Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Welche Assistenzsysteme im Auto besonders wichtig sind
Die Industrie setzt verstärkt auf elektronische Helfer, um vor Gefahren zu warnen und aktiv in das Geschehen einzugreifen
STUTTGART (dpa) - Laut Statistiken ist der Mensch für über 90 Prozent der Verkehrsunfälle verantwortlich, erklärt die Prüforganisation Dekra. Die Autoindustrie setzt daher schon seit Jahren verstärkt auf Fahrerassistenzsysteme. Die sind in der Lage, kritische Fahr- und Verkehrssituationen frühzeitig zu erkennen, vor Gefahren zu warnen und im Bedarfsfall auch aktiv in das Geschehen einzugreifen. Welche Helferlein aber sind besonders wichtig? Ein Überblick:
„Neben dem Anti-Blockier-System ABS und der elektronischen Stabilitätskontrolle ESP ist insbesondere der Notbremsassistent unverzichtbar, möglichst mit Fußgängerund Radfahrererkennung“, sagt Jens König, Leiter Unfallanalytik und Unfallforschung bei der Dekra. Vorausschauende Notbremssysteme basieren auf Abstandsregeltempomaten und sollen dazu beitragen, Auffahrunfälle zu verhindern oder zumindest die Kollisionsgeschwindigkeit so zu verringern, dass die Schwere des Unfalls deutlich gemindert wird. Unfalluntersuchungen haben ergeben, dass mehr als jeder zweite Autofahrer in Deutschland bei Auffahrunfällen zu zögerlich oder – beispielsweise bei Unaufmerksamkeit – gar nicht auf die Bremse getreten hat. In diesem Fall unterstützt der Bremsassistent mit maximaler Bremskraft und holt so wichtige Zentimeter heraus, die über Leben und Tod entscheiden können.
Ebenfalls sinnvoll: der Spurhalteassistent, der den Fahrer warnt, wenn er unbeabsichtigt seinen Fahrstreifen verlässt. Gerade auf langen und monotonen Strecken, wenn die Aufmerksamkeit des Fahrers unter Umständen nachlässt, sei dies eine wertvolle Unterstützung. Das gilt auch für den Totwinkelassistenten. Fahrzeuge, die sich in einem für den Fahrer nicht oder nur schwer einsehbaren Bereich nähern, werden dabei durch Sensoren erfasst und gemeldet, um einen Zusammenstoß zu verhindern. Der Schulterblick bleibt dennoch unverzichtbar. Denn die Sensorik erfasst meist nur wenige Meter zur Seite und nach hinten, sodass schnell herankommende Fahrzeuge oft nicht erkannt werden.
Zudem erhöhen auch Komfortextras wie Einparkassistent, Fernlichtassistent, Müdigkeitserkennung, Verkehrszeichenerkennung oder der adaptive Geschwindigkeitsautomat die Verkehrssicherheit.
Aber egal, welche elektronischen Helfer an Bord sind: „Ebenso wichtig wie das Wissen um die Funktionalität von Assistenzsystemen ist es, dass die Fahrer deren Leistungsspektrum und vor allem deren Grenzen kennen und verstehen“, sagt König.