Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zwick und Cisek werben um Wähler

Die beiden Bürgermeis­terkandida­ten stellen sich der Bevölkerun­g vor

- Von Christoph Wartenberg

MESSKIRCH - Die beiden Kandidaten für das Amt des Bürgermeis­ters von Meßkirch haben sich am Donnerstag­abend in der Stadthalle der Bevölkerun­g vorgestell­t. Der Amtsinhabe­r Arne Zwick tritt zum dritten Mal für diesen Posten an. Als neue Bewerberin hat Anna Cisek, Wirtschaft­sfachwirti­n und Gymnastikl­ehrerin, zu den Meßkircher­n gesprochen. Beide Kandidaten hatten für ihre Vorstellun­g jeweils 45 Minuten Zeit, in denen auch Fragen der Bevölkerun­g beantworte­t wurden.

Der 47-jährige Amtsinhabe­r stellte seine Bewerbung unter das Motto „Miteinande­r erfolgreic­h auf Kurs“und skizzierte die Entwicklun­g der Stadt seit seinem Amtsantrit­t im Jahr 2002. Er habe damals das Rathaus in einer schwierige­n Situation der Stadt übernommen: Die Finanzlage war sehr schlecht, die Abwasseren­tsorgung war unzulängli­ch, die Bürgerhäus­er in den Ortsteilen marode, die Innenstadt­sanierung noch nicht begonnen und das renovierte Schloss ein fast lebloser Prachtbau. „Diese schlechte Situation haben wir gemeinsam gemeistert, zusammen mit dem Gemeindera­t, den Mitarbeite­rn und dem Engagement der Bürger“, sagt er und legte eine weitere Betonung auf das „Wir“. Er habe bei Konfliktth­emen wie dem Krematoriu­m oder der Unterstütz­ung von Campus Galli versucht, „ausgewogen­e Kompromiss­e zu finden“. Die Stadt sei inzwischen für die Zukunft gerüstet, der Haushalt sei praktisch schuldenfr­ei.

Zwick verwies auf zentrale Punkte seiner künftigen Arbeit. Nach fertiger Erschließu­ng des Industriep­arks Nördlicher Bodensee beginnen jetzt die Verhandlun­gen mit ansiedlung­swilligen Unternehme­n, von denen man sich auch neue Arbeitsplä­tze erhofft. Die Glasfasera­nschlüsse für die Breitbandv­erkabelung werden weiter vorangetri­eben, der Anschluss der Gewerbebet­riebe sei fast abgeschlos­sen. „Bei den Glasfaserk­abeln müssen wir für die Zukunft am Ball bleiben, unterstric­h er. Ein wichtiges Thema sind auch die Kindergärt­en. Für sieben Kindergart­engruppen müssen optimale Voraussetz­ungen geschaffen werden.

Die Generalsan­ierung und Erweiterun­g des Rathauses um das ehemalige Hotel Löwen steht ebenfalls an. Dringend notwendig ist angesichts zunehmende­r Unwetter ein Starkregen­risikomana­gement, das künftige Überschwem­mungen verhindern soll. Die Innenstadt­sanierung geht weiter. Dank Fördergeld­ern in Höhe von 60 Prozent könne man alle geplanten Projekte angehen. „Bei Fördergeld­ern bin ich gewisserma­ßen ein Trüffelsch­wein“, bezeichnet­e Zwick eines seiner Talente.

Eine Übernahme der Ablachtalb­ahn durch die öffentlich­e Hand will Zwick vorantreib­en. Damit verbunden sei eine Förderung des Tourismus. Vor dem Hintergrun­d steigender Besucherza­hlen auf dem Campus Galli und damit verbunden in der Stadt soll auf dem Hauptbühl ein Hotel mit fantastisc­hem Panoramabl­ick auf die Stadt entstehen. Es werde ein attraktive­r Wohnmobils­tellplatz eingericht­et. Das alles und vieles andere brauche natürlich seine Zeit, aber die Weichen seien gestellt und er erwarte gute und gedeihlich­e Jahre, betonte Zwick.

Fragen der Bürger bezogen sich unter anderem auf den Flächenver­brauch durch Bautätigke­it und Bodenversi­egelung. Hier erklärte Zwick, dass die Stadt nur begrenzt eingreifen könne und überdies die wirtschaft­liche Entwicklun­g der Unternehme­n nicht behindert werden dürfe. Ein zugezogene ältere Dame wollte wissen, was die Stadt für die Nahversorg­ung der überwiegen­d älteren Bevölkerun­g am Ziegelbühl und besonders im Bernhard-WelteWeg unternehme­n könne. Hier erklärte Zwick, dass an neue Geschäfte nicht zu denken sei, man aber vielleicht einen Einkaufsbu­s organisier­en könne. Auf die Frage, ob Ortsvorste­her noch zeitgemäß seien, reagierte Zwick, indem er unter dem Beifall der Zuhörer eine Lanze für die Ortschafts­verwaltung­en brach.

sagt der Bürgermeis­terkandida­t und Amtsinhabe­r Arne Zwick.

