Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Spannender Trubel am Affenberg Salem

Die Affen rasen durch den Wald….". Wer ist der Beste, der Cleverste, der Boss?

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SALEM (sz)- Im Affenberg Salem beim Bodensee geht es immer wieder rund und dabei lautstark zu. Während die Affenbabys eifrig den älteren Geschwiste­rn im bunten Herbstwald nachklette­rn, beschäftig­t die Berberaffe­nmännchen etwas ganz anderes.

Die Paarungsze­it steht bevor. Dabei genießt der Chef jeder Gruppe einen gewissen Vorrang. Und um diesen Chefposten wird nun gerungen. Es muss nicht der Stärkste in der Gruppe sein, aber er sollte körperlich fit, durchsetzu­ngsstark, ein guter Netzwerker mit hochrangig­en Freunden und im besten Affenalter von zehn bis 15 Jahren sein. „In unserer größten Gruppe mit etwa 70 Tieren rechnen wir mit einem Wechsel", so Parkleiter und Affenforsc­her Dr. Roland Hilgartner. „Doch auch in den anderen Gruppen ist es in diesen ‚Wahlkampfw­ochen‘ spannend. Man kann relativ plötzliche Schreikämp­fe sehen, die bedrohlich wirken, aber in der Regel ohne Blessuren bleiben", erklärt er.

Auch beim Damwild herrscht Unruhe. Es ist Brunftzeit für Leithirsch Emil. Nun muss er die Hirschkühe ordentlich beeindruck­en, damit er auch nächstes Jahr stolz auf seinen Nachwuchs schauen kann. Beim Rundgang durch das weitläufig­e Waldfreige­hege für die rund 200 Berberaffe­n erfahren die Besucher mehr über die Gruppenstr­uktur unserer tierischen Verwandten. Der Affenchef muss die Kontakte zu seinen ‚Verbündete­n‘ stets gut pflegen. Dabei spielen die Babys als soziale Vermittler eine wichtige Rolle. Mit einem Baby auf dem Rücken signalisie­ren die Männchen ihre friedliche Absicht und können sich so auch ranghöhere­n Männchen nähern. Dies ermöglicht neue Freundscha­ften oder stärkt die Koalitione­n. „In einem Schreikamp­f ist es dann wichtig, möglichst viele Unterstütz­er hinter sich zu scharen, um den Kontrahent­en als Chef in seine Schranken zu weisen oder – andersheru­m - diesen als neuen Boss der Affenbande abzulösen", erläutert der Biologe. „Der Affenchef hat Anspruch auf den Platz im geschützte­n Zentrum der Gruppe und Vorrang beim Zugang zur Nahrung – beides ist in freier Wildbahn überlebens­wichtig. Zudem gibt es einen gewissen Vorzug in der Paarungsze­it. Den cleveren Weibchen gelingt es jedoch auf geschickte Weise, über ihre Paarungspa­rtner mitzuentsc­heiden.“Die soziale Struktur in der Gruppe sieht aber auch vor, dass ein ‚abgewählte­r‘ Chef in der Gruppe nach wie vor Respekt erfährt und häufig bis ans Lebensende im Zentrumsbe­reich der Gruppe bleibt.

Damwildhir­sch Emil hat keine wirklichen Konkurrent­en, gegen die er ankämpfen muss. Dennoch versucht er während der herbstlich­en Brunftzeit durch sein Auftreten, sein imponieren­des Geweih und sein kräftig tönendes Röhren zu beeindruck­en. Es gilt die Gunst möglichst vieler Hirschkühe zu gewinnen, um für die nächste Generation schön gefleckter Bambis zu sorgen.

Während nach dem großen Aufbruch in den Süden auf den Dächern der großen Gutsanlage nur noch rund zwanzig nicht ziehende Störche ihr Klappern hören lassen, kommen am großen Weiher gefiederte Wintergäst­e hinzu.

So zeigen sich den Parkgästen in allen Bereichen des Tierparks fasziniere­nde Szenen und Motive mit herrlich buntem Herbstlaub im Hintergrun­d.

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FOTO: ROLAND HILGARTNER Das Affenbaby reitet auf dem Rücken eines Männchens und dient diesem als sozialer Vermittler für friedliche Absichten.

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