Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Niederlechner bringt Tedescos Schalker zum Verzweifeln
Freiburgs Ersatzstürmer trifft gegen den Vizemeister, dem droht der schlechteste Start der Clubgeschichte
FREIBURG (dpa/SID) - Florian Niederlechner kann es noch. Ein Jahr lang wartete der Angreifer des SC Freiburg auf ein Bundesligator – bis Schalke ins Schwarzwald-Stadion kam. Per Abstauber erzielte der 27-Jährige am Dienstag den Siegtreffer zum 1:0 und baute damit eine kuriose Statistik aus. Seit Freiburgs Wiederaufstieg 2016 gehen alle vier Tore gegen Schalke auf sein Konto. „Für den Flo freut es mich enorm, dass er wieder getroffen hat“, sagte Defensivkraft Robin Koch. Mehr als zwei Drittel der Vorsaison hatte Niederlechner verpasst wegen eines Kniescheibenbruchs.
„Das Tor hat uns viel Kraft gegeben und Schalke noch mal mehr unter Druck gesetzt“, sagte Streich mit Blick auf den nach fünf Partien immer noch punktlosen Revierclub. Mit Blick auf Niederlechner, der diese Saison zuvor eher unglücklich agiert hatte, ergänzte der Coach nüchtern: „Er hat gut malocht.“Dabei war noch nicht einmal davon auszugehen gewesen, dass Niederlechner überhaupt in der Startelf stehen würde.
Denn auch beim 3:1 in Wolfsburg hatte der Angreifer nicht überzeugt und nach seiner Einwechslung in der 75. Minute eine klare Chance vergeben. Gegen Schalke rückte er für den verletzten Kapitän Mike Frantz in die Startelf, fiel über weite Strecken nicht besonders auf, erzielte aber das goldene Tor. „Wir wollten die Unsicherheit von Schalke ausnutzen und ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen“, sagte er danach. Am Sonntag (18 Uhr/Sky) geht es für ihn und Freiburg beim FC Augsburg weiter. Ob Niederlechner dann wieder spielt, bleibt offen.
Schalkes Trainer Domenico Tedesco ist nach der fünften Niederlage im fünften Spiel derweil in seiner bisher größten Krise angekommen. Verliert er auch am Samstag gegen Mainz, hätte Tedesco gar einen Platz in den Club-Annalen sicher: Sechs Bundesliga-Pleiten zum Start hat es für Schalke noch nie gegeben.
Wie konnte es so weit kommen? „Das habe ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können“, sagte Sportvorstand Christian Heidel. Mit seiner bedachten, stets klaren Art hatte Tedesco im Vorjahr das unruhige Umfeld beruhigt, die Mannschaft stabilisiert und zur Vizemeisterschaft geführt. Er passe als Typ überragend in die Region und zu Schalke, schwärmte Heidel damals. Von dieser Euphorie ist nicht viel geblieben.
Leon Goretzka und Max Meyer fehlen den Schalkern arg, die gleich sechs Startelf-Änderungen Tedescos, der zudem erstmals auf eine Viererkette setzte, brachten nichts. Zwar war Schalke klar überlegen, traf aber kurz vor der Pause zweimal nur den Pfosten. Abwehrchef Naldo, der erstmals auf der Bank saß, lieferte sich derweil ein Scharmützel mit Ex-Trainer Markus Weinzierl, der 2016 ebenfalls mit fünf Pleiten startete und nun als TVExperte gesagt hatte, er halte es für nicht sinnvoll, das Spiel auf einen 36Jährigen zuzuschneiden. „Der soll seine Klappe halten“, sagte Naldo. Heidel dagegen blickte nach vorne. „Wir müssen am Samstag gewinnen.“
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3. Liga (9. Spieltag)
VfR Aalen – Karlsruher SC
Tore: 0:1 Fink (33.), 1:1 Bär (49.), 1:2 Lorenz
(59.), 1:3 Pourie (71.). – Zuschauer: 4403. Außerdem: KFC Uerdingen – FSV Zwickau
1:2 (0:0), VfL Osnabrück – Fortuna Köln 1:0
(0:0), SpVgg Unterhaching – 1860 München
1:1 (0:0).