Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Marktleute und Handwerker ziehen Tausende Besucher an
Beim 42. Wildensteiner Jahrmarkt sind die Gassen Leibertingens mit Gästen überfüllt
LEIBERTINGEN - Riesenandrang hat am Sonntag in den Gassen von Leibertingen geherrscht, als zum 42. Mal der Wildensteiner Jahrmarkt eröffnet worden ist. Im Mittelpunkt sind dabei wieder alte Handwerkskünste gestanden, die den Besuchern wieder viel Bewunderung und Staunen abverlangt haben.
Nach alter Zimmermannskunst einen Balken mit Äxten aus einem Baumstamm passgenau zu schlagen, ist harte, schweißtreibende Arbeit, wovon sich die überaus zahlreichen Gäste überzeugen konnten. Ebenso hatte ein Drechsler, der sein Gerät mit dem Fuß antrieb, ständig eine große interessierte Zuschauerschar um sich.
Auch die örtliche Narrenzunft, die Zimmergilde, hat sich einem Handwerk von anno dazumal verschrieben und betreibt erfolgreich eine Seilerei nach historischem Vorbild. „Es wäre schade, wenn altes Handwerkswissen verloren ginge“, meinte einer der Herren, „wir sehen das auch an dem großen Interesse, dass die Menschen uns entgegenbringen. Denn die meisten wissen tatsächlich nicht mehr, wie man ein Seil herstellt“. Er hofft, dass die jungen Leute aus dem Verein irgendwann einmal das Zepter übernehmen, „denn wir“– er deutete auf seine Seile herstellenden Kameraden „sind alle weit über 60 Jahre“.
Auch feine Töpferware wie die von Bernhild Klüppel zog die Menschen an. Die Tuttlingerin hat sich dieses Handwerk selber beigebracht, hat also keine klassische Lehre absolviert. Dennoch haben ihre Produkte unbestritten professionellen Charakter, was auch an den Reaktionen ihrer Kunden zu erfahren war. „Ich habe schon öfters Ihr Keramikgeschirr gekauft und kann sagen, dass es nicht nur schön, sondern auch sehr haltbar ist“, sagte eine Kundin zur Töpferin. „Leben kann man von diesem Handwerk nicht“, sagte Klüppel, es sei zu zeitaufwendig. Sie töpfere aus Liebe zum Material und zur Gestaltung, es sei eben ein Hobby, dem sie mit Herzblut nachgehe.
Bemerkenswerte Eigenentwürfe werden angeboten
Viele der rund 70 Stände boten Selbstgestaltetes an, darunter bemerkenswerte Eigenentwürfe aus jedem nur denkbarem Material, was den Besucher staunen lässt über so unglaublich viel Eigeninitiative und Kreativität. Das kam an beim Publikum, das ganz offensichtlich die Gelegenheit nutzte, um sich schon mal mit Geschenken für Weihnachten einzudecken.
Wunderschöne Holzdekorationen, praktische Utensilien für die Küche, Warmes für den Winter – natürlich handgearbeitet – Gsälz aus dem Hausgarten, Kräuterkissen aus altem Leinen genäht, hübsche Kleinigkeiten liebevoll verpackt und noch so unendlich vieles mehr, dass es schwerfiel, sich loszureißen. Die ganz besondere Atmosphäre dieses Marktes zieht nicht von ungefähr jedes Jahr Scharen von Besuchern an. Leibertingens ehemaliger Bürgermeister Güntner, mit Strohhut und Leinengewand ein Anblick wie aus einem alten Gemälde entsprungen, verkaufte als Straßenhändler Lavendelbeutelchen und ließ Besucher aus seiner mitgeführten lederverkleideten Trinkflasche jahrzehntealten Mirabellenschnaps verkosten. „Seit 42 Jahren veranstalten wir diesen Markt mit diesem besonderen Flair, der nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat“.
Der Kultur- und Tourismusverein hat in diesem Jahr die 16. Meisterschaften im Hufeisenwerfen organisiert, der Schützenverein Altheim/ Thalheim bot für Jung und Alt ein Bogenschießen an und traditionell hat der Männergesangverein Straßberg zum „Baden wie früher“in seinen Badezuber eingeladen. Als besondere Attraktion erfreuten die „Danzleut“der historischen Rathaustanzgruppe der „Plätzlerzunft Altdorf-Weingarten 1348“das Volk mit „bäurisch’ Danz“aus vergangener Zeit. Mit historischen Kleidern und Fahnen hat sich auch der Leibertinger Teilort Altheim beim Wildensteiner Jahrmarkt zum Jahr ihres 1250-jährigen Bestehens präsentiert.
Weitere Bilder zum Wildenesteiner Jahrmarkt gibt es im Internet unter www.schwaebische.de/jahrmarkt