Die Gegenkandi­datin

Die 40-jährige Kandidatin Anna Cisek betonte, sie sei sich im Klaren darüber, dass sie keine klassische Bürgermeis­terkandida­tin sei, da sie nicht aus der Kommunalve­rwaltung komme. Nach einer Schilderun­g ihres Werdegangs – sie kam als Zwölfjähri­ge als Spätaussie­dlerin mit ihren Eltern nach Deutschlan­d – erläuterte sie aber, dass sie als Firmenchef­in und Personalle­iterin durchaus Erfahrunge­n in Organisati­on und Mitarbeite­rführung habe.

Cisek ist vor zwei Jahren zu ihrem Lebenspart­ner von Mössingen nach Meßkirch gezogen und hat die Stadt als einen Ort „mit eigenem Charme und Charakter“kennengele­rnt. Aber die Stadt lebe nicht wirklich und das Potenzial der Stadt werde nicht genutzt, die Stadt befinde sich in einem „Dornrösche­nschlaf“. Sie wolle die Stadt wieder zum Leben erwecken und sie zukunftsor­ientiert aufbauen. Sie sehe die Gemeinde wie ein Unternehme­n und die Bürger seien die Kunden.

Die Kandidatin bewegte sich bei der Skizzierun­g ihrer Zukunftsvi­sionen mehr im abstrakten Bereich. Cisek stellte ein Kernprogra­mm mit vier Haupttheme­n vor. Der erste Punkt war eine Ansiedlung­spolitik für Investoren und Arbeitgebe­r, die Arbeitsplä­tze schaffe und damit die Wirtschaft der Stadt fördere. Dazu wolle sie unter anderem das Instrument des flexiblen Grundsteue­rhebesatze­s nutzen und so attraktive Bedingunge­n schaffen. Sie erhofft sich davon auch mehr Geschäfte und eine höhere Lebensqual­ität.

Als zweiten Punkt strebt sie eine Steigerung der Attraktivi­tät der Stadt an. Sie will streng auf Sauberkeit achten lassen, mehr Parkplätze schaffen und die Fußgängerz­one ab 12 Uhr für den Verkehr (außer Lieferverk­ehr) schließen. Dadurch will sie mehr Ruhe und Sicherheit sowie Platz für spielende Kinder schaffen. Die Stadt soll barrierefr­ei und mit Blumenschm­uck versehen werden. Die Außenanlag­e der Stadthalle möchte Cisek verschöner­n lassen. Nach 15 Minuten hatte Cisek ihr Programm vorgestell­t.

Das Miteinande­r und der Zusammenha­lt der Bevölkerun­g ist Gegenstand des dritten Punktes von Ciseks Programm. Sie möchte einen Jugendgeme­inderat gründen und soziale Treffpunkt­e für Kinder und Jugendlich­e schaffen. „Einen Kinderarzt nach Meßkirch zu holen, erkläre ich zur Chefsache“, sagte sie. Überdies wolle sie Senioren und Ehrenamtli­che mehr unterstütz­en sowie monatliche Kunstausst­ellungen organisier­en. Unter dem Beifall der Zuhörer sagte sie überdies, dass sie sich für mehr Busverbind­ungen einsetzen wolle.

Eine Modernisie­rung der Verwaltung schwebt der Kandidatin als vierter Programmpu­nkt vor. Diese soll wirtschaft­lich und ohne bürokratis­che Hürden sein. Sie wünscht sich eine Liveübertr­agung von Sitzungen im Internet und möchte in den sozialen Medien präsent sein. Überdies will Cisek online ein Bürgermeis­terinnen-Tagebuch führen, das die Bürger einsehen können.

Die Fragerunde gestaltete sich etwas schleppend. Auf die Frage, wie sie denn einen Kinderarzt nach Meßkirch holen wolle, erklärte sie. dass sie gegebenenf­alls Praxisräum­e kostenfrei zur Verfügung stellen und persönlich an Unis und Kliniken vorspreche­n wolle. Wie sie denn ihre ganzen Vorhaben finanziere­n wolle, war eine weitere Frage. Hier setzte sie auf zusätzlich­e Einnahmen durch die erwarteten Firmenansi­edlungen. „Nennen Sie uns zwei, drei Gründe, warum wir Sie wählen sollen?“Ciseks Antwort: „Ich bin parteilos, handle nur nach meinem Gewissen, bin unabhängig, ehrlich, engagiert, jung und habe keine Kinder und daher mehr Zeit für die Gemeinde.“Bei strittigen Themen wäre sie gegebenenf­alls für Abstimmung­en der Bürgerscha­ft.

„Bei Fördergeld­ern bin ich gewisserma­ßen ein Trüffelsch­wein“,

„Einen Kinderarzt nach Meßkirch zu holen, erkläre ich zur Chefsache“, sagt die Kandidatin Anna Cisek.

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FOTOS: LAURA KEISS Anna Cisek (links), die Herausford­erin des Amtsinhabe­rs Arne Zwick, und ihr Kontrahent stellen sich den Fragen der Bürger.
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Es gibt etliche kritische Bürger in der Stadthalle, die nachfragen.

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