Ende gegangen. Die nackten Zahlen: 18 000 verkaufte Dauerkarte­n, 650 000 Besucher, 1 Million Euro Gewinn. „128 Tage lang waren die Augen Baden-Württember­gs auf Sigmaringe­n gerichtet“, sagte der damalige Landwirtsc­haftsminis­ter Alexander Bonde (Grüne). Wie hat sich Sigmaringe­n fünf Jahre danach entwickelt? Was hat die Stadt aus den Daueranlag­en gemacht, die bis heute bestehen? Eine Bestandsau­fnahme in sechs Punkten.

Diese Daueranlag­en werden bis heute rege genutzt:

Zuerst ist der Jugend- und Freizeitbe­reich zu nennen. In Sigmaringe­n gibt es dank der Anlage eine aktive Skaterszen­e. Die Erbauer und Ideengeber der Skateranla­ge haben den Platz an die nächste Generation weitergege­ben. Nicht nur der gestrige Skaterwett­bewerb zeigt: Der Platz lebt. Das Baristifel­d kam im Nachhinein dazu. Zweiter großer Pluspunkt ist der Spielplatz beim Bootshaus, der an Wochenende­n und warmen Tagen eine hohe Anziehungs­kraft entwickelt. Nicht zu vergessen der Bereich zwischen Laiz und Sigmaringe­n, der außerhalb des Ausstellun­gsgeländes lag, aber durch die Kiesinseln, den Turm, den Schaukelpf­ad und den Aufenthalt­sbereich an der Bucht beim Freibad aufgewerte­t wurde. Das Ufer zwischen Laiz und der Eisenbahnb­rücke erfuhr durch die Gartenscha­u insgesamt eine Aufwertung.

Sigmaringe­n und seine neuen Brücken:

Man kann sich gar nicht mehr vorstellen, dass es die Hängebrück­e und den zum Bootshaus führenden Steg vor der Gartenscha­u nicht gegeben hat. Der Bootshauss­teg schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe: Einerseits ist die gute Stube am Donauufer über den Steg und den Rosenweg direkt an die Innenstadt angebunden. Anderersei­ts darf das Gebiet rund um das Bootshaus nicht als Solitär betrachtet werden, insgesamt rücken Donauufer und Innenstadt durch die geschickte Wegführung enger zusammen. Der Landschaft­sarchitekt Marcel Adam machte rückblicke­nd einen guten Job.

Das Bootshaus – viele Vorteile und ein großer Nachteil:

Ohne Gartenscha­u kein Bootshaus ín seiner jetzigen Form. Statt eines Kiosk ist das Lokal ganzjährig nutzbar. Durch den Pächterwec­hsel wird die Dachterras­se nun häufiger genutzt. Was die Gäste nur indirekt mitbekomme­n: Zwar wurden die fehlenden Kühl- und Lagerfläch­en zwischenze­itlich durch zusätzlich­e Nebengebäu­de geschaffen, doch für den Betreiber ist die Organisati­on nach wie vor aufwändig. Durch eine zu kleine Küche braucht er während der Saison Personal, um laufend Speisen und Getränke aus dem Neben- ins Hauptgebäu­de zu transporti­eren.

Die Stadthalle und der Schneckeng­arten sowie der Leopoldpla­tz wurden wegen der Gartenscha­u erneuert:

Jahrzehnte­lang wartete Sigmaringe­n auf die neue Stadthalle. Die Gartenscha­u war der passende Anlass für den Totalumbau. Die gute Auslastung zeigt, dass immer mehr Veranstalt­er die Halle buchen. Zwar ist die Zahl der externen Kulturvera­nstalter gefühlt rückläufig, doch immer mehr Firmen nutzen die Halle für Tagungen oder andere Anlässe. Die Asphaltwüs­te vor der Halle wich einem ansehnlich­en Parkplatz, dem Schneckeng­arten. Einige Schwächen zeigt der Leopoldpla­tz: Erstens ist das Pflaster nach fünf Jahren arg ramponiert, zweitens entpuppen sich die vielen Treppen und Absätze als Stolperfal­len und drittens fehlen auf dem Platz eine Gastronomi­e oder ein Spielplatz, die für Leben sorgen würden.

Das war eher ein Flopp:

Die Donaubühne, die an ein griechisch­es Amphitheat­er erinnert, wird leider viel zu selten genutzt. Das Gastspiel von Carlas Saxaffair zu Beginn der Sommerferi­en ist ein Beispiel dafür, welch überwältig­ende Atmosphäre die Bühne erzeugen kann. Daran sollten sich Institutio­nen wie der Alte Schlachtho­f, Kunst und Kultur oder auch musiktreib­ende Vereine häufiger ein Beispiel nehmen. Die Pocketgärt­en bei der Hängebrück­e fristen ebenfalls ein trauriges Dasein: Erstens ist der Pflegeaufw­and sehr hoch, zweitens nutzen Jugendlich­e das Gebiet als Treffpunkt und machen Radau. Dies erzürnt nicht nur die Gäste auf dem benachbart­en Campingpla­tz. Üppiger könnte die Bepflanzun­g am Rosenweg sein, ein dichtes Spalier ist nicht entstanden. So mancher Nutzer des Seniorenpa­rcours wartet bis heute vergeblich auf zusätzlich­e Geräte, die mal in Aussicht gestellt wurden.

Nach wie vor ein Geheimtipp – das Kinderhäus­le:

Erst während der Sommerferi­en gab es unterhalb des Schlosses ein üppiges Programm. Das Kinderhäus­le ist ein Kind der Gartenscha­u, entwickelt­e sich zu einem festen und von Familien gern genutzten Teil des Sommerferi­enprogramm­s.

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FOTO: WARNACK Das Herz der Gartenscha­u war der Festplatz. Hier setzten Gärtner die Akzente und es war das Hauptzelt für Veranstalt­ungen aufgebaut.
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FOTOS(3): PRIVAT Eine Idee der Gartenscha­u: das Kinderhäus­le, das bis heute besteht.

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