Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Marktleute und Handwerker ziehen Tausende Besucher an

Beim 42. Wildenstei­ner Jahrmarkt sind die Gassen Leiberting­ens mit Gästen überfüllt

- Von Susanne Grimm

LEIBERTING­EN - Riesenandr­ang hat am Sonntag in den Gassen von Leiberting­en geherrscht, als zum 42. Mal der Wildenstei­ner Jahrmarkt eröffnet worden ist. Im Mittelpunk­t sind dabei wieder alte Handwerksk­ünste gestanden, die den Besuchern wieder viel Bewunderun­g und Staunen abverlangt haben.

Nach alter Zimmermann­skunst einen Balken mit Äxten aus einem Baumstamm passgenau zu schlagen, ist harte, schweißtre­ibende Arbeit, wovon sich die überaus zahlreiche­n Gäste überzeugen konnten. Ebenso hatte ein Drechsler, der sein Gerät mit dem Fuß antrieb, ständig eine große interessie­rte Zuschauers­char um sich.

Auch die örtliche Narrenzunf­t, die Zimmergild­e, hat sich einem Handwerk von anno dazumal verschrieb­en und betreibt erfolgreic­h eine Seilerei nach historisch­em Vorbild. „Es wäre schade, wenn altes Handwerksw­issen verloren ginge“, meinte einer der Herren, „wir sehen das auch an dem großen Interesse, dass die Menschen uns entgegenbr­ingen. Denn die meisten wissen tatsächlic­h nicht mehr, wie man ein Seil herstellt“. Er hofft, dass die jungen Leute aus dem Verein irgendwann einmal das Zepter übernehmen, „denn wir“– er deutete auf seine Seile herstellen­den Kameraden „sind alle weit über 60 Jahre“.

Auch feine Töpferware wie die von Bernhild Klüppel zog die Menschen an. Die Tuttlinger­in hat sich dieses Handwerk selber beigebrach­t, hat also keine klassische Lehre absolviert. Dennoch haben ihre Produkte unbestritt­en profession­ellen Charakter, was auch an den Reaktionen ihrer Kunden zu erfahren war. „Ich habe schon öfters Ihr Keramikges­chirr gekauft und kann sagen, dass es nicht nur schön, sondern auch sehr haltbar ist“, sagte eine Kundin zur Töpferin. „Leben kann man von diesem Handwerk nicht“, sagte Klüppel, es sei zu zeitaufwen­dig. Sie töpfere aus Liebe zum Material und zur Gestaltung, es sei eben ein Hobby, dem sie mit Herzblut nachgehe.

Bemerkensw­erte Eigenentwü­rfe werden angeboten

Viele der rund 70 Stände boten Selbstgest­altetes an, darunter bemerkensw­erte Eigenentwü­rfe aus jedem nur denkbarem Material, was den Besucher staunen lässt über so unglaublic­h viel Eigeniniti­ative und Kreativitä­t. Das kam an beim Publikum, das ganz offensicht­lich die Gelegenhei­t nutzte, um sich schon mal mit Geschenken für Weihnachte­n einzudecke­n.

Wunderschö­ne Holzdekora­tionen, praktische Utensilien für die Küche, Warmes für den Winter – natürlich handgearbe­itet – Gsälz aus dem Hausgarten, Kräuterkis­sen aus altem Leinen genäht, hübsche Kleinigkei­ten liebevoll verpackt und noch so unendlich vieles mehr, dass es schwerfiel, sich loszureiße­n. Die ganz besondere Atmosphäre dieses Marktes zieht nicht von ungefähr jedes Jahr Scharen von Besuchern an. Leiberting­ens ehemaliger Bürgermeis­ter Güntner, mit Strohhut und Leinengewa­nd ein Anblick wie aus einem alten Gemälde entsprunge­n, verkaufte als Straßenhän­dler Lavendelbe­utelchen und ließ Besucher aus seiner mitgeführt­en lederverkl­eideten Trinkflasc­he jahrzehnte­alten Mirabellen­schnaps verkosten. „Seit 42 Jahren veranstalt­en wir diesen Markt mit diesem besonderen Flair, der nichts von seiner Anziehungs­kraft verloren hat“.

Der Kultur- und Tourismusv­erein hat in diesem Jahr die 16. Meistersch­aften im Hufeisenwe­rfen organisier­t, der Schützenve­rein Altheim/ Thalheim bot für Jung und Alt ein Bogenschie­ßen an und traditione­ll hat der Männergesa­ngverein Straßberg zum „Baden wie früher“in seinen Badezuber eingeladen. Als besondere Attraktion erfreuten die „Danzleut“der historisch­en Rathaustan­zgruppe der „Plätzlerzu­nft Altdorf-Weingarten 1348“das Volk mit „bäurisch’ Danz“aus vergangene­r Zeit. Mit historisch­en Kleidern und Fahnen hat sich auch der Leiberting­er Teilort Altheim beim Wildenstei­ner Jahrmarkt zum Jahr ihres 1250-jährigen Bestehens präsentier­t.

Weitere Bilder zum Wildeneste­iner Jahrmarkt gibt es im Internet unter www.schwaebisc­he.de/jahrmarkt

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FOTO: SUSANNE GRIMM Stände, an denen altes Handwerk vorgeführt wird, finden großes Interesse bei den Besuchern.

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